Treutler (Familienname)

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Herkunft und Bedeutung

Die Herkunft und Entstehung des Familiennamens Treutler

In der zugrunde liegenden namenkundlichen Literatur gibt es vier unterschiedlich gewichtete Deutungen des Familiennamens Treutler:

  1. Übername zu mittelhochdeutsch triuten (trüten) = lieben, auch Trautler, Trütler, Trütlin, Treutle (in), Treytler, Treitler, Treudler, Treudeler u.ä.
  2. Berufsname zu Trödler, Altwarenhändler, auch Dreutler, Treitler, Treutel
  3. Berufsname zu niederdeutsch treideln (ein Schiff am Ufer nachziehen), auch Treideler, Treudeler
  4. Übername zu trödeln, langsam sein, auch Trödeler, Trödelinger

Die Aufzählung entspricht in etwa auch der Gewichtung der Deutung. Am eindeutig häufigsten wird die erste Deutung vertreten. Im Folgenden soll dies näher unterlegt werden.


Zeitliche Einordnung

Zum Anfang soll eine zeitliche Einordnung des Namens erfolgen. Literarische, kirchliche und steuerliche Quellen geben folgendes Bild: 1231 Trutelarius, 1233 Triutelaer, 1333 Trut, 1370 Truten, 1414 Trawt, 1427 Trütlin (Trütler), 1494 Treutler, 1525 Trautt, 1565, 1570 und 1628 Treutler, 1654, 1668 und 1711 Treytler, 1720 Treidler, Treudler und Treutler, 1721 Treideler, 1725 Treudeler, 1742 Treidler, 1755 Dreutler, 1766 Treutler. Nicht bei allen genannten Formen existieren Belege auf eine genealogische Beziehung zu unserem Geschlecht. Sie werden jedoch durch die namenkundlichen Werke der heutigen Form zugeordnet. Schon hier ist aber eindeutig zu erkennen, daß Treutler die ältere Form gegenüber Treidler oder Treudler ist. Die zweite und vierte Namensdeutung als Trödler, sowohl im Sinne von Händler als auch Langsamer, erscheint in keinem Falle und läßt sich auch auf keinen gemeinsamen Wortstamm zurückführen, wie sich noch zeigen wird. Sie müssen als sehr unwahrscheinliche Deutungen gelten.


Örtliche Einordnung

Alle vorgenannten Namenformen lassen sich drei örtlichen Schwerpunkten zuordnen. Dies wäre der oberschwäbische Raum zwischen Schwäbischer Alb und Rhein als die älteste Zuordnung. Dann ist als Schwerpunkt der Namenshäufigkeit das Sudentengebiet zu nennen und letztlich der obersächsische Raum. An dieser Stelle soll auf den Artikel zu den Siedlungsschwerpunkten der Treutler verwiesen werden, worin dieselben örtlichen Zuordnungen belegt sind. Es läßt sich also auch aus der Namensentwicklung eine Zeit/Ort-Verschiebung vom schwäbischen Raum in das Sudetengebiet (Böhmen/Schlesien) und den obersächsischen Raum ableiten.

Zu beachten ist auch, daß es keinerlei niederdeutsche Fundstellen des Namens bis ins 17. Jh. gibt. Da sowohl das Sudetengebiet, als auch die obersächsischen Räume keine deutschen Kern-lande des Mittelalters, sondern Kolonisationsgebiete des 13. und 14. Jh. sind, dürfte daher der Ursprung des Namens im oberdeutschen Schwaben liegen. Dies deckt sich wiederum mit genealogischen Überlieferungen und siedlungsgeografischen Erkenntnissen.

Als Folge dieser Feststellungen entfällt auch die Deutung des Namens als Rückführung auf den Beruf des Treidlers. Das Wort „treideln“ ist gleichbedeutend mit „treilen“ und stammt aus dem lateinischen und kam über das französische ins niederländische (vgl. Fremdwörterbuch, Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1960, S. 644).


sprachgeschichtliche Einordnung

Während der Entwicklung der germanischen Stammesdialekte zur deutschen Hochsprache kam es zu mehreren Lautverschiebungen, die heute kaum noch bekannt sind. Sie spielen jedoch für die Namensdeutung eine entscheidende Rolle. Wie wir erfahren haben, spiegeln die Familiennamen durch ihre relativ frühe Verfestigung oft noch die Wort- und Schreibformen früherer Jahrhunderte wieder, die heute gar nicht mehr existieren. Wenn man diese Namen dann aber nach ihrer heutigen Schreibweise oder Aussprache interpretieren will, kommt es zu solchen Fehldeutungen, wie wir es in den Fällen 2 bis 4 gesehen haben.

Die althochdeutsche Lautverschiebung „Im 6.-8. Jh. n. Chr. wurden einige germ. Dialekte von einer Konsonantenveränderung erfaßt, durch die sie sich markant als eigene Sprachgruppe von den übrigen germ. Dialekten abzusetzen begannen. Diese neue Sprachgruppe nennt man „deutsch“, und mit dieser Lautverschiebung begann die älteste dt. Sprachstufe, das Althochdeutsche.“ (Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde, 1998, S. 163) Sie umfasst vor allem den Wandel von p- zu pf-; -p(-) zu –(f)f-; t- zu z-; -t(-) zu –(s)s(-) und -k(-) zu –ch(-).

Senkung von u/ü zu o/ö Vom 12. Jh. an wurden vom Westmitteldeutschen aus, u oder ü vor einem nasalen Konsonanten oft zu o oder ö verändert (Senkung genannt), z. B. nunne zu Nonne oder münch zu Mönch. Die Senkung mag manchem als Erklärung für die Deutungen als „trödeln“ hilfreich sein. Dies trifft jedoch nicht zu, da es zweifelsohne an einem Nasal nach dem zum ö zu senkenden Vokal fehlt. Ein t oder d in der Mitte des Namens ist in jeder Schreibweise unstrittig.

Die Medienverschiebung „Im Oberdt. wurden teilweise auch germ. b, d, g zu althochdt. p, t, k verschoben (Medienverschiebung). Aber nur das t ist in einigen Wörtern auch standardsprachlich geworden, vgl. engl. day, door mit dt. Tag, Tor.“ (Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde, 1998, S. 163) Hier dürfte die Erklärung für die Schreibweisen Dreutler und Treutler liegen.

Der Umlaut „Der Umlaut ist dadurch entstanden, dass ein in einem Wort ehemals vorhandenes i oder j auf ein vorausgehendes a, o, u, au so abfärbte, dass dieses zu ä (oder e), ö, ü, äu (eu) wurde.“ (Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde, 1998, S. 165) Die Umlaute haben sich etwa ab dem 12. Jh. entwickelt. Hier wird klar das äu und eu gleichbedeutend sind und die Schreibweisen Träutler oder Treutler demzufolge auch.

Die neuhochdeutsche Diphtongierung „Die neuhochdt. Diphtongierung war eine der einschneidensten Vokalveränderungen zwischen dem MA. und der Neuzeit. Die mhd. langen Einlaute (Monophtonge) î, û, iu (langes ü) wurden zu den Zwielauten (Diphtongen) ei, au und eu/äu: wîn wurde zu Wein, hûs zu Haus, hiute zu heute bzw. Häute.“ (Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde, 1998, S. 167) Die Diphtongierung setzte sich im 13. und 14. Jh. zunehmend durch. Hier finden wir nun die wichtigste Erklärung für die erste und wahrscheinlichste Deutung unseres Familiennamens Treutler. Aus dem mittelhochdeutschen Wort „triuten“=lieben bzw. „triutel“=Liebhaber oder Geliebter, welches sich „trüten“ bzw. „trütel“ spricht, wird durch die Diph-tongierung „treuten/träuten“ bzw. „treutel/träutel“. Die Literatur gibt hier die Beispiele Drüding zu Treuting, Drüen zu Treuth, Trütken zu Treutl(e) (vgl. Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde, 1998, S. 167).


Die Deutung des Familiennamens Treutler

„Eine wichtige Vorbedingung für ihre [Familiennamen, Anm. d. V.] Deutung ist die genaue Kenntnis der Entwicklung, die der einzelne Name im Lauf der Zeit durchgemacht hat, sowie die seiner geographischen Verbreitung. Diese Kenntnis ist zumeist an das Aufstellen einer weit zurückreichenden Stammtafel des Geschlechtes geknüpft. ... ; dabei ist aus allen zur Verfügung stehenden Quellen das zusammenzutragen, was über Änderungen der Namensform festgestellt werden kann. Ist die älteste Namensform in der geschichtlichen Überlieferung ermittelt, kann auf ihr (in stetem Hinblick auf die Entwicklung und Änderung und auf die Bildung gleichartiger Namensformen) die sprachliche Deutung aufgebaut werden.“ (Wolfgang Ribbe: Namenkunde, in: TB f. Familiengeschichtsforschung, 1995, S. 446) Aus einer zusammenfassenden Betrachtung der vorherigen Punkte und den genealogischen und siedlungsgeschichtlichen Erkenntnissen kann eindeutig die erste Bedeutung des Namens als gültig für unser Geschlecht angesehen werden. Es soll hier aber nicht ausgeschlossen werden, daß insbesondere im niederdeutschen Raume auch eigene Namensentstehungen im Sinne von Trödler oder Treidler (Händler bzw. Schiffszieher) möglich waren. Diese Namen haben aber mit dem unsrigen keine namensgeschichtliche Beziehung, bestenfalls lautliche Ähnlichkeit. Verbindungen und auch die Nennung in der Literatur unter Treutler können auf veränderte Schreibweisen in späterer Zeit zurückzuführen sein. So mag vielleicht manch ein Trödler sich selbst in Treutler umbenannt haben (früher war dies durchaus unproblematisch), weil er in seinem Namen eine negative Bewertung sah. „Die heutige Schreibweise der Namen beruht zuweilen auf Zufällen: „Rechtschreibung“ in unserem Sinne gab es noch nicht, und mundartliche Einwirkungen führten zu weiteren Veränderungen. Andererseits konnten die verschiedenen Urformen im Laufe ihrer Entwicklung zu den gleichen Endformen führen, denn die Eintragung der Namen in Urkunden und Registern erfolgte bis ins 19. Jh. hinein fast nie nach Einsicht urkundlicher Unterlagen, sondern nach mündlicher Angabe und dabei oft mit zahlreichen Varianten selbst in ein und derselben Niederschrift.“ (Wolfgang Ribbe: Namenkunde, in: TB f. Familiengeschichtsforschung, 1995, S. 446)

Zurück zu der sicher zutreffenden Deutung. Der bekannte Namenkundler Heintze-Cascorbi nennt Treutler erstmals 1711 zu mhd. triuten „lieben“, auch Trautler. Brechenmacher deutet Treutler und gleichbedeutend Treudler als Übernamen zu mhd. triutel = Liebhaber, Geliebter und triute = Liebe, Liebkosung. Er verweist sogar auf den Umstand, dass im oberdeutschen die Flitterwochen als Träutlerwochen bezeichnet werden. Mit einem Bertoldus Trutelarius (lateinisierte Form von Trutler) gibt er 1231 die erste Erwähnung unseres Namens an. Die Form Treudler = Trödler ordnet er dem niederdeutschen Sprachraum zu. Hans Bahlow deutet in seinem Deutschen Namenlexikon den Namen Treutler zu oberdeutsch „Liebhaber, Geliebter“ und erwähnt ebenfalls die Treutlerwochen als Flitterwochen im Schweizerdeutsch. Er erwähnt einen Konrad Trütlin (Trütler) 1427 in Villingen (Schwaben). Als entrundete Form des Namens gibt er Treitel und Treidler an. Bahlow setzt in seinem Werk eindeutig Treutler, Treudler und Treidler gleich und deutet sie als „Schmeichler, Liebhaber“. 1720 kommen nach seinen Angaben alle 3 Formen gleichzeitig vor.

Abschließend kann für unser Geschlecht recht klar nachvollzogen werden, dass unser Familienname im oberdeutsch-schwäbischen Raum in der Zeit um 1200 entstanden ist und auf das oberdeutsche Wort „triuten/trüten“=lieben zurückzuführen ist. Die Endung –ler wird nach Kunze und Bahlow (vgl. Kunze: Namenkunde, S. 69 oder Bahlow: Dt. Namenlexikon, S. 14) als Nomina agentis, ein von einem Verb abgeleiteter Name, der auf einer Eigenschaft beruht, erklärt. Nach Kunze hat diese Endung besonders im oberdeutschen oft die Bedeutung „Sohn des ...“, z. B. Winterer = Sohn des Winter (oder eben Treutler/Treuteler = Sohn des Treutel). Unser namensgebender Urahn dürfte daher von seinen Mitmenschen als Schmeichler oder umtriebiger Liebhaber, Don Juan oder Casanova angesehen und mit dem Beinamen „der Triutel/Trütel“ belegt worden sein. Offensichtlich war diese Wesensart so charakterisierend, daß sie sich auch auf die Söhne übertragen hat und diese dann „Triuteler/Trütler/Treutler"“= Sohn des „Triutel/Trütel“ genannt wurden. (Diese Deutung wurde, auf der Grundlage der vorliegenden Arbeit, von der Namenberatungsstelle der Universität Leipzig mit Schreiben vom 13.04.2004 als „im wesentlichen richtig“ beurteilt. Ein diesbezügliches eigenes Gutachten ist daher als entbehrlich angesehen worden.) Höchstwahrscheinlich trug die eher positiv besetzte Bedeutung dieses Namens auch zu seiner frühen Verfestigung bei. Bereits bei der Auswanderung von Vertretern der Ursprungssippe der Treutler im 14. Jh. nach Böhmen erhielt sich der Name schon in seiner heutigen Form.

Treutler kann also als die zentrale und häufigste Form angesehen werden, von der sich die Nebenformen Treudler, Treutel, Treutle, Treutlein, Treidler u.ä. ableiten, wenn sich deren Träger auf dieselben genealogischen, zeitlichen und siedlungsgeschichtlichen Grundlagen beziehen können. Davon losgelöste und nicht zugehörige Namensnennungen können durchaus in genannter anderer Weise entstanden und zu deuten sein.

Die hier dargestellte Vorgehensweise zur Deutung eines deutschen Familiennamens kann durchaus Allgemeingültigkeit beanspruchen und somit auch als Handlungsanleitung dienen. In jeden Falle aber gilt: „Je umfangreicher Familienforschung betrieben wird und je breiter deren historische Grundlage ist, um so sicherer wird der Familienname gedeutet.“ (Wolfgang Ribbe: Namenkunde, in: TB f. Familiengeschichtsforschung, 1995, S. 447)

Varianten des Namens

Treutler kann also als die zentrale und häufigste Form angesehen werden, von der sich die Nebenformen Treudler, Treudtler, Treutel, Treutle, Treutlein, Treidler, Treitler u.ä. ableiten, wenn sich deren Träger auf dieselben genealogischen, zeitlichen und siedlungsgeschichtlichen Grundlagen beziehen können. Davon losgelöste und nicht zugehörige Namensnennungen können durchaus in genannter anderer Weise entstanden und zu deuten sein. Insbesondere in Umschreibungen des Namens aus dem heute polnischen und tschechischen Sprachraum tauchen auch Formen wie Trakler, Troitler, Trenkler u.ä. auf, die aber nur im genealogischen Zusammenhang als zugehörige Formen gewertet werden können. Eine sprachwissenschaftliche Ableitung existiert nicht. Insoweit sind gleiche Formen in anderem Zusammenhang nicht in Zusammenhang zu bringen.

Geographische Verteilung

Relativ Absolut
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Bekannte Namensträger

  1. Hieronymus Treutler von Kroschwitz, 14.02.1565 in Schweidnitz/Schlesien - 09.12.1607 in Bautzen/Sachsen, bedeutender Jurist, Professor, kaiserlicher Rat und Kammerprokurator der Lausitz
  2. Christoph Friedrich Treutler, 25.08.1684 in Waldenburg/Schlesien - 1752 in Waldenburg/Schlesien, Unternehmer, gründete 1706 in Waldenburg die Fa. Christoph Treutler & Sohn - die erste mechanische Weberei Deutschlands
  3. Friedrich August Treutler, 07.06.1766 in Bautzen/Sachsen - 21.12.1819 in Dresden/Sachsen, Arzt, Prof. der Naturgeschichte, kgl. sächs. Hofrat und Inspektuer des Dresdner "Grünen Gewölbes"
  4. Johannes Treutler, 1820 in Hannichen/Böhmen - 11.02.1892 in Glatz/Schlesien, Einsiedler und meßner auf dem Spittelsberg bei Glatz, erfand eine reihe von medizinischen Präparaten, wie den "Einsiedler-Treutler-Balsam", welcher bis in die 1970er Jahre hergestellt wurde
  5. Paul Treutler, 06.07.1822 in Waldenburg/Schlesien - 01.09.1887 in Neu-Weißstein/Schlesien, Bergingeniuer, Unternehmer, erkundete 15 Jahre Bodenschätze und Natur in Südamerika u.a. erstmals das Gebiet der Araukanerindios
  6. Karl Georg von Treutler, 09.04.1858 in Waldenburg/Schlesien - 27.05.1933 in Oberbögendorf/Schlesien, Jurist, Offizier, Diplomat, Wirkl. Geheimer Rat, Vertrauter Kaiser Wilhelm II. (genannt: Die graue Exzellenz)

Sonstige Personen

Geographische Bezeichnungen

Als Über- oder Eigenschaftsname ist dem Autor keine Übertragung auf einen Ortsnamen bekannt.

Literaturhinweise

Der vollständige Artikel des Autors Die Deutung von Familiennamen am Beispiel des Namens Treutler ist nachzulesen in: "Der Herold", N.F. Band 16, Heft 17-18, S. 502-507

Daten aus FOKO

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Metasuche

Compgen-Metasuche.png zum Familiennamen: Treutler


Weblinks

Webseite des Autors: [1]

Familienforscher

Autor: Dipl.-Krim. Gerd-Christian Th. Treutler zur Webseite des Autors: [http://www.treutler.info ]