Metterqueten

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Wappen des Landkreises Heydekrug, Memelland

Metterqueten

Bauerndorf im Memelland
Kreis Heydekrug, O s t p r e u ß e n
__________________________________________________________

Die heutige Hofstelle der ehemaligen Schule von Metterqueten von Norden aus gesehen, 2012


Hierarchie
Ehemalige Schule in Metterqueten
2021 ©KestucioZ.Fotografija



Einleitung

Metriken auf der Prussiae Karte (1629)
© AdM Archiv

Metterqueten, Kreis Heydekrug, Ostpreußen


Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutungen

Der Name weist auf eine Fischersiedlung am Topalis-Fluss.

  • nehrungs-kurisch "metričs" = Netzsack, Schleppnetz
  • prußisch "metritze, medritze" = Fischsack, Sack am großen Netz
  • memelländisch "metryčios" = der Fangsack des großen Braddennetzes
  • ostpreußisch "-wethen" und litauisch „vieta“ = Stelle, Ort, Stelle innehaben


Allgemeine Information

  • Lt. Ortsregister Lange[7]:
  • Dorf mit Bahnstation
  • 11,5 km östlich von Heydekrug
  • 1939: 328 Einwohner
  • Gegründet vor 1614

Angrenzende Orte

An Cöllm. Dorff Metterquetten angrenzende Orte
Im Osten: Mausel Michel Dargen
Im Süden: Auritten
Im Westen: Paul Laudtschen
Im Norden: Kerrelischken

[8]


Politische Einteilung

1785 Kölmisch Dorf, 1919 Landgemeinde[9]
1785 gehörte Metterqueten zum Amt Heydekrug.[10]
1.5.1939: Name der neuen Gemeinde: Metterqueten; die neue Gemeinde ist gebildet worden aus den bisherigen Gemeinden: Metterqueten und Mussaten[11]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Metterqueten gehörte 1912[12] zum Kirchspiel Werden.

Katholische Kirche

Metterqueten gehörte 1907[13] zum katholischen Kirchspiel Szibben.

Friedhöfe

Es sind drei alte Friedhöfe in Metterqueten zu finden:

Lage der Friedhöfe von Metterqueten im Messtischblatt
Der Zugang zum ersten Friedhof von Metterqueten
2010
Der Weg zum zweiten Friedhof von Metterqueten
2010

Friedhof 1

Der erste ("alte") Friedhof ist als Denkmal gekennzeichnet, jedoch schwer zugänglich und stark verwildert. Es ist wohl der ältere Friedhof der Gemeinde. Auf ihm sind fast ausschließlich Gräber von vor 1900 zu finden, soweit sie zu erkennen sind.
Wegbeschreibung: Von Heydekrug kommend nach der Bushaltestelle 'Metirkvieciai' links auf den Sandweg in Richtung des ehemaligen Ortes abbiegen. Nach dem ersten Gehöft auf der rechten Seite liegt sofort links das kleine Waldstück mit dem beschilderten verwilderten Friedhof.

Foto 1994

Fotos 2010

Fotos 2015


Folgende Grabkreuz-Inschriften sind 2014 hier noch zu finden:

  • Adolf Papendick, geb. 07.05.1835 +09.07.1884
  • Mathilde Hirsch, geb. 07.09.1861 +26.02.1879
  • Matilde Bremer (verw. Hirsch, geb. Papendick), geb. 11.07.1837 +01.06.1907
  • Carl Bremer, geb. 22.10.1837 +01.12.1889 o. 1899
  • Albert Hirsch, geb. 15.06.1867 +18.03.1890
  • August Hirsch, geb. 08.05.1830 +22.02.1871
  • Annes Juschkenes, geb. 06.11.1817 +17.02.1899
  • Wilhelm Joneschies, geb. 02.09.1852 +18.07.1906
  • Chr. Pillibeit, geb. 13.04.1849 +30.07.1894 o. 1899
  • Anna Septinus, geb. 10.11.1888 +23.04.1907?
  • Fr. Becker, geb. 02.12.1819 +21.01.1893
  • WHL. Becker, geb. 01.06.1813 +07.02.1895
  • Elske Grigoleit, geb. 18.05.1880 +25.06.1897
  • Anna Grigoleit, geb. 08.10.1899 +18.08.1915?


Friedhof 2

Der zweite ("neuere") Friedhof ist nicht auf dem Messtischblatt verzeichnet: Er ist schwerer zu finden als der erste, aber leichter zugänglich. Im vorderen Bereich erscheint er gepflegter zu sein als im hinteren älteren, sehr verwilderten Bereich. Auf ihm sind sowohl ältere Gräber als auch einige wenige aus dem 20. Jahrhundert, jedoch keine ganz neuen Gräber zu finden.
Wegbeschreibung: Von Heydekrug kommend nach der Bushaltestelle Meterkviciai links auf den Sandweg in Richtung des ehemaligen Ortes abbiegen. Vor der Brücke (über die Szuste) rechts in den Feldweg bis zum Wald fahren. In dem rechten Waldstück ist der Friedhof zu finden.

