Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/083

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
Register  |  2. Band  |  3. Band  |  4. Band
1. Band  |  Inhalt des 1. Bandes
<<<Vorherige Seite
[082]
Nächste Seite>>>
[084]
SH-Kirchengeschichte-1.djvu
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


ziemlich jungen Sächsischen Chronik entlehnt sind ,[1] ist es eine mißliche Sache. So sollte Prove oder Prone, wie Andre ihn lieber nennen wollen, auf einer Säule stehend eine Krone auf dem Haupte, in der Hand ein glühendes Eisen tragen, aufgerichtete Ohren haben (es giebt Abbildungen, wo ihm förmliche Eselsohren beigelegt sind) u. f. w. - aber Helmold, der mit dabei war, als der ihm geheiligte Hain bei Oldenburg vom Bischof Gero zerstört ward, sagt ausdrücklich, dieser Gott habe gar kein Bildniß gehabt .[2] Die Siva wird wie eine Venus abgebildet. Kleine aus Metall gegossene weibliche Figuren, die verschiedentlich gefunden sind, hat man für Bildnisse dieser Siva gehalten. Sonst waren die Götzenbilder der Wenden keineswegs den Regeln der Schönheit entsprechend nach den Beschreibungen, die man davon hat, vielmehr mit zwei, drei oder vier Köpfen. So schildert Saxo Grammaticus den Svantewit als einen vierköpfigen hölzernen Koloß, dem es freilich an mancherlei Zierrathen nicht fehlte, wie denn auch große Reichthümer in seinem Tempel angehäuft waren. In besonderem Ansehen erhielten Priester und Tempel sich durch die Orakel, die hier ertheilt wurden. - Mehrere andre Slavische Gottheiten, von denen berichtet wird, sind zweifelhaft, so z. B. der Flins oder Flynt. Die Nachricht von demselben beruht auf einer Angabe in der 1492 zu Maynz gedruckten Sassischen Chronik, die auch eine Abbildung dieses Götzen liefert; aber der Name dieses Götzen ist nicht einmal Slavisch, denn der Verfasser sagt nur, indem er erzählt, die vom Christenthum abgefallenen Slaven hätten 1116 ihren Abgott wieder aufgerichtet: „de het flyns, wente he stod op eynem flynß steyne" .[3] Vollständige Nachrichten über dieses ganze Wendische Götzenwesen können nicht gegeben werden, so ungemein viel über diesen Gegenstand auch gemuthmaaßt und geschrieben ist; was wir aber über diese Götzen und


  1. Vgl.Bangert ad Helmold p. 126.
  2. Helmold c. 83 p. 185 - alii sylvas vel lucos inhabitant, ut est Prove Deus Aldenburg, quibus nullae sunt effigies expressae.
  3. S. Anton Versuch über der alten Slaven Ursprung u. s. w. S. 47. Vorne ist eine Abbildung des sogenannten Görlitzischen Flins. Eine große Auswahl zum Theil recht scheußlicher Wendischen Götzen kann man sehen in Westphal. mon. IV praef. 199.