Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/17

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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Reviere erkennen, welcher Ansicht ich auch noch jetzt bin, obgleich ich 1873 eine beinahe einstimmige Verdammung dieser Holzart unter den Forstmännern vorherrschend fand, teils, weil die Erträge den gehegten Erwartungen nicht entsprachen, dabei dem früheren devastierten Zustand jener Reviere nicht genügend Rechnung tragend. Jedoch versäumte ich nicht, allenthalben, wo der Boden und Lage Anbau der Fichte gestattete, diese anzuwenden, so in den kleinsten Schluchten mitten in Kiefernbeständen, welche jetzt in einem weit festeren, baldige Nutzung gestattendem Stand sein würden, wären auch nicht hier zeitige Durchforstungen von dem damaligen unwissenden Förster Meyer versäumt worden, während die Staatsforstbeamten, welchen die Kontrolle des Betriebes anvertraut war, offenbar versäumten, die Reviere im Inneren derselben zu revidieren. Ebenso suchte ich, das Laubholz zu erhalten, wo auch die kleinste Stellen in den Kulturen oder größere Flächen dessen Gedeihen für die Zukunft einigermaßen versprachen, und zwar eben wohl mit gutem Erfolg, wie ich mich 1872 überzeugte. Als Beispiele nenne ich Buchholz über der Wiese, ganz kleiner Bestand, in Heddersbach am Felde gelegener Kirchheimer Forst, oberster Teil der Hube und Hain Frielinger Forst, beide nach Betriebseinrichtung zum Nadelholz bestimmt.

Mit fast noch größerer Vorliebe nahm ich mich der sehr heruntergekommenen Jagd an, wozu ich noch Staatsreviere am Eisenberg, Scheid und Eichberg bis zur Dornbergischen Grenze pachtete, nebst allen Feldern, wo der Staat Koppeljagd mit uns hatte. Noch entsinne ich mich deutlich der Äußerung meines guten Bruders Fritz: "Nun, da Louis in Kirchheim ist, braucht man doch gar nicht mehr auf die Jagd zu gehen." Statt dessen konnte ich schon nach Ablauf weniger Jahre, wo ich streng hegte, Treibjagden anstellen, wo in vier Tagen 300 bis 400 Hasen geschossen wurden statt früher in einem Tag kein halbes Dutzend. Der Rehstand hob sich gleichfalls außerordentlich, leider zu sehr, so daß ich erst später in meinem blinden Jagdeifer den großen Schaden erkannte, welchen diese Wildart an den jungen Kulturen tat. Ich schoß allein nur auf dem Pirschgang im Jahre 50 bis 100 Rehböcke und auch der Hochwildstand hob sich durch Schonung, so daß durchschnittlich 12 bis 16 Stück erlegt wurden. Meine Lieblingsjagd war die Schnepfensuche im Frühjahr und Herbst, deren ich allein im Jahr mit Hilfe meiner vortrefflichen Hühnerhunde 50 bis 60 Stück schoß.

Die Finanzen meines guten Vaters suchte ich nach Kräften wieder zu ordnen, welches freilich nur dadurch möglich wurde, daß die älteren Brüder und ich – ich freilich nur allein durch Beistand des guten Onkels Ernst – nichts aus den Gütern – die jüngeren wenig bezogen. So wurde es mir möglich, diese Schulden, wohl circa 12.000 Taler, schon wenige Jahre nach des Vaters Tod gänzlich abzuzahlen. Ebenso gelang es mir, den Rest, der noch auf dem Kaufgeld der Frielinger Güter haftenden Schuld, circa 6.000 Taler dadurch abzutragen, daß ich Ende der 20er Jahre einen schönen, wenn gleich früher nicht gut bewirtschafteten Fichtenbestand in der Wiesbach abholzen und an das Staatsholzmagazin in Kassel verkaufte, allerdings nur zu Preisen, sehr viel niedriger, als die gegenwärtigen für Fichtennutzholz. Der Erlös reichte jedoch aus, die Güter schuldenfrei zu machen.

Im Jahr 1829 lernte ich meine gute Frau Wilhelmine, Tochter des zu Ziegenhain verstorbenen