Pokallna

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Siehe ganz links im Delta auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Ruß aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv

Hierarchie

Regional > Litauen > Pokallna

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Heydekrug > Pokallna


Einleitung

Pokallna (1785 auch Pokalna), Kreis Heydekrug, Ostpreußen.

Name

Der Name beschreibt die Lage des Ortes.

  • prußisch "po, pa" = bei, in der Nähe von
  • "kalne" = Gegend am Kurischen Haff und an den Memelmündungen

Politische Einteilung

1940 ist Pokallna Dorf in der Gemeinde Ruß.


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Pokallna gehörte 1912 zum Kirchspiel Ruß.


Katholische Kirche

Pokallna gehörte 1907 zum katholischen Kirchspiel Szibben.



Standesamt

Pokallna gehörte 1907 zum Standesamt Skirwietell.


Schule

Schule in Pokallna 1991
1. Klasse Schulkinder in Pokallna 1930 mit Lehrer Rudolf Jonas, in der Mitte des Bildes sein kleines Töchterchen Alice


Die Tochter Ruth des Lehrers Jonas berichtet:

Wir zwei Mädchen wuchsen in der Dorfschule auf. Ein einstöckiges Holzhaus, hellblau gestrichen und von Sonne und Wind türkisfarben verblichen. Die zwei Schulklassen betrat man durch eine offene Veranda, die in einem Flur endete, von dem die Treppe zum Boden und dem Zimmer für den 2. Lehrer abging. Dort wohnte ... August Palloks.

Da er Junggeselle war, nahm er seine Mahlzeiten bei der Nachbarfamilie Bendig ein. Ansonsten hielt er sich meistens bei uns auf, ging mit Papa wohl auch mal zur Jagd mit oder musizierte mit ihm. Papa spielte Klavier, August Palloks Geige. ... Nachfolgerin von August Polloks wurde Frau Sabalauskas. Geschieden von dem Postmeister Sabalauskas, lebet sie mit ihrer alten Mutter, Frau Jurgeneit, den zwei Kindern Maritta und Waldemar, einem Dienstmädchen und dem buckeligen Faktotum Heinrich auf dem elterlichen Bauernhof.


Schilderungen

"Das Fischerdorf mit 120 Haushaltungen ist ein Ort, der seine Füße fast im Wasser hat. Beidseitig des Flusses, der auch Pokallna heißt, liegen die Fischer- und Bauernhöfe. Die Gebäude aus Holz, die niederen Dächer mit Rohr gedeckt, der Giebel auslaufend in hölzerne, gekreuzte Pferdeköpfe. Kein Haus ohne Fischereigeräte, ohne das Gemüsefeld mit Beeten voller Zwiebeln, Möhren, Erbsen, Kohl und Kartoffeln. Die Beete hoch aufgeworfen, die Furchen tief, manchmal schon voller Wasser. Kein Haus ist ohne Kahn, der Fluß ist die Dorfstraße, die Lebensader der Menschen - er verbindet die Höfe. Viele schöpfen aus ihm, von einem Holzsteg aus, das Trinkwasser.

Dicht am Ufer baden die Kinder in sandigen Buchten, die Frauen spülen die Wäsche. Keine Brücke spannt sich über die Pokallna, doch es gibt zwei Fähren für Fuhrwerke, und der Fährmann setzt Fußgänger mit dem Kahn über. Das Leben ist urtümlich und einfach. Die Menschen Leben vom Gemüseanbau und vom Fischfang. Die Arbeit ist streng geteilt: das Gemüse ist die Domäne der Frauen, die Männer fahren mit ihren Kurenkähnen auf das Haff hinaus, um dort zu fischen. Gemeinsam bringt man die Erträge nach Heydekrug oder nach Memel zum Markt. Dort wird dann vom Erlös das Notwendige für die Wirtschaft eingekauft.

