Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/124

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Und umgeben von der ganzen Rotte
Fuhr nun unser Admiralschiff kühn
Als die Königin der schönen Flotte
Auf der schwarzen Lache her und hin.
Damals hat auf dieser hoch gestanden
Die aus ihrem Bett getret'ne Lahn,
Daß wir beinah keinen Grund mehr fanden
Und umher fast lauter Wasser sahn.
Metzgermeister Frech nun wollte eben
Grad in seinen nahen Garten gehn;
Da er ihn von Wasser sah umgeben,
Blieb er aber bei uns stille stehn.
Kißner, der ihn kannte, sprach: „Mein Lieber,“
„Treten Sie nur zu uns auf das Eis,“
„Sicher fahren wir Sie da hinüber,“
„Und verlangen dafür keinen Preis!“
„Nein, Ihr Herrn, ich will davon nichts wissen,“
Sprach der Alte; „denn den dummen Gast“
„Hättet Ihr in's Wasser bald geschmissen,“
„Und dann lachtet Ihr Euch einen Ast!“
Als wir ihm das Ehrenwort gegeben,
War es ihm vor uns nicht weiter bang,
Daß er nunmehr ohne Furcht und Beben
Zu uns Beiden auf die Scholle sprang.
Durch den Stoß, den diese jetzt erhalten,
Stellte sie sich aber plötzlich schief,
Und wir fielen beide mit dem Alten
In das Wasser halbenmannestief.
Doch mit einem Satz war ich entsprungen
An des nah gelegnen Ufers Rand,
Eh das Wasser bei mir eingedrungen,
Das nur außen auf den Hosen stand.
Als ich es von diesen abgeschwungen,
Sahe mir es Niemand weiter an,
Daß ich aus dem Wasser war gesprungen,
Oder einen Fall hinein gethan.
Aber meine Unglückscameraden
Waren beide naß bis auf die Haut,
Als sie sich nach etwas längerm Baden
Auf dem Lande haben angeschaut.
Der Philister hat sogar gemeinet:
„Ihr habt Euren Muth an mir gekühlt,“
„Und Ihr hattet Euch gewiß vereinet,“
„Daß Ihr diesen Possen mir gespielt!“
Als wir's aber setzten auseinander
Ihm mit aller Klarheit und Geduld,
Bat er um Verzeihung und gestand er:
„Ja, ich bin nur selber daran Schuld!“
Auch einmal das Vogelsberger Klübbchen
Halb in Spaß und halb in Ernst zerfiel
Auf dem Asterweg in unserm Stübchen
Eines Abends bei dem Solospiel.
Da gemeinschaftliche Casse führten
Einige der Spielenden dabei,
Sich die Andern auch sogleich gerirten
Als entgegenstehende Partei.
Von den Stichelworten kam's zum Zanke,
Und von diesem bis zur Schlägerei;
Doch war ferne von uns der Gedanke,
Daß es eigentliche Feindschaft sei.
Und sobald wir nach Secunda kamen
An dem nächsten Morgen wieder früh,
Alle Schüler Theil am Streite nahmen,
Für die Casse oder gegen sie.
Daß wir nicht den Lehrer müßten scheuen,
Schnell der Primus erst die Thüre schloß,
Und so gingen eifrig die Parteien
Mit den Fäusten auf einander los.
Und da gab's ein Balgen und ein Schlagen
In dem großen Zimmer rund herum,
Daß davon, ich kann's mit Wahrheit sagen,
Zitterte das Pädagogium.
Doctor Engel zwar ließ bald erschallen
Vor der Thüre seine laute Stimm';
Aber Niemand that ihm den Gefallen,
Aufzuschließen in dem ersten Grimm'.
„Setzt Euch jetzt geschwind auf Eure Plätze,“
Rief nach einem kurzen Zeitverlauf
Kattrein, „daß vorüber ist die Hetze,“
„Eh ich mache unserm Lehrer auf!“
Als wir nunmehr alle wieder saßen,
Jeder da, wohin er hat gehört,
Wurde auch der Lehrer eingelassen,
Was er hatte lange schon begehrt.
„Sage mir — wer hat die Thür' verschlossen?“
„Wer hat den Tumult und Lärm gemacht?“
Also fragte unsern Kampfgenossen,
Unsern Primus, Engel aufgebracht.
„Wer die Thür' verschloß, kann ich nicht sagen,“
Gab zur Antwort Kattrein in der Noth;
Denn wie konnte er sich selbst verklagen,
Da die Klugheit dieses ihm verbot?