Die Probstei in Wort und Bild/114

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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Außer den bereits genannten Personen gehörten zum Personale emer großen Hochzeit:

1. zwei Schafferknechte. Sie gingen mit bloßem Kopf, mit einem Handtuch (Dweel) umgürtet. Sie warteten auf und trugen besonders zwischen den Gerichten die Pfeifen herum ;

2. zwei Schaffermädchen. Auch diese gingen mit bloßem Kopf, trugen die Speisen auf, und riefen in vorigen Zeiten immer: freut Juck, wi bringt Klümp;

3. zwei Schafferknaben von 10 bis 12 Jahren aus der nächsten Verwandtschaft. Sie trugen zinnerne Kannen zum Einschenken in die Krüge, und hießen Schenkers.

Bei Tische satzen Braut und Bräutigam einander gegenüber, die Amtsleute ihnen zur Seite. Zwischen dem Brautpaar stand ein großer Familienleuchter mit dem Schafferbusch so, daß sie einander nicht sehen konnten.

Die Gerichte waren: Schweinefleisch mit Klößen und Wurzeln (drög Klümp), dann Hühnersuppe, hierauf Rindfleisch mit Meerrettig (Mörkfleesch), und zuletzt Hühner- und Schweinebraten mit dickem Reis. Zwischen jedem Gerichte ward Taback geraucht, auch getanzt.

Während der Mahlzeit hielten die Schafferknechte eine Sammlung für sich, die Köchinnen, von denen sie immer traurige Schicksale erzählten, und die Musikanten. Sie waren von Musik begleitet. Der eine hatte einen großen hölzernen Löffel (Schleef) mit Salz und einem kleinen Ende Licht; der andere einen großen Apfel, in welchen die Gabe hineingedrückt wurde. Für sich selbst erhielten die Schafferknechte nebenbei Geschenke, die man ihnen dann in die Hand gab. In neueren Zeiten folgte nun eine Sammlung für die Armen.

Dann folgte der Tanz mit den Schafferlichtern. Die Schafferknechte und Mägde tanzten vor mit brennenden Lichtern in der Hand. Je länger sie brannten, desto besser.

Hierauf schritt man zur Köstgav. Vor Braut und Bräutigam wurde eine zinnerne Schüssel gesetzt, aus welche die nächsten Verwandten zuerst und dann die Hochzeitsgäste ihre Gabe legten. Wohlhabende beschenkten beide. Die Anrede war, unter Abziehung des Huts: Ji müt de lütje Gav ook nich verschmajen, und wurde dadurch beantwortet, daß die Beschenkten ihnen Wein mit Zucker zutranken. Das geschenkte Geld wurde in einen sammetnen Beutel mit Quasten gesteckt und als ein Heiligtum aufbewahrt.

Nun stellten sich die Musikanten dem Brautpaar gegenüber. Der Schullehrer gebot Stille, und es herrschte meistens allgemeine feierliche Stille. Es wurde ein Lied gesungen, z.B.: In allen meinen Thaten etc. und von der Musik begleitet. Allein so unmittelbar auf den Gesang, daß kaum sein letzter Ton verhallt war, spielten die Musikanten den Nationaltanz (Heitanz), zu dem jetzt alle eilten. Auf diesen folgte „de lange Dans“. Die Mädchen tanzten allein in einem um die Braut geschlossenen Kreise; die Frauen umgeben den Reihen. Bald werden die Lichter ausgelöscht. Nun suchen die Frauen die Braut zu erhaschen. Sie greifen oft fehl, und dann erschallt ein lautes Gelächter. Endlich gelingt es einer, die Braut zu greifen, und nun läuft sie unter rauschender Musik mit ihr in die beste Dönns, in welche nur Bräutigam und einige Frauen zugelassen werden. Hier wird ihr die Mütze aufgesetzt.

Nun trinkt der Mann ihr zu. Alles horcht auf ihre Anrede, ob sie nun „Gelt Dick“, oder „Gelt Juck“ sagt, da hiernach bestimmt wird,ob sie ihren Mann künftig durch Du oder Ji anreden wird. Sie tanzt nun noch ein paar Tänze und wird dann mit Musik in die Brautkammer begleitet. Die Hochzeitsgäste entfernen sich nun alle aufs Nachtquartier zu den Dorfnachbarn, wo sie alle noch einmal bewirtet werden.

Aus den Dörfern strömten immer zu den Hochzeiten eine Menge Neugieriger herbei, um „na'n Kiek to gahn“ (um zuzusehen). Sie erhielten auch ihren Teil von der Bewirtung, doch war ein gewisser Balken des Hauses, davon „Tokiekerbalken“ genannt, die Grenze, über