Fotos 2010

Die Bilder der Friedhöfe 1 und 2 wurden von Petra und Marieta Waldszus aufgenommen. Kontakt

Friedhof 3

Auf dem Friedhof sind nur noch wenige Gräber zu erkennen. Der ursprüngliche Weg dorthin wurde planiert. Ein privater Grundbesitzer verwehrt bzw. erschwert den Angehörigen der letzten Gräber den Zugang und beansprucht das Gelände des Friedhofes für sich. Insgesamt macht der gesamte Komplex einen sehr traurigen Eindruck, da auch landwirtschaftliches Gerät und Abfall gelagert wird. Die Fotos wurden im Juni 2020 und im März 2021 von Kestutis Zdanevicius gemacht und freundlicherweise von ihm zur Verfügung gestellt.

Standesamt

Metterqueten gehörte 1907[14] zum Standesamt Paszieszen.


Schule

Schulklasse in Metterqueten im Jahre 1927, Martynas Michael Potzus ist der Junge in der zweiten Reihe mit dem weißen Kragen (Bild: Daina Pocius)



  • Im Jahr 1858 wurde eine Schule in Metterqueten begründet.[15]
  • Ein Lehrer, der dort ca. Ende der 1930er Jahre unterrichtete, hieß Lehrer Stamm (lt. dem Zeitzeugen und ehemaligen Schüler Willi Schulz, geb. 1928 in Mussaten).
  • Die ehemalige Schule Metterquetens liegt nahe, süd-östlich des alten Friedhofs auf der gegenüberliegenden Seite des Sandweges auf einer kleinen Anhöhe.


Schulklasse in Metterqueten Weihnachten 1930, Martynas Michael Potzus ist der Junge links neben dem Lehrer der mit dem weißen Kragen (Bild: Daina Pocius)
Schulklasse in Metterqueten Weihnachten 1930 (Bild: Daina Pocius)


Fotos der ehemaligen Schule

2012

Ehemalige Schule von Metterqueten aus östlicher Richtung fotografiert (2012)
Die heutige Hofstelle der ehemaligen Schule von Norden aus gesehen (2012)
Idyllisch gelegener Baum auf der Anhöhe nahe der Schule (2012)


Bewohner



Familie Michael Potzus in Metterqueten (© Daina Pocius)


Geschichte

Dieser "Kruck" im Bezirk / in der Dorfschaft Auritten ist möglicherweise der Krug zu Metterqueten gewesen auf der Carte des terres devant le Curis H [affe] [de] cote du Memmel, ca. 1670, 1:55 000, Sign. N 11999/50
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

Krüge: Eine Krugsgerechtigkeit ist hierselbst, das Schankrecht aber brauchen alle Lahtzen, und gehet die Straße nach Szameiten.[16]
(Lahße, laßze bedeutet ein Zinsgut, nach dem aus Memel gebürtigen Matthäus Praetorius ein Dorf, also eine bäuerliche Siedelung.)

Kleidung um 1870

  • Männer: Festtracht: rothbunte Kleider von demselben Stoffe wie die Frauen. Im Winter einen langen oder kurzen unbezogenen Pelz (lit. Kaileni) mit einem selbstgewebten Bande, Jostes genannt, auf dem allerlei Sprüchlein und Dainos[3] eingenäht sind, umbunden.
  • Frauen: bunte Röcke, Markinnis genannt. Um den Kopf ein Tuch gewunden, Mutteres genannt, und um den Leib ein weißes Pelzchen.

Diese Beschreibung der Kleidung stammt aus einem Fragebogen, den der Sprachwissenschaftler Georg Wenker (s. Artikel Georg Wenker. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (15.09.2013) um 1870 an viele Dorfschulen verteilte. Er erforschte die verschiedenen Dialekte und fragte aber auch nach den Volkstrachten und der Zusammensetzung der Bevölkerung.

Den Fragebogen hat der Lehrer Gottlieb Schroeder aus Schillehnen ausgefüllt. Er gibt das Verhältnis der litauischen Bevölkerung zur deutschen mit etwa 50 : 1 an.


Verschiedenes

Verkehr

Fahrplan der Insterburger Kleinbahn
(aus dem Heydekruger Kreisblatt Nr. 17 vom 29.02.1916)
  • Eine 16 km lange Kleinbahnstrecke von Heydekrug nach Kolleschen führte seit 1913 durch Metterqueten.


Fotos

Fotoimpressionen aus Metterqueten 2010 und 2012


Karten

Metterqueten auf der Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Siehe ganz oben rechts auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000


Metterqueten im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Metterqueten im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Metterqueten im Messtischblatt 0695 Gaidellen, 0696 Wersmeningken (1914) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Metterqueten aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Metterqueten aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  2. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  3. Werden Taufenbuch 1710-1728
  4. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
  5. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  6. Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
  7. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  8. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
  9. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  10. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  11. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  12. Die evangelischen Kirchengemeinden in Ostpreußen und Westpreußen in Pfarr-Almanachen von 1912 und 1913, Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V. Nr. 59.
  13. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. Berlin SW. 1907.
  14. Gemeindelexikon für die Provinz Ostpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. Berlin SW. 1907.
  15. Heinrich A. Kurschat: Das Buch vom Memelland, Heimatkunde eines deutschen Grenzlandes, Verlag Werbedruck Köhler, Oldenburg, 1990
  16. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962