Überall sieht man die allgemein getragene Tracht. Bei den Frauen sind es gefältete oder angekrauste weite Röcke, auf Taille gearbeitete Blusen und Bauchschürzen. Ob alles in Blautönen war? In meiner Erinnerung scheint es mir so. Das Kopftuch ist am Alltag dunkel, an Feiertagen hell und wird immer unter dem Kinn gebunden. Die Männer tragen Kord- oder Leinenhosen, ebensolche Jacken, Fischermützen, Stiefel oder Schlorren (Holzschuhe). Im Sommer gehen die Kinder immer, die Erwachsenen oft barfuß.

Jetzt muß ich noch zu den Wohnungen etwas sagen. Der rohe Holzfußboden wird gescheuert und an Feiertagen mit Flickerdecken und Läufern ausgelegt. Die Möbel sind einfach und zweckmäßig, oftmals selbstgefertigt, mitunter volkstümlich angemalt. Da gibt es in jeder Stube ein Himmelbett mit Vorhängen, das Bettzeug rot- oder blaukariert bezogen. Tische, Stühle mit Herzen in der Lehne, Truhen und die Bank am Kachelofen vervollständigen die Einrichtung. Die Kleider hängen auf Haken an der Wand. Blumen stehen auf den Fensterbrettern - und im Frühjahr in Kästen die Vorzucht für die Gemüsebeete. In der Küche gibt es oft keinen Schrank; das Geschirr steht auf Wandbrettern, die mit Spitzen, manchmal nur aus Zeitungspapier geschnitten, verziert sind."

Quelle: Ruth Weigand, geb. Jonas: Kindheit im Memelland, geschrieben 1981


"Dann ging´s hinaus auf den Hof, zu den Gebäuden, zu der großen Scheune mit all ihren Vorräten, in den Wagenschauer, in den Geräteschuppen und dann hinaus zum Vieh. Die Viehweide befindet sich aber weiter abseits, und man muß ein Stück auf dem schmalen Pokalnadamm entlanggehen. Streckenweise liegt des Weg da wie unter zugewachsenen Lauben. Vor dem Hofe eines jeden Besitzers führen von der Dammböschung kleine Schlängelwege oder Holzstufen zum Ufer hinab. Schwarzbraune Kähne liegen angekettet an niedrigen Stegen, und wo der breiter werdende Uferrand Raum genug freigibt, stehen unten oder auf halber Höhe, eng an Buschwerk oder Baumstamm geschmiegt, derbgefügte kleine Holzbänke. die alten, verwitterten Sitzbretter sind oft ganz verwachsen mit den rissigen Rinden gewaltiger Weiden. Dort aber, wo der Damm dicht an das schmale Flußbett tritt, biegen sich krummgewachsene Bäume tief zum Uferrand und hängen ihr grüngelbes Herbstlaub in das schwarzschimmernde Wasser. Das müssen hier Sommerabende sein!"

Quelle: Charlotte Keyser: In stillen Dörfern, Gräfe und Unzer, Königsberg 1939

Bewohner

Fam. Jonas 1927: Lehrer Rudolf Jonas, davor Tochter Ruth Rechts: Ehefrau: Luise Jonas geb. Petereit (Schunellen) mit Tochter Alice


Familie Jonas:

Lehrer Rudolf Jonas
oo mit
Luise Petereit aus Schunellen

Kinder:
Ruth
Alice



Dienstmädchen: Emma Jureit aus Pokallna
Nachbarfamilie: Bendig; Nachbarjunge: Kurt Bendig; jüngere Schwester: Annemie (ertrunken);
Erna Dugnus und Geschwister
Kinderreiche Familie Warruß
Kolonialwarenhändler: Milkereit. Er hatte alles von Petroleum bis zum Salzhering und schenkte auch Schnaps aus. Sein Laden lag jenseits der Pokallna.
Fährmann: Ulfke
Nachbar: der alte Lehnert
Familie Korn

Familie Jonas weitere Informationen und Bilder


Folgende Familien bzw. Personen lebten in Pokallna oder stehen mit diesem Ort in Verbindung:




Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

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