Evers (RE-Bockholt)/Soldat Franz Evers

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Soldat Franz Evers 1883 in Rodenkirchen (Köln)

Soldatenbrief aus Wesel

Franz Evers beschreibt in diesem ersten Brief den strengen Soldatendienst während der Rekrutenzeit.

Wesel, d. 2 Februar 1881. Liebe Mutter und Geschwister! Da ich seit Weihnachten schon 2 Briefe geschrieben hatte aber noch keine Antwort erhalten habe, kan ich es nicht unterlassen um nochmals zu schreiben das Sie mich doch sobald wie möglich einen sogenannten Knappsack und auch etwas Geld zu schicken, den meinen Brustbeutel ist ganz ausgeleert.

Und wir haben die letzte 14 Tage so dran müssen, das wir des Abends konten, den wir haben vorige Woche am Freitag Rekruten Vorstellung gehabt und deshalb das wir die besten sein Wollten und auch gewesen sind, mußten wir von Morgens 5 Uhr bis Abends 10 bis 11 Uhr Üben mussten, sind wir jetzt so schlap das wen wir die Tur noch einmal durchzumachen, so würden wir es nicht überbringen, den die Kost ist zu schlecht und zu mager, und oft kan man sie gar nicht Essen, und deshalb möchte ich gerne doch sobald wie möchlich etwas zugeschickt haben, aber schreiben Sie mir keinen losen Brief, sondern legen Sie den Brief im Pakete, aber schreiben Sie auch nicht zu viel drin, den wir müssen die Briefe immer vorzeigen und deshalb Schreiben Sie mir keinen Brief, den die kommen auch selten über.

Hiermit muß ich Schließen den es geht wieder von neuen drüber los den wir haben bis zum 1 ten Aprill Compani Vorstellung. Deshalb müssen wir wieder von neuen üben, und da hat man kaum Zeit zum Schreiben den man ist zu müde. Und ich bitte Euch nun mir doch nicht zu wenig zu schicken den ich habe ein Großer Apetit und das Geld ist auch alle, und dann hätte ich auch gerne noch ein Gläschen Maschinen Oel. Hiermit muß ich Schließen sonst bin ich noch Gesund was ich von Euch auch Hoffe.

Es grüßt Euch alle recht Herzlich

von Euren Sohn und Bruder

Franz.

Meine Adresse:

An den Kanonier Evers 1 te Compani Westfählischen Fuß Attilerie Regiment N 7,

Franz scheint in der Tat beim Schreiben dieses Briefes todmüde gewesen zu sein.

Soldatenbrief aus Friedrichsfeld

Ein weiterer Brief vom 12.Juni 1881 kommt aus Friedrichsfelde, südlich von Wesel gelegen. Franz Evers wohnt mit seinen Kameraden in einer Baracke in der "Heide Friedrichsfelde". Offenbar wurde damals damit begonnen, den heutigen Weseler Stadtteil zu einem Kasernenviertel umzubauen, wobei die Soldaten zu den Arbeiten herangezogen wurden.

Fridrichsfelde, d. 12.6.81

Liebe Mutter und Geschwister!

Ich muß Euch die Mittheilung machen, das ich gesund in Wesel angekommen bin und am Mitwoch nach der Heide, Fridrichsfelde genant, ab marschirt sind. Wir liegen da mit 40 Man in einer Baracke zusammen und da hat man anders nichts wie seine eigene Kiste, und wie Ihr wisst, das mein Kistchen was ich da habe, sehr klein ist, bitte ich um das Ihr mir noch ein kleines Kistchen, ungefähr so groß wie das Kistchen was ich jetz da gelassen habe. Aber ich muß ein kleines Schlößchen dazu haben, den da wird schrecklich gestohlen und man kan da nicht die geringste Kleinigkeit liegen haben oder es ist auch gleich weg.

