Sarkau

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Hierarchie

Regional > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Königsberg > Landkreis Fischhausen > Sarkau


Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000
Landratsamt Fischhausen 1910
Das lettische Sprachgebiet in Ostpreußen. 1649 heißt es: "Es halten sich auch ein gut Theil derselben in Preussen auff/ denn dieselben so am Curischen Habe von der Memel und ferner biß fast an Dantzig/ am Wasser wohnen/ sind Letten und gebrauchen sich der Lettischen Sprache"

Einleitung

Erste urkundliche Erwähnung 1362 als Sarckaw. Andere Schreibweisen Sarkaw (1449), die Sarkow (1497), Sarkaw (1620), Sarckau (1802), Zarkau, Sarkawa, Särkawa, Zarkowa (1885)

Name

Der Name bezieht sich auf schwarze Vögel.

  • prußisch "sarke" = Elster


Allgemeine Information

Politische Einteilung

Sarkau gehörte zum Landkreis Fischhausen

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Sarkau gehörte zum Kirchspiel Rossitten.

Evangelische Kirchen

Katholische Kirchen

Geschichte

Religion und Aberglauben

Nidden, Friedhof

„Groß war ihr Aberglaube“, schreiben mehrere Chronisten, und tatsächlich hatte sich der alte heidnische Glaube bis in das 20. Jh. erhalten und wurde zumindest bei Familienfeiern und im Brauchtum noch praktiziert, und es gab unzählige Seher, Wahrsager, Besprecher, Heilmittelhersteller und Quacksalber. An die Bedeutung von Träumen wurde eh´ geglaubt. So erzählte mir der hochverehrte Richard Pietsch, der in Funk und Fernsehen als der „letzte Kure“ bezeichnet wird, dass er das New Yorker Unglück des 11. September 2001 vorausgeträumt habe und sehr unter seinen seherischen Fähigkeiten litte und kaum darüber sprechen möge, weil es in unsere heutige rationale Welt nicht so recht hineinpassen will und als esotherisch und spinnerhaft gilt.

Bei den Kuren hielt sich die baltische heidnische Religion bis in die Neuzeit. Auf dem alten Friedhof von Nidden gibt es noch Grabstelen mit heidnischen Symbolen, deren hölzerne Grabmarkierung grundsätzlich die Gestalt einer Kröte hatte, das Symbol für die Erdgöttin und ihre lebensspendenden Kräfte. Daneben werden Vögelchen dargestellt, aber auch Blumen, Schlangen, Bäume und Himmelszeichen. Als während der Christianisierung die heidnische Symbolik verboten wurde, reicherte man die Grabmale listigerweise mit Kreuzen und anderen christlichen Zeichen an und erreichte auf diese Weise, dass sie nicht zerstört werden mussten.

Für die kurische Bevölkerung wurden 1541 in Sarkau und Rossitten Kapellen eingerichtet. Nach 1550 nannte sich der Pfarrer von Rossitten Pfarrer von Kunzen. Zum Kirchspiel Kunzen gehörten auch Inse, Loye und Ackel am östlichen Haffufer sowie Nidden und Karwaiten. Schwarzort gehörte zu Memel, Neegeln wechselte zwischen beiden. 1609 gibt der Pfarrer von Kunzen an, dass: der mehrer Teil Churen und Litauen nicht beten können. Die Visitation von 1670 geht auf die Verhältnisse in Kunzen und Sarkau im einzelnen ein. Am schlimmsten seien die Pillkopper und Preeder. Es gebe Wahrsager, Böther, Segensprecher, auch Salzpuster in Rossitten. Viele, besonders in Pillkoppen und Preeden, entschuldigten sich damit, sie könnten nicht deutsch. Also legten die Visitatoren fest, dass wenn der Pfarrer nur deutsch könne, der Schulmeister aus der litauischen Postille vorzulesen habe. Tatsächlich gab es jedoch in den Pillkopper und Preedener Gegenden Leute, die wirklich nicht deutsch konnten und deshalb dem Gottesdienst innerlich nicht folgen konnten. 1738 wird die Verwilderung der Nehrungsbevölkerung mit drastischen Worten beklagt. Sie seien nur äußerlich menschenähnlich. Auch Ende des 18. Jahrhunderts waren nur 20 % der Bevölkerung dieser Kirchspiele deutsch. Die ihnen fremde Sprache war ursächlich dafür, dass die Obrigkeit den Kuren geistig nicht nahe kommen konnte und dass so der alte heidnische Glaube, die alten heidnischen Riten ihnen weiterhin inneren Halt gaben.

Krajebieter

Sie sollen wie Täubchen schmecken
Netzespannen
Krajebieterhütte

Die Bevölkerung der Nehrung besserte ihren Speiseplan durch den Verzehr von Schwarzvögeln auf, die ähnlich wie Täubchen schmecken sollen. Die Vögel wurden mit Netzen gefangen und mit einem Biss in den Kopf kurz und schmerzlos getötet. Deshalb wurden die Sarkauer "Krähenbeißer" (Krajebieter) genannt.

