Die Kirchenbücher im Königreich Sachsen (1901)/068

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Die Kirchenbücher im Königreich Sachsen (1901)
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Ev.-Luth. Pfarren beginnend mit:
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Kirchenbuecher im Koenigreich Sachsen 1901.djvu
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Abkürzungen der Ephorien:
A. = Annaberg, Au. = Auerbach, B. = Borna, Ch. I. = Chemnitz I., Ch. II. = Chemnitz II., Di. = Dippoldiswalde, Dr. I. =  Dresden I., Dr. II. = Dresden II., F.  = Freiberg, Gl. = Glauchau, Gr. =  Grimma, Gh. = Großenhain, Lg. = Leisnig, Lp. I. = Leipzig I., Lp. II. = Leipzig II., Mg. = Marienberg, Mn. = Meißen, O. = Oschatz, Oe. = Oelsnitz/Vogtl., OL. = Oberlausitz, Pi. = Pirna, Pl. = Plauen, Rg. = Radeberg, Rtz. = Rochlitz, Sch. = Schwarzenberg, St. = Stollberg, W. = Werdau, Z. = Zwickau.

Tanneberg schildern die Bauernunruhen, die anfangs der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts als leises Echo der französischen Revolution infolge der Wildschäden auf den ländlichen Fluren ausgebrochen waren. Mitteilungen über Ernteerträgnisse finden sich in vielen Kirchenbüchern.

Nicht wenige Kirchenbücher enthalten längere Ausführungen über Einzelheiten von allgemein-kulturhistorischem Wert. Das zu Ehrenfriedersdorf berichtet über die sogenannte „lange Schicht", bei der ein Jahrzehnte lang verfallener Bergmann in unverwestem Zustande wiedergefunden ward, das zu Erlbach i. V. wie das zu Sacka über Hinrichtungen. Im Greifendorfer Kirchenbuche lesen wir die Schilderung einer königlichen Jagd unter Friedrich August III. 1738, im Grossbothener den Bericht über einen Einbruch des gefürchteten Gauners Lips Tullian im Pfarrhause. Das Jahnaer Kirchenbuch enthält die Chronik der Geringswaldaer Gelehrtenschule. Grossbuch hat uns ein Bettellied aus der Hungersnot 1771-72 aufbewahrt, Grumbach bei Annaberg ein Verzeichnis der Bewohner mit ihren Spitznamen, Hermannsdorf Schilderungen von Sitten und Unsitten in der Gemeinde, Walddorf Mitteilungen über das Erdbeben von Lissabon 1755 und über den Eindruck, den dies furchtbare Naturereignis in Europa machte. Der Pfarrer von Reichstädt berichtet über den Übertritt Augusts des Starken 1697, der von Topfseifersdorf über den Durchzug der Salzburger Emigranten. Selbst an poetischen Schilderungen fehlt es nicht; im Kirchenbuch zu Ölsnitz i. V. wird die Verwüstung von 1632 in Versen beschrieben; sonst finden sich häufig in den Kirchenbüchern lateinische Distichen und kurze Stossseufzer in deutscher gebundener Rede.

Reiche Ausbeute liefern die Kirchenbücher für die Geschichte der Kriege. Da Sachsen seit der Reformation der Schauplatz aller grösseren Kriege gewesen ist, so bietet fast jedes Kirchenbuch einen Beitrag zur Kriegsgeschichte. Kürzere Notizen über den Schmalkaldischen Krieg liefern die Kirchenbücher von Altmittweida und der Stadt Borna,