Topographie Holstein 1841/I-Z/095
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- Unter den öffentlichen Gebäuden ist das Rathhaus das ansehnlichste; es liegt fast in der Mitte der Stadt, zwischen dem Markte und der Marienkirche. Das erste Rathhaus zerstörte im Jahre 1358 oder 1360 eine Feuersbrunst, das jetzige ward bald darauf erbauet und erhielt nach und nach bedeutende Vergrößerungen; es besteht aus einem Hauptgebäude und 2 Seitengebäuden, ist altgothisch gebauet, mit vielen kleinen Thürmen versehen und im Innern sehenswerth. In der Vorhalle am Eingange sind 2 metallene meisterhaft gearbeitete Banklehnen, die im Jahre 1352 gegossen sind; im Versammlungszimmer des Senats befindet sich eine hochgewölbte Thür und die Wände haben Verzierungen des italienischen Künstlers Stephano Torelli in 10 ausgemalten Fächern. Die Börse ist im untern Theile des Hauptgebäudes, und unter der Börse der Rathsweinkeller, im Jahre 1442 erbauet.
- Auf einem Platze innerhalb des Walles an der Trave, Lastadie genannt, befinden sich mehrere geräumige Magazine, das Gießhaus, der Theerhof und die Baustellen für größere Seeschiffe. Wassermühlen sind am Hüxterthore und in der Nähe es Mühlenthores, letzte die Struckmühle genannt; nicht weit von derselben stehen 2 Loh-Windmühlen und 1 Kornwindmühle. Die beiden Thürme der Wasserkunst, welche durch ein Räderwerk Wasser aus der Wakenitz in die Höfe und durch Röhren in die Stadt treibt, sind am Hüxterthore.
- Die Gebäude des Marstalls mit einer geräumigen Reitbahn sind beim Burgthore. Der eine Festungsthurm dient zum Gefängniß für Verbrecher, bis zur Entscheidung ihrer Strafe. Der Bauhof in der Nähe der Domkirche dient zur Aufbewahrung der Materialien zu öffentlichen Bauten und enthält Wohnungen für die dabei angestellten Personen. Das Gebäude der ehemaligen Münze ist jetzt eine Badeanstalt.
- In dem sogenannten Schütting in der Mengstraße, welches auch das Stadtposthaus ist, versammeln sich die Gesellschaften der Schonen-, Stockholm- und Rigafahrer. Außerdem giebt es Versammlungshäuser der Mitglieder der Kaufleute, Novogrodsfahrer, der Krämercompagnie, der Schiffergesellschaft und diejenigen der Aemter.
- Das Schauspielhaus und der Opernsaal sind Privatgebäude.
- Vormals waren der Handel und die Schifffahrt der Stadt, wie erwähnt, höchst blühend und großartig, aber durch unglückliche Ereignisse sind dieselben in den letzten Jahrhunderten, bis auf einige Unterbrechungen vor der französischen Invasion, nach und nach gefunden, aber doch immer noch sehr bedeutend und wichtige Erwerbzweige. Im Laufe des Jahres 1838 kamen in Lübek an: 690 Schiffe von 20,980 Commerzlast; davon unter Lübeker Flagge 105 mit 5071 Commerzl., 79 Dampfschiffe mit 6602 Cmzl. und 226 offene Küstenfahrzeuge mit 1127 Cmzl., und es gingen aus: 701 Schiffe mit 22,611 Cmzl., davon unter Lübeker Flagge 115 mit 5827 Cmzl., 80 Dampfschiffe mit 6768 Cmzl. und 226 offene Küstenfahrzeuge mit 1127 Commerzlasten.
- Die Zahl der unter Lübeker Flagge fahrenden Schiffe betrug 64 und es wurden im Jahre 1838, 7 Schiffe von 721 Cmzl. und ein Dampfschiff gebauet.
- Die große Anzahl der ehemaligen Fabriken ist im Laufe der Zeit fast verschwunden; es verdienen jetzt nur Erwähnung: 4 Amidamfabriken, wollene und leinene Garnfabriken, welche gegen 100 Familien ernähren, 8 Hutfabriken, 3 Kartenfabriken, 4 musikalische Instrumentenfabriken, 5 Seifenfabriken, 16 Tabacksfabriken, eine Hornpresserei, 2 Knochenschwärzefabriken, mehrere Lederfabriken, 1 Lichtfabrike und 3 Oelfabriken; außerdem sind in Lübek 123 Bierbrauer, 50 Familien die sich mit der Brannteweinfabrikation ernähren,