Arbeiten müssen wir jetz, das glaubt Ihr gar nicht. Es geht nämlich des Morgens um ½ 3 Uhr schon heraus, dan wird geschüpt bis Mittags 11 Uhr geschüpt. Danach haben wir Ruhe bis um Mittags ½ 3, dan müssen wir wieder Arbeiten bis Abends um 9 Uhr und so hat es die ganze Woche durchgegangen, bis heute Mittag, jetz haben wir heute Nachmittag Ruhe bis heute Abend um 9 Uhr, dann müssen wir durch Arbeiten bis Morgen früh um 4 Uhr und dann haben wir wieder bis Morgen Mittag Ruhe und so geht die ganze Zeit hindurch weg.

Hiermit muß ich Schließen den ich habe die ganze Zeit noch keine Ruhe gehabt, bitte mich doch bald meinen Wunsch zu erfüllen, den es ist alles Schrecklich Theuer. Die Hauptsache ist etwas Fleisch und Geld und paar Strümpfe.

Es grüßt Euch alle recht herzlich Euren Sohn und Bruder

F.Evers

Meine Adresse:

Kanonier Evers 1. Com. Westfählischen Fuhs Artilleri Reg. No. 7, Friedrichsfelde bei Wesel.

Soldatenbrief aus Rodenkirchen

Franz Evers hat seinen Standort gewechselt und liegt jetzt in Rodenkirchen, einem linksrheinischen Ort südlich von Köln im Nahbereich der Rheinmetropole.

Rodenkirchen, d. 15.1.83

Liebe Mutter u. Geschwister!

Da ich so lange nichts von Euch gehört habe, glaube ich das meine Briefe nicht übergekommen sind, den ich habe Euch Neujahr zwei Briefe geschrieben aber keine Antwort wieder erhalten, wenn der Brief an Euch selbst nicht übergekommen ist so wünsche ich Euch nachträglich noch ein Glückselig Neues Jahr, es stand auch weiters nichts wichtiges darin.

Nun möchte ich Euch bitten das Ihr mir doch sofort meinen Anzug, Rock, Hose und zwei Forhemde und Weste Schicket, den ich kann mir hier bis Fastnacht jeden Samstag und Sonntag was verdienen, den dan habe ich frei bekommen von der Comp. und das ist immer ein schönes neben Geschäft aber ich darf nicht in Uniform gehen und ich hätte denselben noch gerne bis Freitag hier.

Sonstige Neuigkeiten kann ich Euch nicht mittheilen. In der Hoffnung, das Ihr meinen Wunsch bis dorthin erfüllet habt

Grüßt Euch recht Herzlich Euren Sohn und Bruder

Franz Evers

Entschuldigt mein schlechtes Schreiben den ich hatte keine Zeit mehr.

Soldatenbrief zur Fastnacht

Der Brief vom 15.Januar kreuzte sich offenbar mit einem Paket, das Franz vom Elternhaus erhielt. Seine Antwort darauf ist der folgende Brief. Darin lädt Franz Evers seinen Bruder Peter ein, zusammen mit August Ovelhey, wohl einem Bruder seines Schwagers Wilhelm Ovelhey, ihn zu besuchen und die rheinische Fastnacht mitzuerleben. Ob sie der Einladung gefolgt sind?

Rodenkirchen, d. 21.1.1883

Liebe Mutter u. Geschwister!

Das Paket vom 15. habe ich erhalten, auch das Ihr keinen Brief von mir erhalten habt, das glaube ich nicht. Den einen Brief habe ich selbst zur Post gebracht, aber der kan doch verloren gegangen sein, es stand auch weiters nichts wichtiges drin, blos wie ich Euch schon geschrieben habe einen Neu-Jahres- Wunsch. Der durfte jeder frei lesen. Sonstige Neuigkeiten kann ich Euch nicht mittheilen den man krigt hier ja nichts zu sehen noch zu hören was dran gelegen ist. Das heißt aber in 14 Tage giebts hier doch was zu sehen was der Mühe werth ist, und vielleicht wird Bruder Peter und August Ovelhey zusammen kommen, den dan haben Sie unterweges auch noch Zeitvertreib damit Ihr die Zeit nicht so lang wird.

