Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/196
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Dithmarschen und regierte hier von der Bökelnburg, wo er seinen Sitz hatte bis 1145, da er erschlagen ward, worauf bald Dithmarschen in engere Verbindung mit dem Erzstifte kam. Drei Jahre hindurch erhielten die Dithmarscher sich in völliger Unabhängigkeit; dann durch einen Kriegszug Heinrich des Löwen bezwungen, mußten sie den Bruder des Erschlagenen als ihren Grafen anerkennen. Dieser aber, Hartwig, ward auf den erzbischöflichen Stuhl erhoben. — Es ist wahrscheinlich, daß die Erzbischöfe den größeren Einfluß, den sie als Lehnsherren auf Dithmarschen üben konnten, nicht unbenutzt gelassen haben, gleich nachdem das Land von den Wenden frei geworden war, das verfallene Kirchenwesen wieder aufzurichten und wenigstens zuvörderst die alte Kirche Meldorf wieder herzustellen. Hier ist es wenigstens, wo wir im Jahr 1126 den Erzbischof Adalbero auf einer Visitation treffen, und in seiner Begleitung den Mann, der sich ganz vorzüglich um den Wiederaufbau des Christenthums in diesen Gegenden verdient gemacht hat, und der daher mit Recht dem Ansgarius oft zur Seite gestellt und der zweite holsteinische Apostel genannt worden ist, Vicelin.
Wir müssen aber zuerst einen Blick auf dieses merkwürdigen Mannes bisheriges Leben und Thätigkeit werfen .[1] Vicelin war geboren zu Querehameln an der Weser. Er hatte seine Aeltern früh verloren, war anfangs, obgleich er bei den Stiftsherren seines Geburtsortes Unterricht genossen, ziemlich vernachlässigt, ward durch eine ihm widerfahrene Beschämung aber zu ausdauerndem Fleiße angespornt, mit welchem er eine aufrichtige Religiosität verband. In Paderborn, wo er dem damals berühmten Magister Herrmann vieles verdankte, erhielt er seine weitere Ausbildung und brachte es bald dahin, Gehülfe seines Lehrers zu werden. Von dort ward er als Lehrer nach Bremen berufen, zu den Zeiten des Erzbischofs Friederich, dessen besondere Gunst er genoß. Begleitet von einem seiner Schüler Thietmar machte er später eine Reise nach Frankreich und hörte dort berühmte Männer, nach seiner Rückkehr aber bestimmte seine Neigung ihn, nicht mehr dem Schulamte vorzustehen,
- ↑ Die Hauptquelle für Vicelin und seine Zeit ist Helmolds Chronik. Vicelins Leben ist eigens beschrieben von Kruse: „S. Vicelin“ Altona 1826. Sonst fast in allen Geschichtswerken über unsre Gegenden.