Die Probstei in Wort und Bild/126
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Holm, der bereits die Bewohner des Fischerhauses Kalifornien aufgenommen hat, vorüber. Da erfaßt einer mit seinen Spitzen über das Wasser ragender Knick das Fahrzeug; es neigt sich und Mutter und Tochter gleiten in die Fluten. Der Vater, welcher sie fassen will, stürzt nach, wird aber von dem Sohne wieder erfaßt und heraufgezogen. Das Floß schießt weiter. Abermals ein Knick und das Fahrzeug geht auseinander. Der Vater faßt einen Baum im Knick und ruft den Sohn, der aber wird von einem Balken des Floßes fast bewußtlos fortgerissen und fühlt endlich Boden unter den Füßen. Eine hochbelegene Koppel in der Nähe vom Holm hat noch eine freie Stelle, die erreicht er. Ein Stück Bettzeug, das heranschwimmt, nimmt er, legt sich erschöpft darauf und erwartet seinen Tod, da das Wasser noch immer steigt und bald seine kleine Rettungsinsel zu überfluten droht. Der Frost, der seine Glieder schüttelt, treibt ihn, sich aus der kleinen trockenen Stelle zu bewegen. Erst um die Mitternacht vom 13. auf den14. November gelingt es, ihm vom Holm aus zu Hülfe zu kommen und ihn zu retten. Vater, Mutter und Schwester sind verloren und werden bald nach dem Sinken des Wassers als Leichen in der Nähe gefunden.
In Schönberg war der Damm überflutet, das Wasser stand in einigen Häusern bis an die Fenster, und die Wellen schlugen an den Pastoratgarten. In Laboe, in Stein und am Steiner und Wendtorfer Strande sind arge Verwüstungen angerichtet, aber doch keine Menschenleben zu beklagen. Aus Fernwisch ertrank alles Vieh. Die Bewohner der Heidkate konnten sich auf dem Boden retten.
Es bildete sich sofort hier ein Hülfskomitee und es wurden Sammlungen veranstaltet, um Baracken für die Obdachlosen zu bauen und die nötigen Kleider und Betten zu beschaffen.
Soweit Pastor Bartels. Wir fügen noch hinzu: Die Gaben strömten, der großen Not entsprechend, von allen Seiten herbei, aus dem ganzen deutschen Vaterlande und sogar aus Amerika, so daß nicht wenigen Betroffenen fast ihr ganzer Verlust ersetzt werden konnte. In der Probstei selbst wurden, von Kleidungsstücken und Lebensmitteln abgesehen, reichlich 6000 Mk. bar zur Unterstützung der Bedürftigen zusammengebracht; sodann kamen Beiträge von auswärts, welche die Summe von 150.000 Mk. noch bedeutend überschritten haben. Leider wurden die kaum notdürftig beschafften Arbeiten zur Sicherung des Strandwalles zum Teil wieder durch die Sturmflut vom 10. Februar 1874 vernichtet, welche abermals den Deich durchriß und in das Land eindrang. Dieselbe hat, wenn auch nicht so hoch als die vorige Flut steigend, doch schlimme Verwüstungen angerichtet, weil sie nicht so schnell als jene zurücktrat, sondern dadurch, daß sie länger auf dem Lande stehen blieb, den Ernteertrag für Jahre beeinträchtigte. Einen besonderen Erfolg haben die beiden vorerwähnten Sturmfluten noch insofern gehabt, als sie die schon lange ins Auge gefaßte regelrechte Eindeichung der Probsteier Niederung endlich zur Ausführung gebracht haben.
Das Schulwesen in der Probstei hat sich während der letzten Jahrzehnte außerordentlich gehoben. Allenthalben sind entweder die Schulhäuser neu und schön aufgeführt oder die Schulräume und die Lehrerwohnungen den jetzigen Anforderungen gemäß umgebaut, und es sind mehrfach neue Schulklassen errichtet worden. Größere Schulbauten sind in Schönberg und Laboe entstanden. Das Lehrerbesoldungsgesetz von. 3. März 1898 ist in einer Weise durchgeführt, welche ebenso sehr den Schulgemeinden zur Ehre, wie den Lehrern zur Genugtuung gereicht. Es sind gegenwärtig angestellt:
1. im Schulaufsichtsbezirke Schönberg I.
Schönberg: Ober-Knabenlehrer Kantor Oppermann. Ober-Mädchenlehrer Organist W. Lindemann. Mittelklassenlehrer A. Cohrt. Elementarlehrer H. Hansen. Neuschönberg: Lehrer H. Steffens. Ratjendorf: (auftragsweise) Schulamtskandidat Hauschildt. Höhndorf -Gödersdorf: Lehrer A. Will. Fiefbergen: Lehrer J. Kiehne.