"Der Vogelbestand muß sehr groß gewesen sein. Ein Privileg aus dem Jahre 1656 besagt, daß für einen Vogelherd, Krähen- und Drosselfang, jährlich der Zins von 1 Taler und 6 Groschen entrichtet werden mußte. Der Krähenfang wurde nach den alten Fangmethoden voll weiterbetrieben.

  • Fangzeit: Oktober bis Dezember
  • Fangergebnis: 60 - 100 Stück pro Tag, überwiegend Nebelkrähen. Durch einen Biß in den Kopf wurde die Krähe sofort getötet."

"Falkenbuden bis weit in das 18. Jahrhundert. Belieferung erfolgte an viele europäische Fürsten-, Königs- und Kaiserhöfe".

Sarkau hatte eine Kirche und eine Jugendherberge. Die Bevölkerung lebte vom Fischfang und dem Tourismus. Man sprach deutsch und plattdeutsch.

Kurenwimpel von Sarkau: Farben weiß (links) - schwarz (rechts), zu gleichen Teilen senkrecht


Schulwesen und Sprache

Lehrer und Kantor Carl Neumann [1] setzt von Schaaksvitte nach Sarkau über um die vakante Pfarrstelle zu versorgen (1905)

Die kurische Sprache hatte sich der lettischen angepasst, so dass das Kurische nur noch von wenigen Menschen gesprochen wurde. In Vermischung mit der prußischen Sprache der Schalauer südlich der Minge sowie der Nadrauer und Samländer bildete sich das Nehrungskurisch heraus. Ab dem 15. Jahrhundert lebten in den alten südkurischen Landschaften nun auch Deutsche, Prußen, Zemaiten und Litauer, so dass sich unter der ländlichen Bevölkerung eine Sprache herausbildete, die lettisch, prußisch und vor allem zemaitisch geprägt war, sich jedoch in vielen Begriffen vom Hochlitauischen unterschied. Ein wichtiges Bindeglied zur deutschen Kultur war die plattdeutsche Sprache.

Die Landbevölkerung war durchweg mehrsprachig, jedoch beherrschte sie selten die hochdeutsche Sprache, die Sprache des Rechts, der Schulen und der Gottesdienste. So stellte sich die Kirche darauf ein, indem sie je nach Ortschaft deutsch oder litauisch predigen ließ. Litauisch war ein Kompromiss, denn es war die Sprache, die letztlich alle verstanden und die die Prediger deshalb erlernen konnten, weil sich eine litauische Schriftsprache herausgebildet hatte, während die Sprachen der Kuren und Prußen langsam ausstarben. Trotzdem blieben Pfarrstellen oft vakant, weil sich kein Prediger fand. Schulmeister mit Kenntnis der litauischen oder kurischen Sprache wurden mit besonderen Zulagen gelockt. Es stand also schlecht um die deutsche Sprache. Das änderte sich erst, als Ende des 19. Jahrhundert auch bei der ländlichen Bevölkerung die geistigen Bedürfnisse stiegen und sich zudem der Tourismus entwickelte.

Historische Gesellschaften

Genealogische und historische Quellen

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es zwischen den Orten auf der Kurischen Nehrung und den Orten an der südlichen Haffküste einen regen Austausch (Nomadenfischerei und Nomadenviehzucht). Bis zu den Anfängen des Tourismus bewohnten Menschen ihre Häuser auf der Nehrung nur im Sommer, während man sich mit Vieh und Bewohnern im Winter an die Haffküste zürück zog. Genealogisch ergeben sich daraus zum einen vielfältige Verwandschaftsbeziehungen zwischen den Orten, aber auch die Schwierigkeiten, dass z.B. Bewohner von Sarkau in Neufitte, Stombeck, Steinort und weiteren Orten an der Haffküste geboren/gestorben sein können.


Genealogische Quellen

Kirchenbücher

Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Fischhausen

Adressbücher

Bibliografie

Genealogische Bibliografie

Historische Bibliografie

In der Digitalen Bibliothek

Archive und Bibliotheken

Archive

Bibliotheken

Verschiedenes

Weblinks

  • [2] Kurisches Haff
  • [3] Kurische Nehrung
  • [4] Die Kuren
  • [5] Die Prußen
  • [6] Die Sudauer
  • [7] Bildkarte rund um das Kurische Haff, R. Pietsch
  • [8] Schematischer Aufbau der Kurenwimpel (AdM, Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise e.V.)
  • [9] Kurenwimpel
  • [10] Kurische Ortsnamen
  • [11] Portal Memelland
  • [12] Geschichte Sarkaus

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).