In der Hoffnung damit das Er auch mit kömt, und das ich Sie beide dan in empfang nehmen kann zu Fastnacht. Bitte um baldige Antwort und einige Neuigkeiten, den das Porto kost Euch ja nichts, blos das Papier, mir dagegen 10 Pfe.

Grüßt Euch alle recht Herzlich Euren Sohn und Bruder

Franz Evers

Soldatenfoto für Schwestern

Schwester Theodora Evers hat ihr Lehrjahr bei Kaplan Kemna (1880/81) hinter sich und ist in Bockholt, Antonia, die jüngste Everstochter, ist in Essen in Stellung und schreibt von dort aus den folgenden Brief.

In diesem Brief ist die Rede von einem Foto von Franz als Soldat. Ein solches Foto wurde aufgenommen im Atelier "Holler, Coeln, Hochstraße 43", als Bruder Franz in Rodenkirchen stationiert war. Der im Brief erwähnte "alte Blücher" war ein Pferd auf dem Evershof und soll bei Hilberg (Pferdemetzgerei?) den Gnadenstoß erhalten.


Ehsen, d. 24.Juni

Liebe Schwester!

Deinen Brief von vorgestern habe ich wie auch den Brief von Friederike ganz richtig erhalten. Vorigen Sontag schon hatte ich eine Antwort für Friederika fertig bin aber nur noch nicht zum Abschicken gekommen. Sage ihr nur ich danke ihr auch für das sehr schöne Geschenk, und was sie mit das Körbchen thun sollte würde ich ihr bald mündlich sagen.

Denn Du schreibst ja, daß die Kirschen bald reif wären. Ich hab schon wieder ein neues Kleid von „Kattun Antonius“ bekommen.

(Soldat) Franz hat mir vorige Woche auch noch geschrieben, auch er schrieb, das der alte Blücher, der in Ehren grau geworden ist, jetzt bei Hilberg seinen Gnadenstoß haben sollte.

Ich hab auch mal endlich die Pfotograpfie von ihm (Franz), er ist noch viel schöner getroffen als auf eure. Hr.Kaplan (Kemna) sagte, es war schade daß so ein schöner junger Mensch die Preußen dienen müßte. Auch für ihn hatte ich Sonntag schon den Brief fertig, ist aber auch noch nicht weg. Schreibt nur sobald die Kirschen recht reif sind dann komme ich dahin.

Wenn ich meine Pfotograpfie schicke dann bekommt die erste Friedericke als Dank für das Geschenk was sie mit das Körbchen geschickt hat. Der Schinken ist sehr gut aber ein wenig salzig.

Jetzt will ich schließen weil ich noch spazieren gehen muß.

Herzlichen Gruß an alle besonders an Mutter und Dir von

Deine Dich liebende Schwester

A.Evers.

Schreibt recht bald wieder.

Soldatenbrief aus Rodenkirchen

Ein letzter Brief von Franz Evers berichtet von einem dort vorgefallenen Unglück.

Rodenkirchen, d. 27.5.1883.

Liebe Mutter u. Geschwister!

Euren Brief habe ich mit der besten Gesundheit erhalten und daraus gesehen, das Ihr unser Unglück was im Regiment passirt schon in der Zeitung gelesen habt. Ich habe Euch schon einen Brief geschrieben aber keine Antwort darauf bekommen. Auf unser Fort ist nichts vorgefallen. Das Eeuer ist in einer andere Kaserne gewesen, es soll dort für 2 mal Hundert Tausend Mark verbrant sein, hauptsächlich viele Gewehre.

Sonstige Neuigkeiten kann ich Euch nicht mittheilen, in der Hoffnung das Ihr meinen Brief mit der besten Gesundheit Empfangen werdet, Grüßt Euch alle recht Herzlich

Euren Sohn u. Bruder

F.Evers.

Unglücke sind nicht besonders vorgefallen bis auf ein Mann von der Feuerwehr ist schwer verwundet. Derselbe war ein Stück Schiefer auf den Kopf gefallen.

Im gleichen Jahre dürfte die Dienstzeit des Franz zu Ende gegangen sein.

Weitere Informationen zu Franz Evers unter Evers (RE-Bockholt)/Evers-Schogger