Die Deutschen Personennamen/101
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erzählt von der Mooswaberl, der Kramer-Thresl, von der Riegelbergerin und dem Stegthomerl, der „Waldschulmeister“ vom Wurzeltoni, dem Ruß-Barthelmei, einem Köhler, und seiner Mutter, der Ruß-Kathel. Der Bauer, der in Roseggers Erzählung „Jakob der Letzte“ so tragisch endet, wird gewöhnlich der Reuthofer genannt, mit dem Schreibnamen heißt er Steinreuter. Beide Namen bezeichnen dasselbe; der „Reuthof“ lag an einer Stelle, wo man es mit dem Ausreuten des Waldes und der Steine besonders schwer gehabt hatte. Nur ist der eine Name erstarrt, der Name Reuthofer noch lebendig. Ein Bauer, der seinen Besitz verkauft hat und in die Stadt gezogen ist, nennt den Jakob gewählt und vornehm Steinreuter „beim Schreibnamen, wie der Amtmann“. Später steht dann über seinem Grabe: „Jakob Steireuter, insgemein Reuthofer.“
Im „Waldschulmeister“ haben im Anfang des 19. Jahrhunderts die Leute in dem entlegenen Waldtal, „dem Winkel“, noch keine Familiennamen. Der Schulmeister hält es, als die einzelnen zur Gemeinde zusammengefaßt werden, Kirche und Schule erhalten sollen, für erforderlich, ihnen Namen zu geben. Hören wir, was er erzählt: „Im Herbste 1816. — In einer der letzten Wochen bin ich mit einem Papierbogen zu allen Hütten des Waldes herumgegangen. Da habe ich die Hausväter nach dem Stande ihrer Wirtschaft, nach der Zahl ihrer Familie, nach den Geburtsjahren und Namen gefragt. Das Namensverzeichnis wird nicht gar zu mannigfaltig. Die Bewohner männlicher Art heißen Hannes oder Sepp oder Berthold oder Toni oder Matthes; die Leute weiblicher Gattung sind Kathrein benamset, oder Maria, welch letzter Name in Mini, Mirzel, Mirl umgewandelt und ausgesprochen wird. Ähnlich geht es mit anderen Namen; und kommt einer von draußen, so muß er sich eine Umwandlung nach den Zungen der Hiesigen sogleich gefallen lassen. Mich haben sie einige Zelt den Andredl geheißen; aber das ist ihnen ein zu großer Name für einen so kleinen Menschen, und heute bin ich nur mehr der Redl. Von Geschlechtsnamen wissen schon gar die wenigsten was. Viele mögen den ihren wohl verloren, vergessen, andere einen solchen nie gehabt haben. Die Leute gebrauchen eine eigene Form, ihre Abstammung und Zugehörigkeit zu bestimmen. Beim Hansl-Toni-Sepp! Das ist ein Hausname, und es ist damit angezeigt, daß der Besitzer des Hauses Sepp heißt, dessen Vater aber der Toni und dessen Großvater Hansel genannt worden ist. Die Kathi-Hani-Waba-Mirz-Margareth! Da ist die Kathi die Ururgroßmntter der Margarets Der Stamm mag doch schon lange in der Waldeinsamkeit stehen. Und so wird eine Person oft durch ein halbes Dutzend Namen bezeichnet, und jeder schleppt die rostige Kette seiner Vorfahren hinter sich her. Es ist das einzige Erbe und Denkmal.[1]
- ↑ Tragl, Leipaer Familienamen führt S. 7 aus dem Erzgebirge an: Muttergottesschustammichelwenzlfranz, d. h. Franz, Sohn des Wenzel, der ein Sohn des Schusters Michel war, der bei einem Muttergottesbild sein Haus hatte; und aus dem Böhmerwald: Simanickelandresenfranz, d.h. Franz, Sohn des Andreas, des Sohnes des Nikolaus des Sohns Simons. Progr. d. Gymn. in Böhmisch-Leipa 1896.