Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/089

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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      Aus alledem wird aber wohl Jeder einsehen, daß es immer darauf ankommt, wie diese Gewehr-Uebungen betrieben werden; und wie bei jedem Exerziren, wie in unserem sonstigen militärischen Leben, so müssen wir auch als Ziel der gymnastischen Uebungen hinstellen: Einheit, Unterordnung unter einen Willen, vor allen Dingen unter den eigenen Willen, wodurch sich der Soldat Selbstbeherrschung, Zucht und Mäßigung aneignet.

      Die herrlichen Tugenden der Königstreue, der Vaterlandsliebe, des Gehorsams, der Ehre und der Redlichkeit soll der Soldat in seine bürgerliche Heimath mitnehmen. wenn auch Dieser oder Jener sagt: "Wie hängt denn das mit dem Turnen und Exerziren zusammen?", so seht euch nur mal um, wenn die Compagnie nach einem strammen Exerziren, nach einer recht anstrengenden Felddienst-Uebung oder nach einem fleißigen Turnen wieder in's Quartier rückt: ihr werdet, es mag schön oder schlecht Wetter sein, frische, frohe Gesichter sehen, die Leute fühlen sich in dem Bewußtsein, redlich ihre Schuldigkeit gethan zu haben.

      Dieser frische, regsame Geist muß den Soldaten während seiner Dienstzeit ganz durchdringen, und in demselben liegt der Keim zu allen guten Handlungen.

      Zu den nothwendigen Fertigkeiten, die wir von dem Soldaten verlangen, gehört aber auch, daß er sich auf jedem Grund und Boden, ungeachtet der hierbei entstehenden Schwierigkeiten und Hindernisse, fortbewegen kann; daher müssen von den

Rüst-Uebungen

speciell betrieben werden: das Gehen, Laufen auf schiefen Ebenen, auf schmalen, festen oder schwankenden Flächen, das Springen über Hindernisse, von der Höhe oder nach der Höhe, das Schwingen, Steigen, Klettern, und Klimmen.

      Diese Uebungen setzen der Muskelkraft vielfach einen größeren Widerstand entgegen, erzielen deshalb eine höhere Entwicklung des Körpers, und in der möglichst ausgedehnten Vereinigung von Kraft und Gewandtheit müssen wir doch das Resultat der körperlichen Entwicklung suchen.

      Nun sieht man auf den Turnplätzen oder Sälen, wo sich die Jugend und auch das reifere Mannesalter herumtummelt, allerlei Geräthe, an denen sich die vielfältigsten Uebungen machen lassen; ob dieselben nun zur Durchbildung des Körpers nothwendig sind, oder oft nur zur Unterhaltung und Belustigung dienen sollen, oder gar schädlich auf den Organismus wirken können, wollen wir hier nicht erörtern.

      Im Interesse unserer Militär-Gymnastik liegt es ganz natürlich, daß wir uns auf ein Minimum der Uebungen beschränken. Der Maßstab der Entscheidung liegt in der practischen Erfahrung, und, auf dies gestützt, sind denn auch die unten folgenden Uebungen ausgewählt; dieselben haben sich einerseits eben so sehr als nothwendig, wie andererseits als ausreichend erwiesen. Für einen sachverständigen Lehrer liegt hierin indeß keine Beschränkung; denn ein solcher wird stets im Stande sein, wo es nöthig ist, auch andere Hülfsübungen angeben oder selbst erfinden zu können, wie sie gerade zur Nachhülfe bei ungeschickteren Leuten nothwendig erscheinen. Und wie eben nur die nothwendigen Uebungen, so sind selbstredend auch nur die nothwendigen Gerüste für unsere Uebungsplätze erforderlich.

A. Uebungen am Balancirbaum.

Hinaufspringen auf den Baum und Balancirstaand auf demselben.

      1. Zum einfachen Hinaufspringen auf den Baum wird die eine Hand auf die obere Fläche des Ständers, die andere auf den Baum gelegt, um so das gleichzeitige Hinaufspringen mit den Füßen zu unterstützen und auch dem Körper beim ruhigen Aufrichten aus seiner nun eingenommenen Hockstellung behülflich zu sein. Das Herabspringen erfolgt ebenfalls mit Unterstützung der Hände oder aus Seitstand durch Seitsprung aus Querstand durch Schluß- oder Schrittsprung.