Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/XIV
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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und als vollständig gottlos charakterisirt werden müssen. Die altnordischen Sagenschreiber pflegen von ihnen zu sagen, daß sie nur an ihre eigene Kraft und Stärke glaubten. In diese Kategorie gehörte unter andern der famose König Rolf Krake mit seinen Leuten, die sich daher auch mit dem Opferdienste gar nicht befaßten. Von mehreren namhaften Einwanderern in Island wird berichtet, daß sie nur auf ihre eigene Kraft und Stärke vertrauten, nicht aber auf Thor oder Odin. Solchen Schlags gab es damals Viele, was speciell bezeugt ist. Ihnen war Kampf und Kriegserfolg ihr Hauptgötze, Religion und Recht war ihnen fremd, sie waren entschiedene Gottesläugner. Andere dagegen, ernsteren Gemühts, sehen wir in der letzten Zeit des nordischen Heidenthums sich auf eigenthümliche Weise in eine gewisse mystische Speculation vertiefen, und zwar, wie es scheint, manchmal ohne directe Berührung mit dem Christenthume. Alle diese verschiedenartigen Erscheinungen, wie sie in der Sagaliteratur bezeugt sind, wenn sie auch individuelle waren gegenüber der Masse des Volkes, die dem alten Glauben anhing oder tiefer in Aberglauben versank, mußten mehr oder minder dem eindringenden Christenthume die Wege öffnen. Das Religionssystem der nordischen Völker, obgleich der Glaube an persönliche Fortdauer nach dem Tode darin feststand, hat bei seinem Dualismus zwischen Geist und Materie und seiner Mythologie, wie wir sie besonders aus den beiden Eddas kennen lernen, es zu der herrschenden Grundidee eines einigen und ewigen Gottes nicht gebracht, wenn auch eine principielle Ahnung davon dämmerte. Sehr richtig äußert Maurer sich unter andern dahin: "Es ist klar, daß die Widersprüche, welche aus einem monotheistischen Zuge neben einem ausgebildeten Polytheismus, aus dem Streben, die Weltordnug als eine einheitliche zu begreifen, neben dem die ganze Mythologie beherrschenden Dualismus, endlich aus dem Bedürfnisse einer idealen Vorstellung von den Göttern neben einer grob sinnlichen Vermenschlichung derselben sich mit Nothwendigkeit ergeben, durch die gesammte nordische Glaubenslehre sich hindurchziehen müssen; ebensowenig läßt sich aber auch verkennen, daß das heidnische Volk bereits wohl herausfühlte, wie wenig seine Götterwelt seinen tieferen religiösen Anforderungen genügte, und daß dasselbe demgemäß bereits hinter und über seinen Göttern nach reineren und höheren Mächten zu suchen begann." Diese letztere Thatsache ist sowohl in der Kosmogonie, als in der Lehre von der Weltregierung