Seelgerät
Seelgerät bezeichnet in der römisch-katholischen Tradition einen im Himmel angelegten Schatz, das heißt einen Vorrat an guten Werken für die Seele, den sich der Gläubige durch seine Taten im Diesseits angelegt hat. Es ist schon in der römischen und griechischen Antike verbreitet und hat sich im Christentum aus dem sozialen Erbrecht der Kirchenväter entwickelt. Als Miterbe sollte von den Reichen Jesus Christus testamentarisch eingesetzt werden, und somit ein Teil ihres hinterlassenen Vermögens für soziale Zwecke oder die Kirche bestimmt werden.
Seelgerät bezeichnet im engeren Sinne die im Mittelalter durch ein Testament festgelegten Vermächtnisse an die Kirche.
Als Sammelbegriff dient das Wort für alle frommen Taten, mit denen man sich im Himmel einen Schatz erwirbt, sogenannte „Gute Werke“, womit verschiedene fromme Leistungen zusammengefasst bezeichnet werden.
Seelgerät kann auf verschiedene Weise entstehen, durch die Stiftung eines Altars, einer Jahrzeit (auf Grund einer der Kirche gemachten Stiftung jährlich begangene Seelenmesse) oder durch Vermächtnisse an soziale Einrichtungen.
Wie auch der Ablass verkürzt es die Leidenszeit im Fegefeuer.
Jenseitsvorsorge des Bischofs Bernward von Hildesheim
Bischof Bernward von Hildesheim (gest. 1022) gehört zu dem Personenkreis, an dessen Lebenszweck sich am besten veranschaulichen lässt, worum es sich beim Seelgerät handelt.
Wie seiner Vita, der Vita Bernwardi (Kap. 46), zu entnehmen ist, erwählte er Christus zu seinem Erben, genau gesagt zu seinem Alleinerben, und kommt damit der Armutsforderung des Matthäusevangeliums nach.
Die Förderung des Hildesheimer Domes, die Almosenverteilung und die Stiftung des Michaelisklosters als eigene Grabstätte, wobei Gebäude, Ausstattung, Altäre und Grabmal vollständig auf die Rettung seiner Seele angelegt sind, können als kalkulierte Jenseitsvorsorge betrachtet werden.
Literatur
- Peter Jelzer: Himmel, Hölle, Fegefeuer. Das Jenseits im Mittelalter, München: Wilhelm Fink Verlag 1994. ISBN 3-7705-2964-2