Die Deutschen Personennamen/008

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Die Deutschen Personennamen
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fassen.“ Auch auf unsere Auswahl ist es von Bedeutung, ob sich jemand „einen Namen gemacht hat“ oder nicht: ich bespreche vorzugsweise die allgemein bekannten Namen. Und so äußerlich der Familienname erscheint, so wenig er mit dem Wesen des einzelnen zu tun hat, man empfindet doch seine Verspottung oder Verunstaltung unangenehm.

Herder wollte sich in Straßburg einmal von Goethe ein Buch leihen. Er schrieb deshalb an Goethe: „Wenn des Brutus Briefe dir sind in Ciceros Briefen, Der von den Göttern du stammst, von Goten oder vom Kote, Goethe, sende mir sie.“ Goethe bemerkt darüber: „Es war nicht fein, daß er sich mit meinem Namen diesen Spaß erlaubte; denn der Eigenname eines Menschen ist nicht etwa wie ein Mantel, der bloß um ihn her hängt und an dem man allenfalls noch zupfen und zerren kann, sondern ein vollkommen passendes Kleid, ja wie die Haut selbst ihm über und über angewachsen, an der man nicht schaben und schinden darf, ohne ihn selbst zu verletzen.“ An anderer Stelle erzählt Goethe: „Ich war nach Menschenweise in meinen Namen verliebt und schrieb ihn, wie junge und ungebildete Leute zu tun pflegen, überall an.“

Ist anderseits der Name von Mitgliedern der Familie befleckt worden, so wollen ihn oft die anderen Glieder derselben nicht mehr führen. So legten nach den Attentaten Czechs und Nobilings die übrigen Angehörigen der Familien diese Namen ab.

Aber da der einzelne den Namen erbt und auf seine Gestaltung gar keinen Einfluß hat, bleibt er doch etwas Äußerliches. Er hat mit dem Menschen nichts zu tun; so ist er ohne Bedeutung und gleichgültig.

Deshalb will der wunderliche Held in F. Th. Wischers Roman „Auch Einer“ über Namen und Stand des „Reisekameraden“ im Ungewissen bleiben und ebensowenig seinerseits Namen und Stand angeben, er will nur Mensch sein und nur mit dem Menschen zu tun haben. „Ich dachte“, erzählt der Verfasser, „er erwarte, daß ich mich ihm erst vorstelle, und begann: „„Erlauben Sie, es ist doch wohl Zeit, daß ich mich Ihnen —““ Er unterbrach mich: „„Bitte, danke, lieber nicht — verzeihen Sie, es ist nicht Maske, nicht Geheimtuerei von mir, gewiß nicht, lieber aber, auf der Reise wenigstens, alles klar, frei. Name und Stand macht Nebengedanken, führt auf Namenetymologie und dergleichen, wir sind eben jeder ein Ich, eine Person oder, wie Fischart sagt, seelhaftes Lebwesen; wir befinden uns besser so.““ Und später erzählte der Verfasser: „„Ich griff nach meiner Brieftasche, um ihm meine Karte zu geben, und hoffte auf die seinige. „„Bitte, bitte““, sagte er, „„lassen wir's lieber! Kommt es Ihnen denn nicht auch hübsch vor, einmal im Leben nur Mensch zu Mensch““. (Volksausgabe S. 22. 74.)

Weil die Namen mit dem Wesen des Menschen nichts zu tun haben, vergißt man sie leicht.