Besuch am 04.08.2013 in Allenburg, heute Druschba (RU)

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Wappen der Stadt Allenburg

A l l e n b u r g

Bericht und Fotos von Martin Kunst
Kreis Wehlau, O s t p r e u ß e n
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Ortsmitte von Allenburg, Kreis Wehlau, Ostpreußen


< Allenburg

Am 23.12.2014 schrieb Martin Kunst, geb. in Ladmannsfelde/Kermuschienen in einer E-Mail:

Liebe Schloßberger Landsleute, liebe Nachbarn und Freunde!

Es ist Weihnachten im Jahr 2014, es sind über siebzig Jahre vergangen, seitdem wir unsere Heimat Ostpreußen verlassen haben. Es ist aber auch wieder eine unruhige Zeit, zumindest für diejenigen, die schon etwas älter sind, die man heute "Zeitzeugen" nennt!

Meine Gedanken gehen nun um diese 70 Jahre zurück. Ich war damals zwar ein kleiner Steppke, im Sommer 1944 gerade mal sechs Jahre alt. Ich hatte aber auch schon meine angstvollen Erfahrungen in meinem Heimatort mit Tieffliegern gemacht, hatte auch aus der Ferne Schirwindt brennen sehen. Dann auch die Unruhe des Packens der beiden Fuhrwerke erlebt, ein Wagen mit den privaten Utensilien, Lebensmitteln und mehr, der zweite Wagen mit Werkzeug, Schmiedegerät, Kohlen, Hufeisen, Nägeln und Stollen, mit allem, was mein Vater als Treckschmied damals für seinen "öffentlichen Auftrag" so brauchte.

Dann tauchte deutsches Militär im Dorf auf, auch unser Nachbar Schweinberger bekam Einquartierung, über zwanzig Fahrzeuge. Am 31. Juli, um die Mittagszeit, wurde durch russische Flugzeuge der Hof unseres Nachbarn in Brand geschossen. Das war dann das Signal für uns zur Flucht, wenn auch zunächst nur bis in den Westteil des Kreises Schloßberg, nach Osterfelde. Aber im Oktober ging es dann weiter, über Breitenstein, Grünweiden, Zwion in Richtung des Kreises Wehlau. Diesen Kreis hatten die Verantwortlichen in Königsberg ausersehen als Aufnahmekreis für den Kreis Pillkallen/Schloßberg, zumindest solange, bis der Feind wieder Deutschland verlassen haben würde.

Wir hatten dort unseren ersten längeren Aufenthalt in Moterau bei Tapiau. Eine Wohnung wurde gemietet, und unserem Vater wurde eine Schmiede in Allenburg zugewiesen, etwa 20 Kilometer entfernt. Ab da war er bis Ende Dezember Wochenendpendler, dann konnten wir endlich nach Allenburg umziehen. Über seine Arbeit in dieser schweren Zeit schreibt mein Vater (Albert Kunst) in seinen Erinnerungen:

