Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland/346

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Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland
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Anlaß dazu gaben sicher die Leistungen, welche die Gerichtsinhaber von den Meiern als Gerichtsunterthanm forderten. Andererseits aber taucht zu gleicher Zeit auch die Vogtei über Meier immuner geistlicher Anstalten wieder auf^. Die Entstehungsgründe dieser neuen Vogtei waren die verschiedenartigsten. Bald verlieh der Grundherr die Vogtei ausdrücklich ^, bald beanspruchte und behauptete der Vogt einer benachbarten Villikation die Vogtei über den Meierhof, weil ein in die ihm gerichtsunterthänige Villikation gehöriger ungesessener Late den Hof baute 2, bald ursurpierte ein mächtiger Gerichtsherr diese Vogtei ohne jeden Rechtstitel ^.

Aus diesen Bestrebungen der Grund- und Gerichtsherren entstand eine allgemeine Verwirrung des Gerichtswesens, die im wahren Sinne des Wortes jeder Beschreibung spottet. Aus späteren Zuständen lassen sich folgende Entwickelungstendenzen unterscheiden.

Im Süden Niedersachsens und in Westfalen gelang es den Inhabern der ordentlichen öffentlichen Gerichtsbarkeit, also meist den Landesherren 2 und einzelnen Besitzern der Vogtei, über größere Im-mumtätsbezirke ^ die in ihren Bezirken gesessenen Meier weltlicher und geistlicher Grundherren (letztere meist unter dem Titel der Vogtei) ihrem Gerichtszwang völlig zu unterwerfen.

Daher war hier in späterer Zeit die große Mehrzahl aller Meier den ordentlichen landesherrlichen Gerichten erster Instanz, die Minderzahl größeren, über geschlossene Bezirke sich erstreckenden Patrimonialgerichten


1 Vgl. S. 848 Anm. 5,

2 Neuverleihung: Wigand, Archiv III2, S. 148 (a. 1382). — Scheidt, V«m Adel 1754 NantiW»,, Nr. 170 («. 1457). — Zeitschrift des hist. Vereins für Niedersachsen 1861, S. 114 (a. 1374). — Vogthaftigkeit des Meiers als eines Leibeigenen: Hoyer Urkundenbuch «ä. Hodenberg, Abt. III (Bücken), Nr. 18ö (». 1485). — Gesenius, Meierrecht I Beilagen, S. 10 (Unterweisung zur Anfertigung eines Meierbriefes). — Usurpation: Lüntzel, Lasten, S, 238 ff.

2 Über Westfalen vgl. Stüue, Gogerichte, S. 11, 26-41. - Stllve, Geschichte des Hochstifts Osnabrück bis 1508, S, 73 u. 74. — Wigand, Paderborn und Korvey II, S. 170, 171, 195, 215. — Niesert, Münstersche Urkundensammlung, Nd. II (Cosfelb 1832) Einleitung bes. S. X. — Kindlinger, Münst. Beitrage III ^, Nr. 49 (», 1209), S. 134. — Über Südniedersachsen und Oftfalen vgl. Urkundenbuch des Klosters Ilsenburg sa. Jacobs, Nr. 184 (a. 1296-1803). Sudendorf, Urtundenbuch der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg III, Nr. 389. — Grupen, VrißinW et HntihiutatßZ, Göttingen 1740, S. 244 ff, — Kalenb. Urkundenbuch, Abt. IX. Nr. 94 (a. 1336).

^ Vgl. Stüve, Gogerichte, S. 34. — Niesert, Münstersche Urkundensammlung II Einleitung, S. XIV. — Lüntzel, Lasten, S. 110 und besonders S. 237 (Geschichte des Dorfes Hemde).