Eutin
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Schleswig-Holstein > Kreis_Ostholstein > Eutin
Name
- Utine, Uthine (1168), Utin (1215), Othin (um 1310), Eutin (nach 1550). Oytin (17. Jhdt) [1]
Landschaftslage
Eutin liegt in der ostholtsteinischen Jungmoränenlandschaft, in einem Talzug zwischen Wasser und sumpfiger Niederung. Eine flache Halbinsel (Höhe 32 m), welche sich von Süden quer in des Tal schiebt, den Kleinen Eutiner See von dem Großen trennend, trug die erste Siedlung. Im Süden des Ortes erhebt sich das Hügelland im Quetschenberg zu 59 m, im Norden im Holstenberg zu 55 m.
Ortsursprung
Vor 1143 namengebender Ort (Hauptort) des Gaues der Wagerwenden (Wagria). Um 1143 Gründung eines Marktortes durch Adolf II. von Schauenburg und Holstein (* 1128; † 6. Juli 1164), besiedelt mit Holländern. 1156 Anlage eines bischöflichen "Hauses" durch Bischof Gerold von Oldenburg, 1155-63 zugleich Ausbau des Marktes
Stadtgründung
1257 verlieh der Lübecker Bischof Johann II. von Diest dem Olrt lübecker Stadtrecht und errichtete ein nicht mehr vorhandenes Kreuz auf dem Marktplatz.
Stadtsiedlung
Stand 1939: Rechteckige Anlage, Marktplatz mit kleinerem, nördlich angeschlossenen, rechteckigen Kirchplatz, eine von Süden auf den Markt führende Hauptstraße und drei nach den übrigen Himmelsrichtungen an See oder Niederung führende kurze Sackgassen. Östlich der Kirche, auf dem in den großen See vorspringenden Teil der Stadthalbinsel das bischöfliche Schloß. Stadtgrundfläche ohne Schloß 425 x 300 Meter. Michaeliskirche um 1200, neuer Choranbau 1309 für das Kollegiatstift (Niederstift). St. Georgs-Hospital als Stift für Arme 1563 eingerichtet, Neubau 1772 um 1939 Heimatmuseum. Fürstbischöfliches Palais am Markt 1786, Rathaus 1791.
Die mittelalterliche Stadt war von natürlichen Wasserflächen, Niederungen und künstlichen Gräben umgeben und hatte keine Mauern. Sie besaß nur einen Zugang von Süden her, an dem sich das später abgebrochene Lübecker Tor befand. Nach Mitte des 16. Jahrhunderts wurde im Norden ein zweiter Zugang in der Verlängerung der Sackstraße angelegt.
Beginnende Erweiterung der Stadt im 17. Jahrhundert vor den beiden Toren an der nun durchgehenden Hauptstraße. Allseitig stärkere Raumausdehnung seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Um 1939 füllt die Stadt die Niederung zwischen den Seen, breitet sich an den Ufern entlang aus und bedeckt die Hügel im Norden teilweise. Schloß von Bischof Johann III. von Tralau (1260-76) begonnen, nach dem Brand von 1689 in späterer Gestalt errichtet. Die Bebauung des äußeren Schloßplatzes erfolgte 1830-40.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
1635 etwa 450 Einwohner (Ew.), 1735 erste Volkszählung: 1.981 Ew.; 1791: 2.283 Ew.; 1801: 2.341 Ew.; 1819: 2.702 Ew.; 1835: 2.593 Ew.; 1838: 2.789 Ew.; 1840: 2.939 Ew.; 1850: 3.118 Ew.; 1855: 3.090 Ew.; 1864: 3.313 Ew.; 1871: 3.700 Ew.; 1880 : 4.574 Ew.; 1890: 4.625 Ew.; 1900: 5.204 Ew.; 1910: 6.174 Ew.; 1916: 6.226 Ew.; 1925: 6.862 Ew.; 1933: 8.810 Einwohner.
