Sanduhrmacher

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Was ist Handwerk ?: Handwerk ist durch Gewohnheit erlangte Geschicklichkeit (Spruch: Sully Prudhomme, intimes Tagebuch)

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Der Sanduhrmacher (Kupferstich 1698)
Ständebuch Christoph Weigel (Regensburg 1698)

Handwerk

Im 18. Jahrhundert erhält man aus erster Hand die Sanduhren von den Sanduhrmachern, welche man besonders in Nürnberg findet, und die dort unter die gesperrten Handwerker gehörten, und zum Meisterstück eine kleine Uhr mit Bleisand, eine Uhr mit vier Gläsern, deren erstes eine Viertelstunde, und die anderen bis zur vollen immer eine Viertelstunde länger laufen, eine Uhr von zwei Gläsern, und eine von drei Stunden machen mußten. Sanduhrmacher findet man aber bei den mit Nürnberger und allerhand anderen Quincaillerie- und Galanteriewaren handelnden Kaufleuten und Krämern.

Namensversionen

Sanduhr, Stundenglas, Uhrglas, Clepsamnicum oder Clepsamnium; Looper, Sandlooper (nl.); Horloge poudrier, Empoulette Empoule, Sablier, Horloge de Sable (frz.)

Funktion

Eine Sanduhr ist sehr altes Zeitmeßinstrument und besteht gewöhnlich aus zwei mit der Spitze zusammengefügten kegel- oder kelchförmigen Gläsern, die durch eine enge Öffnung an der Stelle ihrer Zusammenfügung in Verbindung stehen, und deren eins mit so viel feinem Sand gefüllt ist, wie innerhalb einer gewissen Zeit durch die erwähnte Öffnung in das andre rieselt. Beide Gläser sind an ihren weiten Öffnungen verschlossen und gewöhnlich in einem Rahmen oder kleinem Gestell befestigt; ist der Sand ausgelaufen, so muß die Sanduhr umgedreht werden, so daß das gefüllte Glas wieder nach oben zu stehen kommt.

Konstruktion

Sanduhren sind sowohl in Hinsicht der Größe der Gläser, als auch in Rücksicht des Sandes, des Gehäuses und der Zeit, da sie laufen, sehr unterschiedlich. In Hinsicht der Größe findet man sie von 1 1/2 Zoll an bis zu einem Fuß und darüber.

Auf den Schiffen, wo sie im 18. Jahrhundert im Gebrauch sind, hat man Sanduhren zu sechs bis zwölf Stunden, das heißt, das diese nach Ablauf dieser Zeit jeweils umzuwenden sind. Die gewöhnlichen Sanduhren laufen alle halbe und ganze Stunden ab.

Die Gehäuse bestehen gewöhnlich aus Holz oder Messing. In solchen Gehäusen, deren unterer und oberer Boden durch dünne Stangen zusammen verbunden ist, befinden sich eine, zwei oder auch vier Uhren, so

  • pflegt eine nur eine halbe, die andere aber eine ganze Stunde zu laufen
  • oder die erste 1/4, die zweite 1/2, die dritte 3/4 und die vierte eine volle Stunde.

Man kann sie aber auch auf eine oder mehrere Stunden, Viertel- und halbe Stunden einrichten, und an den Gläsern kleine Zeitteile abzeichnen.

In Nürnberg werden im 18. Jahrhundert die Gehäuse zu kleinen Uhren von Elfenbein, auch wohl von Silber gemacht, und mit kleinen Steinen besetzt.

Die Gläser werden in den Glashütten besonders geblasen und haben in der Spitze ein kleines Loch. Eines von den zwei Gläsern, woraus die Uhr besteht, wird nun mit rotem, ganz feinem Quarzsand, oder mit weißem Sand aus Eierschalen, oder auch wohl mit ganz feinen Blei- oder Zinngräupchen oder Körnern angefüllt. Dann werden beide an dem zugespitzten Ende, wo sich das Loch befindet, aufeinander gesetzt und sorgfältig verbunden. Je feiner nun der Sand und die Löcher sind, um so länger läuft die Uhr. Wenn aller Sand aus dem obersten in das unterste Glas abgelaufen ist, so ist das bestimmte Zeitmaß verflossen, und das Gerät wieder umgekehrt werden, damit es von neuem ablaufen kann.

Der Sand, Quarzsand, welcher zu diesen Uhren benötigt wird, wird von den Sanduhrmachern geschlemmt, getrocknet und über Feuer gedörrt, dann in einer Pfanne gebrannt, damit er eine schöne rote Farbe erhält, und durch verschiedene Siebe, deren eins immer enger, als das andere ist, bis zwanzigmal durchgeschlagen, oder man präpariert ihn aus Eierschalen, wie schon vorher bemerkt Um diese Sanduhren in gutem Stande zu erhalten, muß man sie oft umkehren und laufen lassen.

Schiffsuhren

Da man auf den Schiffen im 18. Jahrhundert größtenteils Sanduhren hat, welche alle halbe Stunden auslaufen, so bedeutet auf den Schiffen "Horloge" eine halbe Stunde; "Quatre horloges", zwei Stunden. Eine Sanduhr, welche vier Stunden läuft, wird auf den Schiffen eine Quartuhr, französisch "Horloge d' un quart", genannt. [1]

Kanzelsanduhr

Nach dem Motto: Ein Pastor darf über alles predigen, nur nicht über 20 Minuten, gaben derartige Sanduhren bereits zurzeit der Reformation einen Richtwert für die Dauer einer Predigt an.

Sanduhr um 1900

Sanduhren wurden noch im 17. Jahrh. von Rivaltus zu astronomischen Beobachtungen benutzt, um 1900 dienen sie zum Loggen (Navigation), bisweilen in Billardzimmern, in der Küche zum Eierkochen, an Krankenbetten, bei heilgymnastischen Apparaten und im Fernsprechverkehr als Gesprächszeitmesser. Sie werden zuweilen auch auf alten Kanzeln gefunden, wo sie dem Prediger die Dauer seines Vortrags bestimmen sollen. Die S. ist ein Attribut der Zeit sowie des Todes, der als Gerippe eine solche in der Hand hält oder auf dem Kopfe trägt.

Fußnoten

Museum

Weblinks