Eupen und Umgegend (1879)/220

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Eupen und Umgegend (1879)
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Fenster die Kirche wesentlich verunstaltet worden war, schritt man in dem Zerstörungswerke von Generation zu Generation immer weiter. Zunächst wird berichtet, daß der alte, in den gothischen Kirchen allüberall an dieser Stelle befindliche Kreuzaltar bereits im Jahre 1683 entfernt und die an ihm haftende Verpflichtung auf den St. Anna-Altar übertragen wurde. Die Jahre 1723-24 brachten der Kirche großes Unheil! In unbegreiflicher Weise setzte man Kelle und Meißel an sämmtliche Kapitäle des Schiffes und des Chores, vernichtete sie und bewarf dann die Pfeiler so massenhaft mit Mörtel, daß sich in der Jetztzeit nicht einmal feststellen ließ, ob sie aus Quadern oder Bruchsteinen errichtet waren. — Nur für Eines schien man Sinn und Empfänglichkeit zu haben, daß nämlich diese Pfeiler recht weiß getüncht seien. Ein Posten aus der damaligen Kirchenrechnung gibt darüber Auskunft und dürfte wohl allgemeineres Interesse beanspruchen, weshalb er hier folgen mag: „Item betaelt voor 150 Eyeren tot Eupen om het „witt“ daervan te gebruyken en de pilleren in de Kerk“. (Was mit dem „Gelben“ geschehen, sagt jener Posten nicht.) Bis dahin war der Hauptteingang zur Kirche von der Südseite her und bestand derselbe in einem hohen gothischen Portal, das seine Entstehung wahrscheinlich aus der Zeit des Chorbaues herleitete. Nun wurde dieses auch heruntergerissen und der Eingang nach Westen verlegt. Deshalb mußte vorerst das auf dem Kirchhofe, vor der Westmauer der Kirche stehende Beinhaus entfernt werden, bevor das in Rundbogenstyl erbaute, neue Eingangsthor, das sich bis auf unsere Tage erhalten hat, in Ausführung genommen werden konnte. Noch hatte der Vandalismus nicht Alles geleistet, was zu leisten war! 1769 stellte sich das Bedürfniß nach einer neuen geräumigen Sakristei ein; dieselbe wurde gegen alle kirchliche Regel an die äußere, östliche Chormauer angefügt, mit einem hohen Mansarddache versehen und das östliche Chorfenster, weil es zu diesem Anbau nicht Stellung nehmen konnte, ganz einfach als zwecklos vermauert. Der ursprüngliche Hauptaltar war, wie bereits bemerkt, vor ungefähr 130 Jahren zerstört worden; der damals an dessen Stelle errichtete, mußte jetzt wieder einem neuen, der zu dem modernisirten Chore besser paßte, Raum machen. Das Altargemäuer, der alte Altartisch, wurde sorgfältig nach drei Seiten mit einer starken, eichenen Verschalung, in Kastenform umgeben, der alte Aufsatz durch einen neuen für die Zeit passenden ersetzt und auf die Fläche des vermauerten Fensters ein großes Oelgemälde, die Steinigung des h. Stephanus darstellend, in einem Rahmen angebracht. Gleichzeitig verschwanden die frühern Seitenaltäre, der Altar des h. Job auf immer, die beiden erstern