Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/309
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Adler war im März 1796 mit der ganzen Arbeit fertig bis zum Revidiren. Er schrieb dies unterm 16. März an Callisen, dem er wegen der örtlichen Entfernung (Adler war damals in Tondern) den schriftlichen Weg für etwaige Bemerkungen vorschlug, und mit dem Wunsche schloß: „Möchte die wohlthätige Absicht unserer Regierung, die öffentliche Andacht zu erwärmen und unseren so sehr erkalteten Gottesdienst wieder zu beleben, ganz erreicht werden!“
Der Briefwechsel setzte sich nun bis zum Juli fort. Einen wohlthuenden Eindruck macht die Milde, die von beiden Seiten bei allerdings verschiedener theologischen Richtung sich in der Correspondenz ausspricht. Callisens Bemerkungen gingen zunächst hauptsächlich dahin, die alten Perikopen[1] nicht ganz und mit Einem Male abzuschaffen, sie etwa als vierten Jahrgang beizubehalten; wobei auch der Wunsch ausgesprochen ist, es möchten verschiedene Texte noch vergrößert und Raum geschafft werden für Vorstellungen von der Göttlichkeit der Schrift, von den Eigenschaften Gottes außer der Liebe, von der Herrlichkeit Gottes in dem Reiche der Natur und der Vorsehung, von den Gerichten Gottes, Strafen und Belohnungen, von Jesu nicht bloß als Lehrer und Beispiel, sondern auch als Versöhner, Erlöser und Herrn der gegenwärtigen und künftigen Welt, von den großen Wirkungen des Christenthums durch seinen Geist überhaupt auf die Welt und besonders auf das Individuum u. s. w. Ferner es möchte das doppelte Vaterunser in jeder Predigt wegfallen, wie die Publication weltlicher Dinge von den Kanzeln. Die Antiphonien vor dem Altar möchten nicht ganz wegfallen; die Gebete möchten mehr eigentlich christlich sein und nicht bloß Wahrheiten natürlicher Religion enthalten. So würden die Bußgebete noch mehr gewinnen, „wenn das Hauptstück christlicher Buße, nämlich die Zuflucht, das Vertrauen zu Dem mit dabei angewandt
- ↑ C. F. Callisen in Friedrichsberg bemerkt darüber in seiner Anleitung zur Kenntniß der Kirchenverordnungen, daß die auch hier üblichen Perikopen die sonst allgemein gewöhnlichen Evangelien und Episteln waren. In der neuen Agende sind aber drei Jahrgänge evangelischer und ebenso viele Jahrgänge epistolischer Texte gegeben, die nach einem gewissen Plan aus dem N. Testamente gesammelt und mit Angaben des Hauptinhalts versehen sind. Als Norm dienen diese Perikopen aber nur, insofern gewöhnlicherweise darüber der Reihe nach gepredigt, und ohne wichtige Veranlassung von denselben nicht abgewichen werden muß; doch bleibt dem Prediger verstattet, unter gewissen Voraussetzungen statt der bestimmten Texte andere den Umständen angemessenere zu wählen.