Die Deutschen Personennamen/116

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Die Deutschen Personennamen
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darin, daß er sie im kleinen Katechismus im Traubüchlein als allgemeine Namen der Brautleute verwendet. Der Geistliche soll fragen: „Hans, willst du Greten zum ehelichen Gemahl haben?“ Die häufige Verbreitung zeigt auch das Märchen von Hänsel und Gretel, sowie daß die brandenburgischen Bauern die schwere Kanone die faule Grete nennen. Eigentliche Modenamen vergehen auch wieder schnell und tragen dann im besonderen das Gepräge des Unmodernen. Ein Verfasser bezeichnet als solche Namen der „vorjährigen“ Mode Alma und Wanda.

So häufig gebrauchte Namen erhalten dann fast appellative Bedeutung und wandeln sich zu Bezeichnungen ganzer Klassen von Personen. (Waag, Bedeutungsentwickelung unseres Wortschatzes, 1908, S. 145ff. Needom, Vornamen als Gattungsnamen. Zeitschrift für deutsch. Unterr. 1896, 198. O. Meisinger, Die Appellativnamen in den hochdeutschen Mundarten. Programme von Lörrach 1904. 1910). Die Deutschen verehrten besonders den streitbaren heiligen Michael, und sein Name war in Deutschland sehr beliebt. So kommt es, daß wir in allgemeiner Bedeutung vom deutschen Michel reden (S. 35). In ähnlicher Weise werden Eigennamen zur Bezeichnung von Ständen: die Haushälter heißen Friedrich oder Johann, in Wien die kleinen Kellner Schani (Jean).

Aber so verbreitete Namen erhalten schließlich einen verächtlichen Sinn. So ist es, wenn wir sagen: du dummer Hans, du dumme Liese, die dumme Trine, wenn wir einen einfältigen Menschen einen Hansjürge, einen Jokel oder Gote (Jakob, Gottfried) nennen, wenn wir Zusammensetzungen bilden wie Schmudelpeter, Struwelpeter (dessen Haar sich sträubt), Schmutzkathrine, Faselhans und das schlesische Schöpsekristel (Holtei). Mit einem Stöffel (Christoph) ist ein einfältiger Mensch gemeint, wenn Goethe sagt: „Daß Glück ihm günstig sei, Was hilft's dem Stöffel, Denn regnet's Brei, Fehlt ihm der Löffel.“ Der Reiche sagt, beim Armen sei Schmalhans Küchenmeister, der Arme nennt den Reichen einen Prahlhans, und Luther redet in diesem Sinne von den großen Hansen. Mit dem niederdeutschen Jahn für Hans sind zusammengesetzt Dummerjan (ein Kummer Jahn), Liederjan, Schlendrian, Grobian, die letzteren unter Anlehnung an die lateinische Endung anus. Jemanden zum besten haben, heißt hänseln, uzen (S. 24). Klas bedeutet den dummen Menschen bei Reuter: „Du büst en Klas und bliwwst ok ein!“ Ein