Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/302
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Lyriker,[1] den vertrauten Freund von Klopstock und von Gellert. Er war geboren am 27. Januar 1723 zu Jöhstadt bei Annaberg, wo sein früh verstorbener Vater Pfarrer war, und starb in der Nacht vom 11. zum 12. Juni 1788 zu Kiel. Er hatte seine wissenschaftliche Bildung erhalten in der Fürstenschule zu Grimma und auf der Universität zu Leipzig, wo er 1745 Magister ward und als Privatdocent auftrat. Allein bereits 1748 ward er Prediger zu Crellwitz im Stifte Merseburg und erwarb sich im hohen Grade die Liebe der Landleute, begann zugleich hier die Uebersetzung der Allgemeinen Weltgeschichte des französischen Bischofs J. B. Bossuet, so wie der Predigten des berühmten Kirchenvaters Joh. Chrysostomus, Patriarchen von Constantinopel, durch welche Werke er sich einen schriftstellerischen Namen erwarb. In Folge dessen erhielt er bereits 1750 einen Ruf als Oberhofprediger und Consistorialrath nach Quedlinburg, dem Geburtsorte Klopstocks. Dieser empfahl ihn seinem Gönner, dem Staatsminister Grafen von Bernstorff, welcher ihn 1754 nach Kopenhagen berief als deutschen Hofprediger Königs Friederich V. Hier erwarb er sich den größten Ruhm als ausgezeichneter Kanzelredner und „anderer Chrysostomus“, und hat in Kopenhagen 1755—1760 die erste Sammlung seiner Predigten in 10 Theilen, und eine neue Sammlung 1763—1771 in 12 Theilen veröffentlicht, welche bei Hofe und in der ganzen Hauptstadt zahlreiche Leser fanden. Im Jahre 1765 wurde ihm zugleich eine theologische Professur, und 1767 die Doctorwürde der Theologie verliehen. Als darauf die Staatsverwaltung des frivolen Cabinetsministers Struensee folgte, der Graf von Bernstorff, Cramers hoher Gönner, verdrängt ward, und mit ihm Klopstock Kopenhagen verließ, da fuhr der Hofprediger Cramer unerschrocken fort, die Frivolität anzugreifen und seinen gestürzten Gönner zu vertreten. Die Folge war, daß er wegen seiner freimüthigen Predigten als Hofprediger abgesetzt und des Landes verwiesen ward. Sein Andenken blieb aber lange dort ein gesegnetes.
Bereits in demselben Jahre 1771 ward er Superintendent in der Reichsstadt Lübeck, und als im Januar 1772 Struensee gestürzt
- ↑ E. E. Koch, Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. Erster Hauptheil. Die Dichter u. Sänger. Bd. VI. Aufl. 3. Stuttgart 1869.