Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/091

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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zu Schleswig in Folio.[1] Es war aber Professor Rachel dadurch um die Ehre gekommen, die Geschichte der Universitätsstiftung zu beschreiben, obgleich ihm die Arbeit schon übertragen war, und er schon seine lateinische Geschichte der Stiftung und Einweihung für den Druck fertig hatte. Er hatte bei der Einrichtung der Universität und ihrer Anstalten, wie bei der Berufung und Anstellung der akademischen Lehrer die eigentliche Ausführung besorgt. Man sah aber in ihm mehr einen ausgezeichneten und gelehrten Geschäftsmann, als einen redefertigen Rhetor. Im Verdruß über seine kränkende Zurücksetzung warf er die von ihm ausgearbeitete Schrift ins Feuer, hat sich aber über die Sache in seiner Autobiographie unverhohlen ausgesprochen, und äußert dabei: „Andere haben die Ehre und den Nutzen, ich aber habe den Verdruß empfangen.“ Es war übrigens das Gefühl und die Ueberzeugung allgemein, daß in der Stiftung der Landesuniversität ein heilsames, hochwichtiges, für alle Zukunft ruhmvolles Werk vollbracht sei. Die wissenschaftlichen Bestrebungen im Lande hatten dadurch ein lebendiges Centrum, wirklich eine Herzkammer, bekommen. Das mußte dem Vaterlande nach vielen Seiten hin nützlich und ehrenvoll werden, und besonders wichtig war es von vornherein für das Studium der Theologie und für das heimathliche Kirchenwesen. In dem letzten Jahrhundert studirten die Schleswig-Holsteiner Theologie am meisten in Rostock, welches fast wie eine hiesige Landesuniversität betrachtet werden konnte; und manche Mecklenburger sind dadurch als Prediger oder Lehrer in Schleswig und in Holstein zu Anstellungen gekommen, zu denen auch der Vater und der Vaterbruder Rachel's gehörten. Die Alumnen der Fürstenschule zu Bordesholm wurden auf die Rostocker Universität gesandt, genossen dort Stipendien und standen unter der Aufsicht von zwei Professoren daselbst, welche der Herzog dafür salarirte. Jetzt bezogen die Landeskinder hauptsächlich die einheimische Universität und die Zahl der Theologie Studirenden nahm zu, indem das Convictorium und bald auch gestiftete Stipendien eine nicht unbedeutende Hülfe gewährten.

Selbstverständlich stand die theologische Facultät in Kiel in der nächsten und unmittelbaren Beziehung zu der theologischen Bildung


  1. A. J. Torquati, Academiae Kiloniae fundatae Inaugurationis Panegyrica descriptio. Slesv. 1666.