Schakunellen

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Wappen von Heydekrug

Schakunellen

Bauerndorf am Ruß-Strom
Kreis Heydekrug, Memelland, Ostpreußen
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Auf dem Ruß-Strom bei Schakunellen


Hierarchie


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Blick von Süden über den Ruß-Strom nach Schakunellen


Einleitung

Ansichtskarte aus Schakunellen, Kreis Heydekrug

Schakunellen, Kreis Heydekrug, Ostpreußen

Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutung

Schaktarp [1] in Schakunellen - Wiesengrundstück (107 Morgen) der Familie Erdmann Mitzkus - V. li. n. re: Wanda Peleikis, geb. Mitzkus, Ernst Mitzkus, Michael Ensekat, Erich Schukat, Grete Mitzkus, geb. Ensekat (März 1932)

Der Ort liegt in der Nähe der Ruß (Fluss) am Rande eines Waldgebietes. Der Name weist auf eine Rodung hin.

  • prußisch "saknis" = Wurzel
  • "saka" = Ast, Zweig
  • "sakas" = Harz, Saft
  • "saxsto, saksta, sakstis, saxtis" = Klotz, Baumrinde, Borke, Bauholz, Lagerholz, Balken

vgl. dazu

  • preußisch-litauisch "šakis" = sprossender Bärlapp (bot. lycopodium annotinum)
  • "šakys" = eine Art des Wacholders, Sadebaum (bot. juniperus Sabina)
  • "šaknietas" = voller Wurzeln


Allgemeine Information


Politische Einteilung

1785 Königliches Bauerndorf, 1919 Landgemeinde[7]
1940 ist Schakunellen ein Dorf in der Gemeinde Barsdehnen (Kr.Heydekrug).


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Schakunellen gehörte 1912 zum Kirchspiel Paleiten, vor 1901 aber zum Kirchspiel Schakuhnen.

Katholische Kirche

Schakunellen gehörte 1907 zum katholischen Kirchspiel Schillgallen.


Standesamt

Zugehörige Ortschaften

Zum Standesamt Schakunellen gehörten 1907 u.a. folgende memelländische Ortschaften:

Die Standesamtregister sind fast alle verschollen. Nur die Heiraten 1939 sind im Historischen Staatsarchiv in Wilna erhalten.

Bewohner


Verschiedenes

Zum Foto Schaktarp- Ein Erlebnisbericht

Ernst Mitzkus (das 2.Kind von links auf dem Foto oben) *1925 in Schakunellen + in Brühl hat im April 1994 den folgenden Text über das Foto geschrieben:

Schaktarp auf der Memel im März 1932 Nach einem strengen Winter trat plötzlich im März Tauwetter ein, was jahreszeitlich bedingt nicht üblich war. Normalerweise setzte das Tauwetter erst im April ein.Das Eis begann zu schmelzen, das Wasser im Strom stieg, das Eis brach und wie mit Donnergrollen setzte sich das oft meterdicke Eis, das in Schollen zerbrach, in Bewegung. Das Tauwetter hielt an, die Wiesen überfluteten. Das Wasser stand in der Hofeinfahrt. Mit dem Kahn, den man auf dem Bild im Hof sieht, konnte man zum Nachbarn rudern. Das Stromeis schwamm über das Kurische Haff durch das Memeler Tief in die Ostsee ab. Der Memelstrom, ab Schanzenkrug , wo die Gilge in die Memel fließt, Rußstrom genannt und sich bei Ruß in die Nebenarme Athmat, Pokallna, Waruß und Skirwiet teilt, war in sehr kurzer Zeit eisfrei. Das Hochwasser dauerte gewöhnlich 14 Tage.In der Zeit brauchten wir nicht zur Schule zu gehen. Für uns Kinder war es eine herrliche Zeit. Wenn das Wasser fiel, bin ich mit meiner ein Jahr jüngeren Schwester im seichten Wasser mit dem Brühtrog Paddelboot gefahren. Für diejenigen, die es nicht wissen: Ein Brühtrog ist eine Holzwanne, in die das abgestochene Schwein nach dem Ausbluten mit kochendem Wasser von seinen Borsten befreit wurde.