Mordfall in Sarkau 16. Oktober 1854

Sonntag den 16. Oktober 1854, um 2 Uhr Nachmittags, fanden der Fischerwirth Radtke, die Wirthssöhne Skrei, Böhm und Fischer und der Knecht Seek, als sie von der See aus ans Land stiegen, um Steine einzunehmen, am Strande zwischen Cranz und Sarkau auf dem Bezirke des letzteren Ortes, mehr als eine Meile von Cranz und eine starke halbe Meile von Sarkau entfernt, einen ihnen unbekannten männlichen Leichnam. Derselbe lag hart an dem 26 bis 30 Schritte von der Brandung entfernten sogenannten Seeberge, einem längs der See hinziehenden, 10 bis 20 Fuß hohen, steilen Abhange, mit dem Kopfe diesem, mit den Füßen der See zugekehrt. Das linke Bein war im Knie stark gekrümmt, das rechte beinahe ganz ausgestreckt und die Arme lagen neben dem Körper. Unter den mit Stiefeln bekleideten Füßen zeigten sich Spuren im Sande, als ob der Tobte darauf hin und her gescharrt hätte. Seine Kleider waren auf der Brust, dem Unterleibe und den Beinen verbrannt und zwar auf der linken Seite in stärkerem Grade, als auf der rechten. Von dem Leichnam rechts in einer Entfernung, welche von den genannten Personen verschieden und zwar mindestens als ein starker Schritt, aber auch bis drei Schritte angegeben wird, lag eine ungeladene, einläufige, vier Fuß lange Flinte mit Perkussionsschloß, ungefähr parallel laufend mit dem Körper des Verstorbenen, jedoch die seewärts gerichtete Mündung davon etwas weiter abstehend, als der dem Seeberge zugewendete Kolben, welcher sich in gleicher Höhe mit der Brust oder Schulter des Leichnams befand. Der Ladestock lag oberhalb des Kolbens zwischen diesem und dem Seeberge mit dem daran befindlichen Krätzer der Leiche zugekehrt, von welcher links in der Entfernung eines Schrittes und in der Höhe der Brust oder Schulter ein dunkles Schiebekästchen gefunden wurde, welches Pulver, Schrot, Zündhütchen und ein Pulvermaaß enthielt. Endlich lag oberhalb des Kästchens zwischen ihm und der Leiche ein rothbuntes, baumwollenes Taschentuch. ...

Weitere Namen:

  • Schulze Huck
  • Posthalter Seddig
  • Fischerwirt Bast
  • Arbeiter Baumgart, Nöske, Hinz
  • Gastwirt Reimann
  • Tischlermeister Rösning aus Lapsienen
  • Tischlergeselle Grups
  • Tischlermeister Witt zu Königsberg in Preußen
  • Florentine Zander aus Bärwalde (Königsberg)
  • Gutsbesitzer Rösning
  • Stellmacher Heyse
  • Eigenkätner Graf
  • Eigenkätner Paulien
  • Tischlermeister Scheffler in Norticken
  • Zimmermann Hammoser
  • Tischler und Krugwirt Heinatz
  • Tischlermeister Linkthal in Bludau
  • Gastwirt Reimann in Laptau
  • Krugwirtin Henriette Rathke in Lethenen
  • Materialladen Zöllner in Cranz/ Samland
  • Gasthof Bernhardt in Cranz/ Samland
  • Krug Hüge in Wosegau
  • Unverehelichte Gensch in Sarkau
  • Instmann Faust in Wartnicken
  • Knechte Anscheit, Growitsch und Ziffer
  • Krugwirt Heinatz in Bludau
  • Hofmann Dickert
  • Jäger Schirrmacher
  • Krug Suplitt in Grünhof (Samland)
  • Tischlermeister Wittke
  • Gutsbesitzer Römke
  • Knechte Seddig und Dellermann
  • Viehhütekind Amalie Dagott und Dienstjunge Dietrich in Paggehnen
  • Tischler Krössel und Steinsetzer Rettig in Goithenen
  • Witwe Weißenberger und Arbeiterfrau Glage in Woithnicken
  • Schulze Loschke bei Pobethen
  • Frau Heise und Frau Möller in Lapsienen
  • Krüger Sachrau aus St. Lorenz
  • Schulz Pieck aus Metgethen
  • Knecht Gilke
  • Korbflechter Hübner
  • Gendarm May
  • Kind Gustav Grups
  • Maurer Juppin
  • Knecht Lell
  • Bäckermeisterfrau Leder
  • Vollständiger Text siehe: http://genealogischenotizen.blogspot.de/
  • Quelle: Archiv für Preußisches Strafrecht, Band 8, Berlin 1860, Verlag der Königl. Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. Decker), S. 208 ff

Der folgende Link führt direkt zum Buch: http://books.google.de/books?id=4LJCAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=editions:hqte2a5k2rIC&hl=de&sa=X&ei=KcqnT7--C8Hzsga5mrz9BA&ved=0CDwQ6AEwAjgK#v=onepage&q=editions%3Ahqte2a5k2rIC&f=false

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.


Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der direkte Zugriff durch automatisierte Abfrage nicht mehr möglich.


Wappen_Kreis_Fischhausen.png Städte und Gemeinden im Landkreis Fischhausen (Regierungsbezirk Königsberg)

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Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis

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