Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/021
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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer | |
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Schuldner. — Ich versuchte sogleich nach dem Fall aufzustehen — um zu erfahren, ob ich nichts entzwei gefallen hätte; und da ich nahe an der Tennwand lag, so gelang es mir, mittelst des Haltens an der Wand; Ich spürte nun, daß ich wahrscheinlich nichts entzwei gefallen, denn auf dem linken Bein konnte ich sicher stehen, aber das rechte Bein wollte mich nicht tragen; ich konnte es zwar heben und vor- und rückwärts bewegen, aber darauf treten — oder damit fortgehen war mir unmöglich. — Da stand ich nun, mich an die Wand haltend, auf dem linken Bein — und konnte nicht weiter. Zum Glück hing ein Dreschflegel an der Tennwand, den ich mit Mühe ergreifen konnte, ihn herunter nahm und mich mittelst desselben nach einem Stuhl arbeitete, der in der Scheuer stand. Ich setzte mich auf denselben und mußte warten bis mir Jemand zu Hülfe kam. Nach 10 Minuten ungefähr kam meine Frau vom Gerstenbinden, und da ich durch deren alleinige Hülfe nicht fortkommen konnte, so holte sie unseren Nachbar Heinrich Müller, der mich auf seinem Rücken in unsere Stube auf's Bett trug. Meine Frau bähete nun das Kreuz und den Ort, darauf ich gefallen war, mit warmem Kampferspiritus, und den 5. d. M. ließ ich den Herrn Dr. Bork kommen. Dieser magnetisirte mich auf dem Rücken, Kreuz und an dem Bein, welches vorzüglich Noth gelitten hatte, um durch's Magnetisiren die gequetschten Muskeln und Fasern wieder in Thätigkeit zu bringen. Alles Bähen sollte aufhören, und den 7. wollte er wieder kommen. Er kam, magnetisirte wieder, wie das vorige mal, und ordnete nun an, daß mich meine Frau 3-4 mal des Tags mit ganz kaltem Bachwasser auf dem Kreuz, dem Bein — und wo mir's weh thäte, waschen und jedesmal gehörig abtrocknen solle. Dieses Waschen bekommt mir sehr wohl; die innere Hitze wird dadurch abgekühlt, und die Haut und Muskeln werden gestärkt. Den 13. d. hat er mich zum 3. mal magnetisirt, — und er meint nun, es sei genug — das Waschen aber soll noch immer fortgesetzt werden — welches auch bis jetzt geschieht — und noch länger geschehen wird. Die Schmerzen, die ich bei der geringsten Bewegung des Körpers empfunden habe, kann ich nicht beschreiben - besonders in den ersten Tagen; Tag und Nacht konnte ich nicht schlafen, wodurch ich sehr entkräftet wurde; ja es ging mir einmal in der Nacht, wie es Hiob ging, ich wünschte mir vor Ungeduld den Tod. (Gott möge es mir verzeihen!) Seit dem 9. aber haben sich die Schmerzen täglich vermindert, und seit diesem Tage bin ich jederzeit den ganzen Tag über außer Bette. Den 13. spielten Bork, Karl und ich 2 Stunden lang Tarok. Auch kann ich nun schon seit 3 Nächten wieder ziemlich schlafen, wodurch meine Kräfte wieder merklich zunehmen. Ich ließ mir den 10. d. 2 Krücken machen, damit ich nach und nach wieder durch ihre Unterstützung Bewegung und Leben — und das rechte Bein wieder allmählig Kraft zur Tragung des Körpers bekommen möchte. Diese Krücken haben mir gute Dienste geleistet; jedoch habe ich sie nun schon einige Tage gänzlich bei Seite gestellt, und gehe jetzo mit 2, auch oft mit einem Stock in der Stube langsam hin und her, und das rechte Bein erhält jeden Tag wieder mehr Kraft: so daß ich hoffe in Zeit von 14 Tagen wieder ohne Stock, durch Gottes Hülfe, gehen zu können. Soviel für diesmal von meinem Unfall. Wir alle grüßen Dich, Dein liebes Weibchen, den lieben Karl (dessen Briefchen uns viel Spaß machte), wie auch die Lieben zu Aßlar ec. Dein guter Vater Chr. Spamer.“
Am 15. Juni 1839 erfolgte die Erwiderung auf eine Hermannsteiner Geburtsanzeige.
Liebster Sohn! Dein Schreiben vom 4. d. M., worin Du uns die glückliche Niederkunft Deines lieben Weibchens mit einem gesunden Knaben bekannt machtest, hat uns um so mehr recht herzlich gefreut, je besorgter wir seit einigen Wochen wegen diesem Ereigniß für Carolinchen waren. Gott sei Dank! daß Alles so gut und erwünscht ausgefallen ist. Hoffentlich wird auch noch Alles wohl stehen! — Ich und Deine Mutter haben nun schon 14 Enkel erlebt, wovon noch 9 am Leben — und 5 in eine bessere Welt versetzt worden sind. Es soll uns überaus freuen, wenn wir wenigstens Antheil an der Gevatterschaft nehmen, und zu der Anzahl der