Die Deutschen Personennamen/051

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Personennamen
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[050]
Nächste Seite>>>
[052]
Die Deutschen Personennamen.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


es lag am Tor, an einer großen Linde, bei einer Kapelle, es war von Stein gebaut im Gegensatz zu den Häusern aus Holz oder Lehm. So entstanden Namen wie Am-thor, Zur Linden, Kapellmann, Steinhaufen[1], Sack (die Sackgasse).

Aber während solche Bezeichnungen bei Stadthäusern doch seltener möglich waren, waren sie fast die Regel bei Bauernhöfen, wenigstens in Gegenden, wo die Gehöfte einzeln und zerstreut liegen wie in Westfalen oder im Gebirge und wo fast jedes seine eigentümliche Lage und Beschaffenheit hat, nach der es einen Namen erhalten kann. Der Hof heißt dann nach der Gegend, in der er liegt. Gemarkungsnamen oder Flurnamen nennt man solche Bezeichnungen im Gegensatz zu den Ortsnamen, Einödnamen nennt sie Steub, Stättenamen Preuß, Gewannamen Hansjakob. Die Hälfte der Tiroler Familiennamen ist von einem Hofe hergeleitet, so ist es auch in Meran.

Im folgenden bespreche ich die vielleicht von Stadthäusern hergenommenen zusammen mit den wahrscheinlich von Bauernhöfen entlehnten; denn die Ableitung geschieht nach ganz denselben Gesetzen. Noch eine andere Unterscheidung lasse ich unberücksichtigt. Ich bespreche im folgenden alle Namen, die nach ihrer Bildung und Ableitung ursprünglich Flurnamen gewesen sein können, also die Zusammensetzungen mit Feld, Dorn, Holz, Busch, Wiese, Grund, Hof und ähnliche. Viele dieser Namen, wie Schönbrunn, Hohenstein, Buchwald, bezeichnen heute Ortschaften und hätten also eigentlich oben S. 41ff. besprochen werden sollen. Ich erwähne sie trotzdem hier, weil sich gar nicht erkennen läßt, ob der Name Wiesner einen Mann bezeichnet, dessen Haus an der Wiese liegt, oder von einer Stadt Wiesen herkommt, die doch wieder von ihrer Lage in wiesenreicher Gegend so genannt wurde, ob Kirchhofer einer ist, der bei der Kirche wohnt oder seinen Hof von der Kirche zu Lehen hat oder nach den Ortschaften Kirchhof oder Kirchhöfen heißt. Der Name Amberg kann ebensowohl von einem der elf Orte dieses Namens herrühren als einen Mann bezeichnen, der am Berge wohnte. Oft


  1. In Breslau gibt es 1280 Janusch an der Ecke, 1365 Petrus Ruffischtor, 1387 Hensel Schweidnitztor, 1370 Peter Hundegasse. Im 12. Jahrhundert heißt in Köln ein Bürger iuxta capellam, 1288 in Berlin ein Ratsherr Zabellus de domo lapidea. Der „verlorene Sohn“ bei Heyse übersetzt seinen Namen Amthor in Laporte oder Delaporte. (Reichert 34. 68-71.)