Schreiner
Bebilderte Ständebeschreibung: Die Handwerker, organisiert in ihren Amt, ihrer Zunft oder Gilde waren in den Städten des HRR maßgend bei der Wahl der lokalen Bürgermeister und des Rates („Deutsches Städtebuch“).
Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Wirtschaft > Handwerk > Schreiner
Spezialisierung der Holzhandwerker
Unter den Holzhandwerkern entwickelte sich die Schreinerei erst relativ spät. Zu einem eigenständigen Gewerbe wurde sie in Deutschland im 15./16. Jahrhundert, als Schränke und Sitzgelegenheiten nicht mehr an der Wand angebracht wurden. Das Möbel wurde zum Repräsentationsobjekt (zumindest gehobener Schichten).
Namensvarianten
Einsatz der Furniertechnik
Seit dem 16.Jahrhundert verwendeten die Schreiner unter Einsatz der Maserung zunehmend Furniertechnik (intarsienarbeiten). Geringwertiges Holz verkleidet mit dünnen, aufgeleimten Edelholzbrettern. So konnte sich jedermann kostbar aussehende Möbel leisten. Leim-, Furnier-, Beiz- und Imitationstechnik ermöglichte den raschen Aufstieg des Schreinerhandwerks in erster Linie in den damaligen Städten, die Möbel wurden fürjeden Geldbeutel erschwinglich.
Produktpalette in der Stadt
Hauptprodukte: Truhen (Aussteuer), Schubladen, Kleiderschränke, Regale, Bettgestelle, Tische, Leisten, Gesimse, Brettspiele u.a.m.
Dorfschreinerei
Auch in fast jedem Dorf etablierten sich nach und nach Schreiner, wenn auch zunächst im Nebenerwerb. Deren Kunden wohnten im Umkreis von 3-4 km.
Tätigkeit des Dorfschreiners
Der Dorfschreiner fertigte hauptsächlich Möbel und Gebrauchsgegenstände für den Hausgebrauch, hölzerne landwirtschaftliche Geräte, Dielenböden, Türen, Treppen sowie Fensterrahmen und führte Reparaturen aus.
Maschineneinsatz
Die leichte Bearbeitbarkeit des üblichen Holzes (bis auf Eiche) schien die Investitionskosten für erste Mechanisierungen mit Transmissionsantrieb (über Mühlen, Göpel und Dampfmaschinen) nicht zu rechtfertigen. Maschinen setzte man überwiegend erst mit der Erlektrifizierung im 20. Jahrhundert ein. 1928 mussten 7.000 Mark für den Maschinenpark einer üblichen Schreinerei gerechnet werden. Das Jahreseinkommen eines Schreiners lag bei 500 Mark. Erst die Einführung des Elektromotors löste eine breite Mechanisierung aus.
Gesundheitsgefahren
Verletzung von Gliedmaßen, Lungenschwindsucht (1890 starben ¾ aller Schreiner an Lungenschwindsucht). Heute beugen Holzsstaubabsauganlagen diesem Gesundheitsrisiko vor.
Literatur
- Markmiller, Fritz: Die Schreiner, Schlosser, Uhr- und Büchsenmacher zu Dingolfing; Dingolfinger Museumsschriften Band 1, Wälischmiller'sche Buchdruckerei, Dingolfing 1990
- Laschinger, Johannes: Chronik der Zimmerleute und Schreiner in Amberg, Amberg 1991, 96 S.
Museum
- Schreinerei im Museumsdorf Cloppenburg
- Schreinerei im Freilichtmuseum am Kiekeberg
- Schreinerei im Mühlenhof - Freilichtmuseum Münster
- Tischlerei-Museum Timme