Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/52
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taufen, zu confirmiren, und Abendmahl für sich zu feiern. Die Pastoren predigten und eiferten gegen die Separation; Inspector Kosowsky schlug mit beiden Fäusten drein; die Separatisten klagten beim Fürsorge-Comité, welches sie für Menoniten, wie sie an der Molotschna sind, und die vom Fürsorge-Comité ihres ökonomischen und moralischen Lebens wegen, sehr geliebt werden, hielt und in Schutz nahm. Dies merkend, suchten sich die Separatisten vor anderen Kolonisten ökonomisch und moralisch auszuzeichnen, unterstützten ihre ärmeren Brüder reichlich, baueten ihnen sogar Häuser, und die neue Kirche wuchs schnell und gewaltig empor. Allein sie verweigerten nun ihren Antheil an der Besoldung der Pastoren, Schullehrern und anderen kirchlichen Gemeindelasten, die anderen Gemeindeglieder murrten; der Streit wurde heftiger, und die ganze Sache ging nach St. Petersburg und wurde Sr. Majestät dem Kaiser Nikolaus unterlegt, dessen Entschiedung, wie mir einer der hiesigen Pastoren mittheilte, lautet: „Ich halte die Leute für kranke Lutheraner, und überweise sie der evangelisch-lutherischen Geistlichkeit zur Heilung; von den Gemeindepflichten sind sie nicht entbunden.“ Auf diese Entscheidung bekamen sie von Seiten der niederen Obrigkeit Ruhe, so daß sie nur die Geistlichkeit zu Gegnern hatten. Pastor Hb. schrieb eine Kirchspiel-Versammlung nach Malojarosslawetz II. aus, und die ganze Separations-Angelegenheit sollte in einem öffentlichen Gemeinde-Convent besprochen werden. Es kamen Viele. Pastor Hb. hielt eine schöne Predigt, an deren Schluß er sagte: „wer noch sonst etwas zu sagen hat, mag sich aussprechen.“ Nach Beendigung des Gottesdienstes verließ er gleich die Kirche, und die Versammlung ebenso. Aber viele der Versammelten blieben vor der Kirche stehen und sahen einander an, als ob sie etwas sagen wollten. Endlich ließ sich eine Stimme hören: „was ist's, Brüder? mir scheint, der Zweck unseres heutigen Hierseins ist nicht erreicht!“ Mehrere fragten: „Was ist zu machen?“ Ich erwiederte: „laßt uns zu Bruder Mayer, der ein geräumiges Haus hat, hinaufgehen und Versammlung halten.“ Wie gesagt, so gethan. Das Haus wurde gedrängt voll, und die Separatisten waren durch einen ihrer Brüder, Rn. aus Beresina, und eine ihrer Schwestern, Katharina A. aus Malojaroslawetz II., vertreten. Schullehrer Geigle eröffnete die Versammlung mit ein Paar Versen aus Hiller, einem herzlichen Gebet und einer kurzen Ansprache an die Versammlung. Nachdem er geschlossen, sagte