"Mittlerweile bekam ich Bescheid, in Allenburg für meine Ortsgruppe als Treckschmied anzufangen. Es war da eine Schmiede frei, der Pächter war zum Militär eingezogen worden und mit dem Eigentümer war ich mich bald wegen der Pacht einig.
Als stiller Teilhaber und Helfer kam noch ein Heimatgenosse dazu und unsere Tätigkeit verlief in bester Harmonie. Arbeit hatten wir im Übermaß, und wenn wir unser Tagewerk beendet hatten, waren wir hundemüde.
Der Hufbeschlag hat unsere meiste Zeit beansprucht. Dreißig Hufeisen und mehr war unsere Tagesleistung. Die Höchstleistung betrug zweiundfünfzig Stück. Das war am Tag vor unserer Flucht aus Allenburg. Unser Kundenkreis war ja ungeheuer groß und jeder wollte für alle Fälle gerüstet sein. Es war Winter und von Pferd und Wagen hing alles ab.
Untergekommen war ich bei einer Familie Steinbr., wo ich auch beköstigt wurde. Doch dieses ewige Umherpendeln am Wochenende zu meiner Familie und zurück hat mir nicht behagt. Es waren von Moterau bis Allenburg immerhin 20 km. Da nahm sich unser Bezirksbauernführer Bu. der Sache an und versprach mir, uns eine Wohnung in Allenburg zu besorgen.
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Unsere Materialien - Hufeisen, Hufnägel usw. - bekam ich immer vom Schmiedeobermeister Kowalewski in Tapiau zugeteilt. Er war darin nicht kleinlich und hat mich immer gut beliefert. Er war sehr offenherzig und sagte, als ich ihn mal wieder aufsuchte: " Warum nur fahren Sie nicht weiter? Wenn es an der Weichsel zur Katastrophe kommt, dann kann wer weiß was passieren." Ich antwortete: "Wir dürfen doch nicht weiter fahren. Bis zum Frühjahr soll der Russe zurückgeschlagen sein, dann sollen wir doch wieder das Feld bestellen". Er sah mich nur zweifelnd an, und er hat mit seiner Vermutung Recht behalten.
Wenn jemand von unseren Nachbarn auf Urlaub kam, waren sie alle guten Mutes und sagten: "Unsere Front ist so stark, wir werden den Russen schon halten". Sie sagten es nur, um die Angehörigen zu beruhigen.
So kam die Weihnachtszeit 1944 heran und damit auch mein Weihnachtsgeschenk. Wir sollten am 2. Januar umziehen. Im Bürgermeisterhaus in Allenburg war für uns Platz geschaffen worden und so ging der Umzug bei schneefreien Straßen noch gut vonstatten. Tante Trudel mit ihren Kindern war auch bei uns. Die Wohnung war geräumig und wir kamen alle darin unter. Auch für die sechs Pferde hatten wir gute Unterkunft und Futter."

So habe ich selbst damals Allenburg noch einige Wochen genießen können, wir hatten ja keine Schule und für mich war die schöne Stadt und die Umgebung ein richtiges Erlebnis. Wie oft sind wir an die Alle oder an den Masurischen Kanal gelaufen, haben die Schleusenkammer gefüllt gesehen... Wenn man heute den russischen Ort "Druschba" besucht, dann kann man sich nicht vorstellen, dass es sich um die ehemalige Stadt Allenburg handelt (Stadtrecht seit dem Jahr 1400!). Ich füge im Anhang ein paar Bilder von meinem Besuch dort im vorigen Jahr bei, die einen kleinen Eindruck wiedergeben dürften. Mehr dazu auch in den folgenden Links:

Artikel Druschba (Kaliningrad). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (31.12.2014)

Bildarchiv von Allenburg, Kreisgemeinschaft Wehlau (31.12.2014)

Artikel Masurischer-Kanal. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (31.12.2014)

Wir wünschen nun allen ein friedvolles Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2015 -

Irina und Martin Kunst

Bilder vom Besuch

Ortsschild Allenburg, russ. Druschba (Freundschaft), aus Richtung Friedland,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Allenburg, die Straße in Richtung Ilmsdorf,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Allenburg, Ortsausgang Richtung Ilmsdorf, am Masurischen Kanal,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Allenburg, die Schleusenkammer am Masurischen Kanal,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Allenburg, Einkaufszentrum „Alenburg“ mit Cafe und Bar,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Der Markplatz in Allenburg,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Allenburg, Stadtzentrum, die ehemalige Herrenstraße,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Das Portal der Kirche in Allenburg,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Allenburg, die Evangelische Kirche,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Allenburg, die neue Kirchentür aus dem Jahr 2009,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Plakat in Deutsch und Russisch an der Kirche in Allenburg,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013
Allenburg und Umgebung heute,
Foto: Martin Kunst, 04.08.2013


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