Schlesisches Namenbuch/103
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Bothe (Grünberg [41] Görlitz [7] Sagan [5] Neustadt = [00]!).
Der Bote, d. i, der Stadtbote (mhd. bote). Über das mittelalterliche Botenwesen, die ersten Anfänge unseres Postwesens, insbesondere in Liegnitz vgl. E. Claus: Mitt. Liegnitz. 15, 1934/35. Auffallend ist die Häufigkeit in Grünberg. Auch ein Ortsname Bothen b/Grimma. - Belege: Hannus Bote 1368/69 Liegnitz; Hensil kucheler der czu der czeit der stat Legnicz bote was 1397 Liegnitz.
Bräuer, Breuer (Görlitz [58] Liegnitz [20] Hirschberg [17] Schweidnitz [8] Beuthen [11] Ratibor oft), selten Brauer (Görlitz [11] Liegnitz [3]), Breier (Bunzlau [5]).
Das schles. Braugewerbe (vgl. auch Melzer!) hatte im Spätmittelalter noch hauswirtschaftlichen Charakter: die Braugerechtigkeit war mit einer bestimmten Anzahl von Bürgerhäusern verbunden. (Vgl. Bahlow, Studien S. 145 u. Markgraf S. 79). - Belege: Menczil breuwer 1368/69 Liegnitz; Hans Schultz breuer 1518/19 Görlitz; Hannus Breuwer 1427/28 Görlitz, u. öfter ebd.; Vgl. Heynrich teyleris kawfkamer vund brewpfanne 1386 Liegnitz.
Bret(t)schneider (Görlitz [14] Grünberg [9] Bunzlau [6] Liegnitz [3] Hirschberg [4] Oppeln [3]).
Der Sägemüller. 1387 in Breslau „hat Petir bretsnyder die bretmole (Sägemühle) gemyet eyn jar vm 6 m. gross“ (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 3, 130). - Belege: Sydel Bretsnyder 1372 Liegnitz; Peter Bretsneider 1473 Görlitz.
Brückner (Görlitz [62] Liegnitz [17] Hirschberg [15] Schweidnitz [13] Öls [7] Grünberg [6] Ratibor [3] Beuthen [7]).
Das Wort brücke hatte in Altschlesien auch die besondere Bedeutung „gepflasterte Straße“, und der brückener ist dementsprechend als Hersteller solcher Stein- oder Holzstraßen, als Straßenpflasterer, bezeugt, sowohl in Breslau als auch in Görlitz, wo der Name heute am zahlreichsten begegnet. In Breslau erinnern die Straßennamen „Schmiedebrücke“ und „Schuhbrücke“ noch an den einstigen Wortgebrauch. (Vgl. H. Markgraf, die Straßen Breslaus nach ihrer Geschichte und ihren Namen, Breslau 1896). Die Görlitzer Ratsrechnungen von 1337 bis 1419 berichten öfter von Ausgaben „vor eichen zu der brucken und vor delen“ (Dielen, Holzbohlen) „vor bruckendeln und roreholcz“; vgl. im Breslauer Rechnungsbuch Henricus pauper v. J. 1387 unter der Rubrik „super pontes lapideos“: 9 fert. dem bruckener, bzw. pontifex usw. - Belege: Als Familienname schon 1380(89) in Liegnitz: Hannus Brockener (Bruckener) der schuworcht, dann 1412/13 in Görlitz: Brückener der hocke, u. ebd. 1527: Hans Bruckener, sust Brucken Hans genannt. Vgl. nitsche regil dem steynbeseczer 1388 Liegnitz. Näheres bietet E. Volckmann, Alte Gewerbe und Gewerbegassen, Würzburg 1921, S. 283-285.
Bürger (Görlitz [39] Liegnitz [24] Sagan [35] Neusalz [6] sonst [0]!).
Gehört zu den Namen ländlichen Ursprungs, da die Stadtbewohner fast alle das Bürgerrecht hatten. - Belege: Heino Burger de Sifridsdorf 1347 Liegnitz; Hanns Burger 1439/40 Görlitz. Nach Jungandreas S. 233 steht auch Berger (s. d.!) als wend. Form für Bürger! Vgl. Bürgerknecht (Brieg).
Decker(t) (Neusalz [23] Grünberg [11] Liegnitz [8] Görlitz [4]).
Meist ohne sekundäres t. Gemeint ist der Dachdecker. In den Alt-Breslauer Rechnungen des „Henricus pauper“ finden sich mehrfach Ausgabeposten „dem decker ...“. Die Bedachung der Häuser bestand im 14./15. Jahrh. noch vielfach aus Schindeln, siehe unter Schindler! Vgl. auch Volckmann S. 271 f. - Belege: Mertin Decker perator 1387 Breslau; Christoff D. 1550 Görlitz.
Drescher (Liegnitz [29] Görlitz [11] Sagan [9] Hirschberg [6] Oppeln [7] Beuthen [18]).
Berufsname aus dem bäuerlichen Lebenskreise. Auf ihn bezieht sich der Übername Flegel (s. diesen!), nach dem Arbeitswerkzeug, dem Dreschflegel. - Belege: