Versmold
Versmold: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...
Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Detmold > Kreis Gütersloh > Versmold
Früherwähnung
Name
„Versmele" 1068-88; „Fersmelle" 1088; „Versmelle" 1223; „Versmule" 1279; „Versmole" 1284; Versmelde 1550. Mundartlich 1954: „Vassem“.
Kirchdorf
Grundherrschaft
- 1068-88 wurde der Edle Waldrich in einer Gerichtsverhandlung gezwungen, die Übertragung eines Hofes in Versmold an den Osnabrücker Bischof Benno, die er abgeleugnet hatte, anzuerkennen
- 1088 hatte Kloster Iburg hier Besitz
Gericht
- 1277 wird in einer Urkunde von das Gogericht in Versmold genannt.
Landschaftslage
Versmold liegt 65-70 m hoch im Ostmünsterland (etwa 11 km südlich des Teutoburger Waldes) in vorwiegend sandiger, teils waldbedeckter und in den Niederungen großenteils auch feuchter und von Wiesen bedeckter Landschaft.
Geografische Position
1895: Geografische Position bei (N 52° 03' | O 8° 08')
Ortsursprung
Meierhof (Abding) des Edlen Walderich (1068-70), der 1223 an das Kloster Iburg übertragen wird durch den Bischof von Osnabrück, der die Vogtei behält. Kirchdorf (1096), im 14. bis 16. Jh. verschiedentlich Wibbold genannt. Dorf Versmold 1550. Der Große Kurfürst von Brandenburg verlieh ihm die Weichbildsgerechtigkeit (1654).
Stadtgründung
Erhebung zur Stadt durch König Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1719). Seit 1856 nach der Landgemeindeordnung als Titularstadt verwaltet.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Stand 1954: Kern der planlos gewachsenen Stadt ist der an der Straßenkreuzung gelegene rechteckige Markt- und Kirchplatz, ihr Umriß unregelmäßig geformt, die Straßen meist gekrümmt, etwa in Schichtenform. Neue Teile regelmäßig angelegt. Keine Stadtbefestigung. Äußere Stadtteile: Landwehrort, Großes Venn im Westen, Ostkamp und Roggenkamp im 0sten. Neuzeitliche (1954) Ortserweiterungen an den sternförmig ausstrahlenden Landstraßen und im Bahnhofsviertel.
Gebäude
Michaels-(Petri-)Kirche gegr. wohl im 10. Jhdt., erwähnt 1096, Portal und Westturm romanisch, einschiffiger Gewölbebau spätgotisch, stufenförmig gezinnter Giebelturm, teilweise abgebrannt 1683, erweitert 1737-51 und 1860-61. Ältestes Bürgerhaus von 1602. Gut Wittenstein abgebrochen um 1750, 1954 südlicher Ortsteil. Haus Caldenhof unmittelbar nördlich der Stadt, Jagdhaus der Grafen von Ravensberg seit 14. Jhdt, abgebrochen um 1860.
Brände
Stadtbrände 1683 und 1804.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
1730: 727 Einwohner (E.), 1740: 798 E., 1763: 758 E., 1787: 926 Einwohner, 180 Feuerstellen.
Seuchen
Pest um 1350.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Urbar 1550. Ravensberger Kataster 1693/ 1694
- Einwohnerkartei nach den Angaben aller Kirchenbücher bis 1935
- Versmold, Zweitschriften Sterbefälle 1874 - 1938, Digitalisate
- Versmold, Namensverzeichnis Versmold, Geburten, Heiraten,1928 - 1937, Digitalisate
- Versmold, Namensverzeichnis Versmold, Heiraten, Sterbefälle, 1938, Digitalisate
- Bockhorst, Zweitschriften Sterbefälle 1877 - 1938, Digitalisate
- Hesselteich, Zweitschriften Sterbefälle 1877 - 1938, Digitalisate
- Oesterweg, Zweitschriften Sterbefälle 1880 - 1938, Digitalisate
Kirchenbücher
- Kirchenbücher: kath. seit 1857
- Versmold, St. Michael, kath., 1888 - 1946, Digitalisate online bei Matricula
- Kirchenbücher: ev. seit 1667
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- 1808-1812 (Zivistandsregister) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- 1815-1874 (ev.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1863-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1815-1822 (Pfarrbezirk, Juden) Geburten, Heiraten, Tote
Berühmte Personen
- Die Hamburger Kaufmannsfamilie Sieveking wanderte 1750 aus Versmold aus, Stammhaus am Markt.
Jüngere Einwohnerzahlen
1818: 1243 Einwohner (E.), 1828: 1322 E., 1843: 1405 E., 1858: 1350 E., 1871: 1486 E., 1885: 1495 E., 1895: 1509 E., 1905: 1762 E., 1910: 2081 E., 1920: 2039 E., 1925: 2361 E., 1933: 2950 E., 1939: 3409 E., 1946: 4953 E., 1950: 5096 E.
Sprache
Die niederdeutschen Mundart von Versmold ist in den Ostraum des Westfälischen (Arnsberg-Paderborn-Herford) einzuordnen. Kennzeichen : ju 'euch', bowwen 'bauen', sin `(ich) bin', mi 'mir' und 'mich', mägget `(sie) mähen'. Ortsspitzname: Versmoldske Löttkes; Versmold gehört ins „Oltprüßke“ (Altpreußische), dort heißen die Mädchen oft Charlotte.
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
Stand 1954: Im Mittelalter landwirtschaftliche und handwerkliche Betätigung nur für den eigenen Bedarf. Seit alters jährlich 3 Vieh- und Krammärkte, von denen der St.-Peters-Markt (22. 2.) für die weitere Umgebung Bedeutung gewann. Seit 17. Jhdt. Herstellung des groben Leinentuches (sogt. Löwend oder „Russen") und Leinenhandel. Leggekammer 1668-1809. Segeltuchfabrik gegründet 1828, mechanisiert seit 1863. Fabrikmäßige Herstellung von Fleischwaren (Dauerwurst usw.) seit Ende 19. Jhdts. in raschem Aufstieg. 1 Leder- und Metallwarenfabrik, 2 Schuhfabriken, 1 Fabrik für Holzfaserhartplatten.
Verkehr
Stand 1954: Landstraßen von Versmold nach Warendorf, Borgholzhausen-Melle, Halle-Herford, Iburg. Privatbahn Gütersloh-Versmold-Lengerich (Teutoburger-Wald-Eisenbahn seit 1901).
Umgebungsbedeutung
Stand 1954: Der Einfluß von Versmold umfaßt das engere, weidewirtschaftliche Streusiedlungsumland. Es liegt im Einflußbereich von Bielefeld.
Verwaltung
Rat
Mit der Weichbildgerechtsame (1654) erhielt Versmold das Recht zur Wahl eigener Bürgermeister und Vorsteher. Trotz der Stadterhebung von 1719 wurde die Magistratsverfassung erst 1743 wirksam: Bürgermeister, Camerarius und Senator. 1807 Munizipalität Versmold, seit 1815 kreisangehörige Stadt.
Gericht
13.-16. Jhdt. Freistuhl, 1456-1719 Gogericht in Versmold, 1808 westfälisches Friedensgericht.
Landesherrschaft
Landesherren
Seit dem 13. Jhdt. Hoheitsrechte, besonders Gogericht der Grafen von Ravensberg. Mit der Grafschaft kam Versmold 1346 an Jülich-Berg, 1510 an Kleve-Mark, 1609 an Brandenburg-Preußen.
- < 1806 Königreich Preußen, Grafschaft Ravensberg, Amt Ravensberg (historisch)
- 1807-1810 Kaiserreich Frankreich, Königreich Westfalen, Departement der Weser, Distrikt Bielefeld, Kanton Versmold
- 1810-13 zur Hälfte Kaiserreich Frankreich, Oberemsdepartement.
- 1813-1815 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein
- 1816 Preußische Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Minden, 1816-1972 Kreis Halle (Westfalen), Amt Versmold
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen, 1947 Regierungsbezirk Detmold, ab 1972 Kreis Gütersloh
Kriegerische Ereignisse
1369 Gefecht bei Versmold zwischen ravensbergischen Burgmannen und bischöflich münsterschen Soldaten.
Zeitzeichen 1895
- Versmold, Stadt (Stadtgemeinde) in Deutschland, Königreich Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Minden, Kreis Halle (Westfalen), Amt Versmold, an der Hessel,
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Standesamt Versmold, Amtsgericht Halle (Westfalen), ev. Kspl Versmold, kath. Kspl Versmold, Postbezirk, Telegrafenamt, Krankenhaus, Gerichtstag, ev. u. kath. Pfarrkirche,
- Gesamtfläche: 836,7 ha, (1895) 2 Wohnplätze, 251 Gebäude,
- Einwohner:1509 (1422 Ev., 50 Kath., 37 Jud.),
- Gewerbe: Weberei (Segeltuch, Leinen), Ziegeleien, viele Mühlen, Brennerei (Branntwein), Handel (Fettwaren).
- Quelle: Hic Leones
Siegel, Wappen, Fahne
Stadtgebiet
- Stadtgemeinde Versmold im Amt Versmold
- 1885 und 1910: 836 ha. Nach kleineren Eingemeindungen 1927-30 im Westen und Norden der Stadt 1951: 860 ha.
- 1973 Kommunale Neugliederuing: Seit 1973 Stadt Versmold aus Stadt Versmold und den Gemeinden Bockhorst, Hesselteich, Loxten, Oesterweg, Peckeloh.
- Die Stadt Versmold ist Rechtsnachfolgerin des Amtes Versmold
Kirchenwesen
Bistümer nach Mittelalter
Bistum Osnabrück, Archidiakonat Dissen; seit 1821 Erzbistum Paderborn, Dekanat Bielefeld. Im brandenburgisch-pfälzischen Rezeß von 1672 wurde den Kath. in Versmold das Recht der öffentlichen Religionsausübung eingeräumt, doch gehörten sie im 18. Jhdt. zu Stockkämpen (Kreis Halle), von dem die 1856 neu entstandene katholische Gemeinde Versmold abgepfarrt wurde. Das Patronatsrecht der Michaelskirche übte der Archidiakon von Dissen aus (1482), daneben auch Rechte des Abts von Iburg bei der Pfarrstellenbesetzung.
Reformation
Erster lutherischer Prediger 1578, völlige Sicherung der Reformation gegen 1590. Kreissynode Halle mit Sitz in Werther.
Bekenntnisse
Pietistische Erweckungsbewegung 1740 bis 1750. 1871: 46 Kath., 1895: 50 Kath., 1925:, 99 Kath., 1946: 666 Kath., 86% Ev.
Juden
1691: 1 Familie, 1714: 2 Familien, 1783: 7, 1895: 37 Juden. Synagoge 1900.
Wohlfahrtspflege
Stand 1954: Krankenhaus 1889.
- Apotheke: Hollerfeld´sche Apotheke vor 1789
Bildungswesen
Schulen
Stand 1954: Schule gegründet 1640, nur 1 Schulmeister bis 1764, dann Gründung des Rektorats. Private kath. Schule durch die Kirche gegründet, als öffentliche Schule anerkannt 1881, aufgelöst 1924. 1950: 1 öffentliche Volksschule vorhanden. Höhere Privatschule (Familienschule) gegr. 1832, dann zeitweilig geschlossen, neu eröffnet 1862, umgewandelt in Oberschule für Jungen (Zubringeschule) 1939, als öffentlich anerkannt 1941. Landwirtschaftliche Fortbildungsschule 1904. Gewerbliche Berufsschule 1926.
Archiv
- Versmold/Stadtarchiv
- Kirchenarch. ab 1683.
- Amtsarchiv im Staatsarchiv Münster
- Stadtbücherei Versmold, 1954 mit privater Urkunden- und Quellensammlung.
Bibliografie
- Bau- u. Kunstdenkmäler des Kreises Halle in Westfalen (1908).
- Büld, H.: Volk und Sprache im nördl. Westfalen (1939).
- Festschrift zum 25jährigen Dienstjubiläum des Amtmanns Graßhoff (1913).
- Speckmann, J. H. W.: Geschichtliche Nachrichten über die Gemeinde Versmold (1869).
- Vinke, W.: Heimatgeschichte der Stadt Versmold u. Umgebung, Bielefeld, 1925.
- Vinke, W.: Handel und Wandel im Kreis Halle in Westfalen (1925).
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Versmold in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Historische Webseiten
Zufallsfunde
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