Palmnicken
Regional > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Königsberg > Landkreis Fischhausen > Palmnicken
Einleitung
Palmnicken liegt an der Westküste des prußischen Stammesgebietes Samland im Landkreis Fischhausen. Die Kleinstadt ist berühmt durch das einzige Bernsteinwerk der Welt.
Name
Der Name weist auf Heideland und Fischfang.
- prußisch "palwe" = wüste baumlose Moosfläche, unbeackertes Heideland, gerodete Waldfläche
- "palwi" = Moosheide
- "palme" = anderer Name für den Fisch Barbe (cyprinus barbus, barbus fluviatilis)
Urkundliche Erwähnungen:
- 1389 Palwenicken
- 1491 Palmenicken
- 1563 Palwenicken/ Palmnicken
- 1785 Palmnicken
Landeskunde
- Die Palwe: "Urland, Heideland, mit moosigem Gras und oft noch mit niedrigem Gestrüpp, meist Kaddig (*), bestanden, nur als (dürftige) Viehweide benutzbar. Den Charakter der "ausgerodeten Waldfläche" zeigt die Palwe wohl höchst selten. Namentlich reich an Palwen ist das Samland."
Anm.* Kaddig = Wacholder
Quelle: Frischbier, H.: Preußisches Wörterbuch Ost- und Westpreußische Provinzialismen, Bd.1,2, Berlin 1882-82
Einwohner
- 1933 2361
- 1939 3079
Geschichte
- Bernstein wurde bereits zur Römerzeit gefördert und über die Bernsteinroute bis Rom gehandelt.
- Am Rande des großen Erdtrichters zwischen Palmnicken und Kraxtepellen lag ein prußischer Burgwall, im Volksmund Schwedenschanze genannt, der von der vorrömischen Zeit (Latènezeit) bis zur Ankunft des Ordens als Wehranlage genutzt worden ist. Von drei Seiten durch Steilabhänge oder sumpfiges Gelände geschützt, bedurfte die Burg nur eines Stirnwalles mit Wehrgang, durch den ein Irrweg hineinführte. Vor dem Wall befand sich eine Holzpalisade; im Innern sind Grundrisse von Holzhäusern gefunden worden. Die aufschlußreichen Reste der Burg haben dem Bergwerk weichen müssen.
- Der Orden hatte sich das Bernsteinregal vorbehalten: Nur er durfte damit handeln, und das wurde dann auch eine der wichtigsten Quellen seines bis 1410 sprichwörtlichen Reichtums.
- ab 1234 wurde der Ort vom Deutschen Orden eingenommen.
- ab 1525 ist Palmnicken preußisch.
- 1618-1648, Im Dreißigjährigen Krieg, wurde Palmnicken für sechs Jahre von Schweden besetzt.
- im 17. Jahrhundert bestand der Ort gerade mal aus vier Höfen, zu denen sich bis 1833 zwei weitere gesellten.
- seit 1781 Versuche zu planmäßiger bergmännischer Gewinnung des Bernsteins, nachdem zuvor fast ausschließlich Gräberei und Netzfischerei betrieben worden war.
- 1740 erhält das Dorf Palmnicken eine Schule.
- 1758-1762 Russische Besetzung im Siebenjährigen Krieg.
- 1818 Im Zuge der preußischen Verwaltungsneuordnung kam Palmnicken zum Landkreis Fischhausen.
- ab 1827 begann die industrielle Förderung von Bernstein, mit der Folge, dass die Besiedlung sprunghaft zunahm und die Bebauung sich besonders in Richtung Kraxtepellen ausweitete.
- 1875.20. Mai wurde von der Regierung die Erlaubnis zur Anlegung eines Bergwerks in Palmnicken erteilt.
- 1884 erhielt Palmnicken eine Bahnverbindung nach Fischhausen.
- zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Palmnicken zu einem Badeort.
- 1913.Januar begann der großangelegte Tagebau östlich Kraxtepellen.
