Schlesisches Namenbuch/128
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Frauenhübscher in Glatz (s. unten den Beleg!) verdeutlicht. Wohl auch im Sinne von Buhle, da hübeschärinne = Buhlerin. - Belege: Burchardus dictus hubescher 1273 Basel; Mertin Hobischer 1478 Görlitz; Nickel Frawinhobscher, Ratsdiener 1476 Glatz.
Ir(r)gang (Görlitz [13] Liegnitz [7] Neusalz [4] Sagan [3]).
Mhd. irreganc = irrer, zielloser, ruheloser Gang; irregengel = einer, der irre geht. Als Name eines „Fahrenden“ 1392 in Bayern bezeugt (Volckmann S. 317/18). - Belege: Hannus Irregang 1437 Liegnitz; auch in Alt-Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 122); Ulrich Irrganch 1300 in Augsburg (##Bacmeister, A., Alte Familiennamen, in seinen "Germanistischen Kleinigkeiten", Stuttgart 1870.## 29). Vgl. Irremut in Breslau.
Joppe, Juppe (Liegnitz Breslau).
Übername des Kleiderhändlers. Vgl. Hensil mit der yopen = H. yope 1359 Breslau; auch yopener u. Sebinyope ebd.
Jung (Liegnitz [41] Görlitz [33] Hirschberg [24] Habelschwerdt [17] Glatz [11] Neisse oft), Junge (Görlitz [68] Liegnitz [10]).
Meint den Sohn zum Unterschied vom Vater. Vgl. Jüngling! Solche Namen stellen geradezu eine Art Patronymika dar (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 134). Junge Martinus 1372 Liegnitz; Heincze Dompnig der junge 1456 (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, S. 217). Vgl. auch die Zusammensetzungen mit -andreas, -hans, -nickel, -nitsch usw. Das End -e ist erst in neuerer Zeit abgefallen, soweit nicht süddeutsche Einwanderung vorliegt.
Jungfer (Liegnitz [10] Görlitz [5] OS [00]!).
Nicht im heutigen, sondern im mhd. Sinne von juncvrouwe „junge Herrin, auch Edelfräulein, unverheiratete, vornehme Dienerin“. - Belege: Gotfridus der iuncvrowen sun (um 1200, ##Bacmeister, A., Alte Familiennamen, in seinen "Germanistischen Kleinigkeiten", Stuttgart 1870.## 29). Also teils „unehelicher Abkunft“, aber wohl z. T. auch „in Diensten einer Jungfer“. Vgl. Juncvrowendiner in Alt-Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 112), ebd. Juncvroweczucht (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 122).
Jüngling (Haynau [8] Liegnitz [2] Görlitz [4] Oppeln [2])
Der minderjährige Sohn zum Unterschied vom Vater. - Belege: Hans Stoltz Jüngeling etwan Jancke Stoltz nachgelassener Sohn 1497 (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 68). Katharina Junglinyn 1440 Habelschwerdt; Blasius Jungklingk 1546 Liegnitz.
Kahl (Görlitz [38] Hirschberg [25] Grünberg [12] Liegnitz [8] Öls [10] Oppeln [7]), Kahle (Görlitz [17]).
Der Kahlköpfige. Vgl. auch Kaihler(t)! - Belege: Nicolaus Kale 1350 Liegnitz; Kalheynrich von Brunne 1372 Liegnitz; Niclase dem Calenlyndener 1413 Liegnitz.
Kahlert (Neustadt [19] Neisse oft Beuthen [6] Görlitz [11] Liegnitz [3] Hirschberg [3] Sagan [3]); selten Kahler.
Gleichbedeutend mit Kahl(e): der Kahlköpfige; t ist sekundär wie bei Tauchert, Peukert usw. Vereinzelte Herkunft vom Ortsnamen Kahlau Kr. Guhrau liegt im Bereich der Möglichkeit; vgl. Laurentius de Calaw 1345 Liegnitz; Mertin Kalaw 1417/18 Görlitz. - Belege: Nickil Kaler 1384 Glatz; Hannos Kaler 1411 Habelschwerdt; Ffrenczil Kaier 1434 Görlitz.
Kantner (Löwen/Brieg [8] Oppeln [2] Öls).
Wohl Übername des Kellermeisters, von tschech. kantnėř, poln. kentnar „Kellerlager“ (vgl. DWb. 5, 555). Überliefert als Beiname des Herzogs Konrad von Öls: Wir Conrad anders Canthener genant 1416 (Urk. Öls) = herczog Cunradt genant Khentner 1412 (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 6, 206). Ferner: Joh. Pezeler alias Kenthener 1369 (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S.##); Petrus Kentener consul 1390 Breslau (Stadtbuch). Vgl. den Beleg in Pohls Jahrbücher der Stadt Breslau 4, 27: zweene tische volle gäste fielen in den keller, schlug vom kentner 2/4 bier, eines lief aus ... (##Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, 83).
Karger (Glatz [14] Neisse Beuthen [4] Görlitz [5] Liegnitz [3]), Kerger (Liegnitz [2]), Karge (Liegnitz [5]).
Mhd, karc in starker u. schwacher Flexion mit der Bedeutung „knauserig, unfreigebig“ (eigentl. listig, schlau). Verbreitet in der Grafschaft Glatz, dort schon 1485