Da wir im Zollgrenzbezirk wohnten und die litauischen Grenzpolizisten keine Kähne besaßen, konnten meine Eltern unbehelligt nach Deutschland rudern oder segeln. Drei bis vier km entfernt waren die Schakuneller Wiesen überschwemmt. Weit und breit kein Zollbeamter.Der Schmuggel blühte. Die Butter wurde nach Deutschland verkauft. In Deutschland wurden vorwiegend Textilien und Schuhe gekauft. Fahrradbereifung, Feuerzeuge und Feuersteine waren begehrte Artikel. Alkoholische Getränke, Brennspiritus und Äther wurden gerne von Litauern geschmuggelt. Der litauische Spiritus war blau vergellt, so daß der deutsche Brennspiritus das billigste alkoholische Getränk war. Der Äther wurde in Litauen geschnüffelt, im Memelland überwiegend mit Zucker übergossen gelöffelt.

Im März 1932 war alles anders. Nachdem das Eis gebrochen war, setzte wieder Frost ein. An den Sandbänken in Schakunellen, wo im Herbst die Quappenfischer ihre Netze auswarfen, verstopfte der Strom. Die Schollen türmten sich haushoch zu riesigen Eisbergen. Das Wasser konnte nicht mehr abfließen. Das Hochwasser erhielt seinen höchsten Stand. In den Wohnräumen hatten wir 10 cm Wasser, Pferde-und Viehställe sowie der Hochkeller blieben noch trocken. Torfschuppen, Scheune und Heuschober lagen einen Meter tief im Wasser. Der kleine Deich, der die Wirtschaft umgab, war längst übergeschwappt. Aus dem Flußbett drangen jetzt die meterdicken Eisschollen auf die Wiesen und Felder. Der 100 m südlich der Stallbreite gelegene Teich mit einer meterdicken Eisfläche von ca. 400 m x 150 m setzte sich durch den Druck der aus dem Flußbett heranrückenden Eisschollen in Bewegung Richtung der Gebäude. Durch die starke Strömung drehte sich die riesige Eisscholle, kam an dem kleinen Deich auf Grund und knickte hinter dem Stall mehrere Weidenbäume wie Streichhölzer um. Das Hochwasser fiel sehr schnell durch den anhaltenden Frost. Die Eisschollen blieben auf den Feldern und Wiesen liegen. Erst im Juni , als das letzte Eis geschmolzen war, konnten die Bauern ihre Felder bestellen.

Um in dieser Zeit seine Besorgungen zu machen, mußten wir mit Eispickel und Eisstollen an den Schuhen und mit einem Rodelschlitten ausgerüstet, über die hochgetürmten Eisschollen klettern, bis wir den 100 m südlich, wieder zugefrorenen See, erreichten.Nach weiteren 2 km über zugefrorene Seen erreichten wir das Festland. Wenn man wochenlang eingesperrt ist,das nennt man Schaktarp.

Mein Vater Erdmann Mitzkus, der aus Laugallen an der litauischen Grenze vor dem ersten Weltkrieg stammt, wollte die Wirtschaft nach diesem schlimmen Ereignis verkaufen. Das jährliche Hochwasser hat ihm oft Kopfschmerzen bereitet.

Bevor der Schaktarp begann, war meine Cousine Gerda Gaber bei Tante Berta und Onkel Christoph Schukat zum Gardinenweben gekommen.Meine Eltern und auch Schukats hatten Handwebstühle von 1,50 m Breite. Das Paratmachen der Webstühle zum Gardinenweben war eine Technik, die meine Großmutter Ensekat und Tante Beta beherrschten. Die Baumwollballen in weiß, rot und blau wurden von Deutschland über die Grenze geschmuggelt.Schukats wohnten 1 km von uns entfernt, direkt am Strom. Sie betrieben Fischerei und Landwirtschaft. Gerda war damals für mehrere Wochen von der Außenwelt abgeschnitten.

Zusatz: Das Foto wurde aufgenommen von Wilhelm Auschra aus Girreningken. Er war Landwirt, Mühlenbesitzer, Jäger und Hobby-Fotograf. Die Aufnahme wurde auf Glasplatte fotografiert. In Auschras Windmühle, die vom Mitzkus Hof 1 km entfernt lag, wurde der Roggen fürs tägliche Brot und Hafer und Gerste zu Pferde-Vieh- und Schweinefutter gemahlen.


Karten

Klein Schakuhnen auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Siehe Mitte rechts der Ruß Kl. Schakuhnen auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Schackuhnellen im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Schackuhnellen und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Schakunellen im Messtischblatt 0794 Russ, 0795 Uszlöknen, 0894 Stucken, 0895 Kuckerneese (1914-1938) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
  3. Urmesstischblatt von 1860
  4. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  5. Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
  6. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  7. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920