Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/044

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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zeitigen Ansprüchen nicht entsprechenden Kellner'schen Hause, ließen es am besten erscheinen, daß Mutter und Kinder während der Bauzeit nach Hermannstein übersiedelten. Mit Freuden empfangen, waren sie dort dem Vater und Großvater, und später der heimgekehrten Schwester und Tante Anna eine liebe Hausgenossenschaft bis zum 20. Februar 1863, an welchem Tage Strohwitwer Kellner die Seinigen in einer Chaise wieder heimholte.

Frühe am Morgen, wie in der Abenddämmerstunde pflegte Chr. Spamer sich ans Klavier zu setzen, und oft erweckte ein von ihm gespielter Choral die noch schlummernden Haus­genossen; manchmal begleitete er auch mit Gesang die gespielte Weise. — Schon im Jahre 1857 hatte er sich, an Stelle des ersten, alt gewordenen, ein neues gutes Instrument beschafft, und als nun im Oktober 1862 Anna aus der Pension zurückgekehrt war, lebten die früher so gerne geübten musikalischen Abendunterhaltungen von neuem auf. Die Montag- und Donnerstagabende wurden für Lesekränzchen, die Dienstag- und Freitagabende für Solokränzchen, die Mittwoch- und Sonntagabende für musikalische Unterhaltungen ausersehen, und fanden sich zu letzteren, außer Insassen der Häuser Spamer und Kellner, Fräulein Mathide Kißner, sowie zur Zeit Fräulein Emma Eckstorm aus dem Pachthofe ein. Mathilde Kißner und Anna spielten dabei vierhändig oder wechselten in ihren Vorträgen ab, beides zur Freude der Zuhörer; besonders aber gefiel Annas Spiel durch sympathischen Anschlag und Ausdruck. — Vom Jahre 1864 ab nahm, während ihrer Besuchszeit, auch Hermine Vomhof, Hermanns musikalische Braut, an diesen Auf­führungen tätigen und vollwertigen Anteil.

Im Juni des letztgenannten Jahres wurde der Haushalt im Hermannsteiner Pfarrhause, durch Aufgeben der bis dahin noch betriebenen Landwirtschaft, vereinfacht und nach Weggang der Haushälterin in die Hände der ebenso emsigen, wie verständigen Tochter Anna gelegt. Im Juli 1864 beendete Hermann seine akademischen Studien in Leoben, erbat sich noch von dort aus die väterliche Einwilligung zu seiner Verlobung mit Hermine Vomhof, und erhielt am 28. genannten Monats auch in Burbach die Einwilligung von Herminens Mutter. Vater und Bruder Ludwig hatten ihn dorthin begleitet. Bis zum Frühjahr 1867 war Hermann, zwei längere Aufenthalte auf Hütten im Harz und im Dilltale abgerechnet, wieder im Vaterhause, und da zur gleichen Zeit zwei Gymnasialfreunde desselben, erst Koch, später Reitz, als Vikare des Vaters amtierten, so gestaltete sich das häusliche Leben um Chr. Spamer lebhaft genug. Wenigstens zweimal wöchentlich pilgerte er, von seinem Vikar und Sohne, oft auch von Anna begleitet, nach dem nahen Wetzlar ins Haus Kellner, oder zu einem Glase Bier, und schlossen sich dort zwei junge befreundete Ärzte, Dr. E. Groos und Dr. A. Reinhard, den Hermannsteinern öfter an. Diese beiden Herren ließen sich auch manchmal als abendlicher Besuch im Hermannsteiner Pfarrhause sehen, doch — die Folgezeit ließ es erraten — wohl nicht allein dem Herrn des Pfarrhauses zu Liebe. — In diesen Jahren kam oft auch das Kartenspiel, und zwar fast ausschließlich der Solo, als anregende Abendunterhaltung zu seinem Rechte. Chr. Spamer liebte dies Spiel und war dabei der beste Spieler und der eifrigste. Längere Unterhaltungen neben dem Spiele her und nachlässiges Betreiben desselben mochte er nicht leiden; Spielfehler aber rügte er meist nur im Spiele mit seinen Kindern, deren Lehrmeister er war - andere ließ er lieber mit einem Kopfschütteln durch.

Im Jahre 1865, zur Sommerszeit, führte Chr. Spamer mit dem Ehepaare Kellner, seiner Tochter Anna und Mathilde Kißner eine achttägige Reise in die Schweiz aus. Vom 4. bis 11. August ging die wohl allzu hastige Fahrt über Basel, Bern, Thun, Interlaken, Grindelwald, Brienz, über den Brünig nach Luzern, auf den Rigi, über Küßnacht nach Luzern zurück, dann nach Schaffhausen zum Rheinfall und über Basel, Mühlhausen, Straßburg nach Hause. Hermann hütete inzwischen Haus und Kinder seiner Wetzlarer Geschwister.