Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/063

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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freilich nicht genügen, etwa zusammenzustellen, was man aus einzelnen Ortsnamen gefolgert hat, oder was als unverbürgte Sage von späteren Schriftstellern aufgezeichnet und für Gewißheit ausgegeben ist. Wie viele Ortsnamen, zumal wenn wir noch die Benennungen einzelner Grundstücke, Höhen, Gewässer u. s. w. mit hinzuziehen, ließen sich freilich hervorheben, in welchen ein Anklang an Namen aus der Nordischen Götterlehre ist! Wonsbek und Wonsyld, im Mittelalter noch Odinsbek und Odinshuld (Odins-Hyld; Hyld ist der Hollunderbaum) geschrieben — Taarstedt (Thors-Sted), Taarsballig (Thorsballig), Tastrup (Thors-Dorp), Tortschell (Thors-Kilde angeblich), dazu die vielen Hügel hin und wieder Thorshöj genannt; — Thyrstrup, Tiislund (Thyrs-Lund); — Bollersleben (Baldurslöv); — das sind nur einige. Aber die Namen der Götter wurden nicht zu heilig gehalten, um sie auch Menschen beizulegen; es gab bis in neuere Zeiten z. B. Leute genug, die Thor hießen, und wählt man nun lieber biblische oder moderne Taufnamen, so lassen im Schleswigschen die abgeleiteten Familiennamen z. B. Thorsen, Wunnesen regelrecht zurückschließen auf solche, die Thor oder Wunne (das ist eben wohl nichts anders als Wodan) geheißen haben. Somit aber entschwindet uns wiederum die Sicherheit der Ableitung jener und ähnlicher Ortsnamen, ohne daß sich damit geradezu es in Abrede stellen läßt, daß in Ortsnamen Beziehungen auf das Heidenthum zu finden sein mögen, zumal da, wo andere Umstände hinzutreten, die eine solche Annahme unterstützen. Bollersleben z. B. liegt ganz in der Nähe des berühmten alten Versammlungsplatzes Urnehöved, wo das Landgericht gehalten ward, und gerade in jener Gegend waren noch bis auf neuere Zeiten im Munde des Volkes alte, freilich unverstandene Verse von Baldur. Auf Heiligthümer sind zu deuten die Sylben wi, wig,[1] und wie an solchen Plätzen ein Marktverkehr leicht in Verbindung mit dem Religiösen trat (grade wie es sich später im Katholicismus mit den Messen gestaltete), und um des Verkehrs willen ein Anbau Statt fand, so möchte es vielleicht nicht zu gewagt sein, Schleswig als einen solchen Platz anzusehen, wo von Alters her mit einem Heiligthum ein weltlicher Verkehr


  1. Darüber verdient nachgelesen zu werden ein sehr lehrreicher Aufsatz von Finn Magnussen in: Annaler for Nordisk Oldkyndighed 1839, S. 177 — 219.