Schlesisches Namenbuch/141
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Weiß (überall zahlreich), Weißer (Neisse oft, Ratibor [8] Neustadt [4] Beuthen [00]!).
Der Weißhaarige, wohl im weitesten Sinne. - Belege: Merkelinus dictus Albus, Bauer 1326 (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 297); Nicolaus dictus wyzze 1339 Liegnitz; Hensil Wyshowbt 1372 Liegnitz; Hanns Weisse sateler 1451 Görlitz; Merten Weissert 1546 Liegnitz; auch Herzog Conrad der weisse von Schlesien 1424, zum Unterschied von 3 anderen schles. Herzögen namens Konrad. Vgl. die Zusammensetzungen Anndris Weisszjorge 1485 und Matern Weyszhans 1524 Görlitz; Hans Scheffer ader Weissehans 1520/25 Görlitz.
Weißbrod(t) (Liegnitz [7] Haynau [3] Görlitz [3] Neusalz).
„Mittelbarer Berufsname“ des Bäckers, von mhd. weiz(e) „Weizen“, weizbrot „Weizenbrot“ (Lexer 3, Sp. 748). Da der Name nur in Niederschlesien verbreitet, kommt das Dorf Weißbrodt, Kr. Habelschwerdt kaum in Frage. - Belege: Matz Weissbrot 1562 Liegnitz. Vgl. den Bäcker Derpbrot pistor 1362 Breslau.
Weist (Liegnitz [8]).
Mertin u. Nicze Wyste, Brüder 1363 Breslau; vgl. den Ritter Wysa (Wyzo) von Wangothin 1259: Mitt. 11, 328.338.
Weniger (Haynau [10] Liegnitz [6] Bunzlau [6] Görlitz [5] Sagan [3]), Wenig (Liegnitz [5]).
Der Kleine. Starke Form des mhd. Adjektivs wênic (älter weinic), nasaliert weninc „weinend, unglücklich“, dann im Sinne von „klein, schwach“. Vgl. hindir der wenigen kirchen in Alt-Breslau. Auch in Ortsnamen, besonders Thüringens, z. B. Wenigen-Jena. - Belege: Heincze Weninger 1354 Liegnitz; Weningenickel 1397 Liegnitz; der weninge becker, Alt-Breslau; der wenige Eczil 1402 Görlitz (Jecht, R., Beitr. z. Görlitzer Namenkde. (Neues Lausitz. Magazin 68, 1892, S. 24); Oswald Weniger 1453 Görlitz; Nickel Weniger 1465 Görlitz.
Wilde (Liegnitz [26] Görlitz [13] Sagan [6] Brieg [24] Neisse Beuthen [6]).
Mhd. wilde, wilt = wild (wilder man), unstät, untreu (Lexer 3, 884). Vgl. den Familiennamen Wildirmut in Alt-Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 122). - Beleg: Jocob Wilde 1383 Liegnitz.
Winter (Liegnitz [19] Görlitz [11] Bunzlau [17] Hirschberg [6] Schweidnitz [25] Neustadt [7] Ratibor [9] Oppeln [2]).
Der altdeut. Taufname Winther (= Winithari) ist zwar in Süddeutschland und Hessen bezeugt (z. B. Wintherus Henlin de Karlstadt 1311, Mon. Boica 60), aber nicht in Schlesien. Hier kommt, soweit nicht Einwanderung vorliegt, nur die Jahreszeit in Betracht; vgl. Sommer u. Herbst. Berufliche Beziehungen des Namenträgers zur Jahreszeit dürften vorliegen, vgl. z. B. den Michil wyntirhoke 1381 Sorau Land; Joh. Winterhocke, Brieger Domherr 1541 (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 9); aber auch Familienname Vrowinther, Alt-Breslau. Auch auf Abgabepflicht bezüglich, vgl. mhd. wintergelt u. winterdiener (Lexer 3, 916): „die wintergelt git man zuo sant Michels tag“. Vgl. auch das Brüderpaar Winter u. Sommer (Socin, A., Mittelhochdt. Namenbuch. Basel (1903), S. 208). Caspar Winter 1491 Liegnitz.
Wittwer (Liegnitz [13] Görlitz [8] Hirschberg [6] Brieg [3] Trebnitz [3] Oberschlesien [00]!), selten Wittiber.
Angehöriger einer Witwe, wie aus den Belegen ersichtlich. - Belege: Hannus der Witteben 1388 Liegnitz = Hannus Witteber 1417/18 = Hannus Wittewer 1422; Hensil der wetewyn 1301 Sorau Land; Just Wetwe 1433 Glatz = Jost Wytber 1440 Glatz; Peter Witwer bottener 1505 Görlitz.
Wunderlich (Liegnitz [13] Görlitz [5] Neusalz [2] Oppeln [2]), Wunderling, Wünderlich (Görlitz [2]), Winderlich (Grünberg [6] Neusalz [3] Glogau [2] Görlitz [2] Liegnitz [3] Schweidnitz [2]).
Mhd. wunderlich „reizbar, launisch“. - Belege: Hannus wunderlich 1372 Liegnitz; Caspar wunderlich 1548 Görlitz; Peter Wynderlich 1400 Görlitz; Wenczel Winderlich 1558/64 Liegnitz.
Würf(f)el (Görlitz [10] Liegnitz [5] Öls [4] Schweidnitz [2]).
Übername des Würfelspielers oder „mittelbarer Berufsname“ des Würfeldrechslers (mhd. wurfeler). - Belege: Hannus wurfeler 1385 Liegnitz; Valtin der worffeler 1491 Liegnitz; Mats Wörfel 1537 Görlitz. Vgl. den Ratsherrn Herman Scuteworfil 1315/16 Schweidnitz (Gantzer 204).