Schöppenstedter Turm
Vom Landwehrturm zur Gastwirtschaft
1 km westlich von Klein Schöppenstedt, an der früheren Magdeburger Heerstraße und heutigen Bundesstraße 1, befindet sich der sogenannte "Schöppenstedter Turm". Ursprünglich stand hier ein Bergfried an der Landwehr - eine Wallanlage, die im 14. Jahrhundert von der Stadt Braunschweig mit Duldung des Herzogs im Braunschweiger Umland weit vor den eigentlichen Stadtbefestigungsanlagen errichtet wurde. Bereits 1398 wird "der berchfred vor dem Scheppenste damme" [1]erwähnt und 1401 hatte der Rat der Stadt Braunschweig Ausgaben "to buwe by dem berchfrede by dem Schepenstidde damme"[2]. Er wurde bei den Belagerungen Braunschweigs erbittert umkämpft und 1542, 1550 und 1600 von den Braunschweigern zerstört.[3]. Als die Landwehr danach an Bedeutung verlor, wurden die Wehrtürme, so auch der Schöppenstedter Turm, zu Zollstationen und Wirtshäusern umfunktioniert.
Als Wirthe im Thurm sind nachweisbar:[4]
- 1659 Dieterich Scheller
Gerichtlich gehörte der Schöppenstedter Turm bis 1807 zum Pfahlgericht der Stadt Braunschweig und kam erst 1814 zum neu gebildeten Amt Riddagshausen. Auch waren die Bewohner jahrhundertlang zur Magnikirche nach Braunschweig eingepfarrt und erst später nach Klein Schöppenstedt.
Ziegelei
Das Kloster Riddagshausen unterhielt zwischen dem Schöppenstedter Turm und Klein Schöppenstedt eine eigene Ziegelei. Sie wurde bereits 1449 erwähnt, war aber schon 1605 mehr in Betrieb, sondern diente nur noch als Wohnung. Heute erinnert nur noch die Flurbezeichnung "Ziegelkamp" daran.
"Ziegelhof"
Entstehung
In der Nähe der Ziegelei in Richtung Schöppenstedter Turm stand auch ein Kothof, der sogenannte "Ziegelhof". Es ist noch nicht geklärt, wann er entstanden ist, wohl aber nach der Ziegelei, vielleicht am Übergang des 15. zum 16. Jahrhunderts.
Hans Gercken 1569
Zu Beginn der Kirchenbücher des Klosters Riddagshausen lebten im Jahre 1569 auf dem Ziegelhof Hans und Wolborch Gercken.
"Die erbermliche Verstörung 1606"
Nachdem 1605/06 ein Versuch des Herzogs, die stolze Hansestadt Braunschweig zu erobern, mißlungen war, kam es zu furchtbaren Ausschreitungen und Verwüstungen des Klosters Riddagshausen und der dazugehörenden Dörfer, da der Herzog während des Überfalls auf die Stadt sein Heerlager im Kloster genommen hatte. Prior Probst notierte 1606 ins Kirchenbuch:
Cum genitu et lacrymis.[5]
Am 12 Aprilis war der heilige Palmabent, dieses lauffenden Jahrs, vndt folgends in der heiligen hehren Marterwochen, osterlichen Feiertagen vndt folgende tage, bis vff Pfingsten hinan, wirdet dieses herliche Schuel Closter vnd Gotteshauß Riddagshausen, von dem Ratt zu Braunschweigk vnd Jhren Bürgern, ohne alle gegebene vrsache, iemmerlich vnd erbermlich außgepauchet, verstöret, vndt in grund abgebrant, mit etlichen dazu gehörigen dörffern, alß Newehoeff, Glismeroda, Ziegelhoeff, Quernum. Gott erbarme es.
Derowegen hat man die Kinderlein, so in diesem elenden Zustande geboren sein, an andern örtern vnd in andern Kirchen Tauffen mußen, wie auß folgendem verzeichnüßen zuersehen.
"Clus"
Etwas weiter in Richtung Schöppenstedter Turm, und zwar an der heutigen Straßenkreuzung von Sickte nach Riddagshausen bzw. von Rautheim nach Klein Schöppenstedt stand ein einzelnes Haus, als "Clus" oder Klause bezeichnet. Das Haus gehörte dem Kloster Riddagshausen und wurde vermietet. Im "Braunschweiger Kriege" brannte es 1615 ab, wurde aber wieder aufgebaut. Laut der Dorfbeschreibung von Klein Schöppenstedt diente es 1751 als Forsthaus und wurde als solches schließlich 1838 abgebrochen. Als Förster wohnten hier:
- 1799 - 1836 Philipp Carlowsky
Bahnhof Rautheim
1902 wurde an der Braunschweig-Schöninger Bahn nahe des Schöppenstedter Turmes der Bahnhof Rautheim erbaut, der auf dem Gemeindegebiet von Klein Schöppenstedt lag. Die Gebäude stehen noch heute an der Straße nach Sickte.
Literatur
- Hermann Kleinau: Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, Hildesheim 1967
Quellen
- Kirchenbücher des Klosters Riddagshausen 1569 bis 1712 (NStWF 1 Kb 946-948)
- Kirchenbücher von Klein Schöppenstedt 1652 bis 1660 (NStWF 1 Kb 957/958)
- Braunschweigisches Adreß=Buch für das Jahr 1835
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Otto Schütte: Braunschweigisches Magazin, Ausgabe 18, Jahrgang 1912, Seite 142
- ↑ Ludwig Hänselmann: Chronik der Stadt Braunschweig, Band 1, Seite 171
- ↑ F. Knoll und R. Bode: Das Herzogtum Braunschweig, 1891, Seite 219 f.
- ↑ laut den Kirchenbüchern von Klein Schöppenstedt 1652-1815 (NStWF 1 Kb 957-959)
- ↑ lat. mit Betrübnis und Tränen
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