- 1934 Förderung von etwa 600 t Rohbernstein.
- 1945 wurden noch 400 Tonnen des fossilen Harzes gewonnen. Ein großer Teil wurde zu Kolophonium verarbeitet, nur die besten Stücke gingen zur Schmuckverarbeitung in die Staatliche Manufaktur in Königsberg. Der Bernstein wird auch nach 1945 aus der Blauen Erde gewonnen.
- 1945 wurden die ostpreußischen Außenlager des KZ Stutthof aufgelöst und die Insassen über Königsberg nach Palmnicken getrieben, wo sie im Bernsteinwerk eingemauert werden sollten. Dieser Plan scheiterte und stattdessen wurden die Menschen am 31. Januar an den Strand und unter Gewehrfeuer in die vereiste Ostsee getrieben.
- 1947 Die letzten Deutschen werden von den Sowjets ausgewiesen.
Allgemeine Information
Politische Einteilung
Palmnicken gehörte zum Landkreis Fischhausen [1].
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Palmnicken war ab 1906 Kirchspiel mit den dazugehörigen Gemeinden: Palmnicken, Bardau, Kraxtepellen mit Pfeffermühle, Gr. und Kl. Hubnicken, Sorgenau, Warschlen. Vorher gehörte Palmnicken zum Kirchspiel Germau.
Evangelische Kirchen
- Der Bernsteinunternehmer Becker, selbst Jude, stiftete Palmnicken eine Kirche, für die am 8. 9. 1887 der Grundstein gelegt und die am 3. 1. 1892 der Gemeinde übergeben wurde.
Katholische Kirchen
Historische Gesellschaften
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Kirchenbücher
Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Fischhausen
Adressbücher
Bibliografie
- Blažiene, Grasilda: Hydronymia Europaea, Sonderband II, Die baltischen Ortsnamen, Wolfgang Schmid Hrsg., Steiner Verlag Stuttgart 2000
- Frischbier, H.: Preußisches Wörterbuch Ost- und Westpreußische Provinzialismen, Bd.1,2, Berlin 1882-82
- Gerullis, Georg: Die altpreußischen Ortsnamen, Berlin, Leipzig 1922
- Hermanowski, Georg: Ostpreußen Lexikon, Adam Kraft Verlag Mannheim 1980
- Volltextsuche nach Ortsname in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Genealogische Bibliografie
Historische Bibliografie
In der Digitalen Bibliothek
Archive und Bibliotheken
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Zeitungsmeldungen
Zeitungsmeldungen der Königsberger Hartungschen Zeitung
Datum | Schlagwort | Meldung |
---|---|---|
03.10.1912 | Personalie | Der bisherige Hilfssteiger E. Schlichting bei der hiesigen Bergwerksverwaltung ist vom 1. Oktober ab als königlicher Grubensteiger daselbst angestellt worden.[1] |
03.10.1912 | Samariter-Kursus | Dr. Lehnert hält gegenwärtig einen Samariterkursus ab. Die Kosten für Beschaffung der erforderlichen Lehrmittel hat die königliche Bergwerksverwaltung übernommen. Der Unterricht geschieht wöchentlich in vier Stunden und wird voraussichtlich fünf Wochen in Anspruch nehmen. Teilnehmer sind geeignete Personen wie Fahrhauer, Aufseher u.a., auch nehmen drei Mitglieder des hiesigen Männerturnvereins daran teil.[2] |
Verschiedenes
Weblinks
- [2] (Geschichte Palmnickens)
- [3] Geschichte Bernstein
- [4] Holocaust Palmnicken
- [5] Die Prußen
- [6] Die Kuren
- [7] Die Sudauer
- [8] Kreisgemeinschaft Fischhausen
- [9] Portal Memelland
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
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Quellen
- ↑ Verfasser: Cz.(unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 03.10.1912, Abend-Ausgabe 465, S. 10, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
- ↑ Verfasser: Cz.(unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 03.10.1912, Abend-Ausgabe 465, S. 10, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis
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