Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/242
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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stand. Dieselbe Frage, wer der Mächtigere sei, der Gott der Christen oder Thor, war es, welche etwas später in Norwegen die Gemüther bewegte, als Olav der Dicke dort das Christenthum einführte. Gudbrand in Gudbrandsdalen berief sich auf die Macht des Thor, ließ sich in einer desfalls angestellten Zusammenkunft vor allem Volk die gewaltige mit Gold und Silber gezierte hölzerne Bildsäule des Thor hervorziehen und forderte den König auf, diefem sichtbaren Gotte, vor dem jeder erzittern müsse, die Macht seines unsichtbaren Gottes entgegenzustellen. König Olav wies zum Himmel empor, wo eben die Sonne in vollem Glanze hervorbrach und deutete sie als ein Bild des höchsten Gottes. Neben ihm stand Kolbjörn, ein Mann von Riesengröße und besonderer Körperkraft. Der zerschmetterte auf des Königs Wink mit Einem Schlage das morsche Götzenbild. Mäuse, Schlangen und Eidechsen krochen aus demselben hervor. Die erwartete Rache des Götzen blieb aus. Es war entschieden, daß der Christengott der Mächtigere sei. — So ging es auch später unter den Wenden. Bischof Otto von Bamberg ließ in Pommern die Bildsäule des Triglav zertrümmern; Absalon auf Rügen die des Svantewit. In Wagrien legte Vicelin die Axt an die heilig gehaltenen Bäume. Gleiches hatte der Bremensche Bischof Unwannus in den Friesischen Marschgegenden seines Sprengels schon um 1013 gethan und aus dem Holz der heiligen Haine Kirchen erbauen lassen. Das alles geschah ohne Unfall. Da mußte denn wohl der Glaube an die alten Götter wankend werden.
Aber, so möchte man weiter fragen, was war denn damit noch Großes gewonnen? Es war freilich etwas, wenn die Götzen fielen: aber damit war keinesweges der verwickelte Knäuel vielfachen Aberglaubens zerhauen, in dessen Gewirre die Völker gefangen waren, dessen gröbere oder feinere Fäden alles umgarnten, das tägliche Leben mit seinen Vorkommenheiten allermeist. Der höhere Norden war besonders dieses Aberglaubens voll. Adam von Bremen rühmt es, daß Olav der Heilige in Norwegen die Zauberer vom Erdboden vertilgt habe, von denen freilich die ganze Barbarenwelt voll sei, vornehmlich aber doch jenes Land erfüllt von solchen Ungeheuern. Denn Wahrsager und Vogelschauer, Magier und Zauberer und sonstige Trabanten des Antichrist wohnten dort, durch deren Gaukeleien und Bezauberungen die armen Seelen den Teufeln zum Spielwerk