Seuchen
- 1348 Schwarzer Tod
- 1552, 1638 Pest
Bevölkerungsverzeichnisse
- Kirchenbücher seit 1633
- Adressbuch von 1927
Berühmte Personen
- Heinr. Wilh. von Gerstenberg, Dichter, + 03.01.1737 Tondern, + 01.11.1823 Altona, von 1784-86 in Eutin
- Joh. Georg Schlosser, Staatsmann und Schriftsteller * 07.12.1739 Frankfurt /M. + 17.10.1799, von 1796-98 in Eutin
- Friedr. Heinr. Jacobi, Philosoph * 25.01.1743 Düsseldorf, + 10.03.1819 München, von 1797-1804 in Eutin
- Friedr. Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, Dichter, + 07.11. 1750 Bramstedt, + 05.12.1819 Schloß Sondermühlen, von 1781-86 kerzgl, Oberschenk, 1791-1800 Präsident der Regierung in Eutin
- Johann Heinr. Voß. Dicher und Übersetzer, * 20.02.1751 Sommerdorf, + 30.03.1826 Heidelberg, Rektor der Lateinschule im Eutin 1782 - 1802
- Joh. Heinr. Wilh. Tischbein, Maler, * 15.02.1751 Haina, + 26.07.1829 in Eutin, in Eutin seit 1808
- Georg Heinr. Ludwig Nicolovius, Staatsbeamter, + 13.01.1767 Königsberg, + 02.11.1839 Berlin, von 1795 - 1804 in Eutin
- Carl Maria von Weber, Komponist, + 18.11.1786 Eutin, + 05.06.1826 London, 1786 - 1787 in Eutin
- Friedr. Adolf Trendelenburg, Philosoph, * 30.11.1803 Eutin, + 24.01.1872 Berlin
- Julius Schmidt, Astronom, * 26.10. 1825 Eutin, + 07.02.2884 Athen
Bildquellen
→ Kategorie: Fotostudio in Eutin
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Friedhöfe und Denkmale
- Friedhof Plöner Straße, Eutin (Ostholstein) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
- Friedhof Plöner Straße - Kriegsopfer, Eutin (Ostholstein) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
- Friedhof Neudorf Seestraße, Eutin (Ostholstein) im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
Sprache
- Früher plattdeutsche Mundart als Umgangssprache, seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich zunehmend hochdeutsch durch. Amtssprache war die niederdeutsche Mundart, Übergang zum Hochdeutschen erst um 1600.
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
Stand 1939: Eutin war Marktort für die nähere Umgebung und Durchgangsort eines bis 1842 nicht bedeutenden von Lübeck nach Norden führenden Verkehrsweges. Seit 1584 Michaelismarkt, ursprünglich am 3. Montag nach Michaelis, seit 1696 außerdem Fastenmarkt, Montag bis Mittwoch nach Quinquagesimä (7. Sonntag vor Ostern). In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts "Eutiner oder Tischbeinöfen", Kachelöfen aus der Fabrik von Niemann.
Verkehr
Verwaltung
Rat
1257: Zwölf Ratsmannen, seit 1353 ist eine 3 köpfige Ratsdeputation außer dem sitzenden Rat nachweisbar. Aus dem Rat hoben sich bald die beiden Bürgermeister (proconsules) heraus, denen seit wenigstens etwa 1700 4 Ratsverwandte zur Seite standen.
Nach Statut von 1729 bestand der Rat aus 2 Bürgermeistern, 4 Ratsverwandten und einem Sekretarius oder Syndikus. Ratsverwandte durch den Rat aus der Bürgerschaft, die Bürgermeister aus dem Rat selbst gewählt., durch den Landesherrn bstätigt. Außerdem 12 Depuierte, nach Abgang eines derselben wurden von der Bürgerschaft 3 Männer in Vorschlag gebracht, aus denen der Rat einen bestimmte.
Gericht
Vor 1257 sprach Recht in Halssachen der gräfliche Vogt, ein vom Grafen von Holstein mit der höheren Gerichtsbarkeit belrhnter Adeliger. Die niedere Gerichtsbarkeit war dem bischöflichen Schultheiß übertragen. Nach 1257 sprach der Rat Recht unter Aufsicht des bischöflichen Vogtes. 1729 bestand ein Obergericht aus dem ganzen Rat unter dem Vorsitz des wortführenden Bürgermeisters. Untergericht aus dem Stadtvogt als Präsidenten, 2 Ratsverwandten als Assesssoren und den 12 Depuierten der Bürgerschaft. Seit 1857 galt die Gemeindeordnung für das Fürstentum Lübeck und seit 1876 die revidierte Gemeindeordnung.
Landesherrschaft
Eutin gehörte seit 1156 zum Tafelgut des Bischofs von Oldenburg-Lübeck und blieb dessen wichtigster Ort bis zur Konfessionalisierung. In der Grafenfehde 1534 von Herzog Christian III. von Holstein erobert, aber 1535 an den Bischof zurückgegeben und nun Residenz der evangelisch gewordenen Fürstbischöfe von Oldenburg-Lübeck. Im 30jährigen Krieg infolge der schwankenden Haltung des Bischofs Johann Friederich von Dänen, Kaiserlichen und Schweden geplündert, nach dem Westfälischen Frieden weiterhin Haupt- und Residenzstadt, des durch den Einfluß der Herzöge von Holstein-Gottorp erhalten gebliebenen Fürstbistums Lübeck. Als Residenz eines machtlosen Kleinstaates litt Eutin schwer im Zweiten Nordische Krieg, auch Kleiner Nordischer Krieg oder Zweiter Polnisch-Schwedischer Krieg genannt (1655 bis 1660/61). Seit 1773 war das Fürstbistums Lübeck in Personalunion mit dem Herzogtum Oldenburg.
Säkularisation
Das Fürstbistums Lübeck wurde 1803 säkularsiert und kam als weltliches Fürstentum mit der Hauptstadt Eutin an Oldenburg. Die Kriege Napoleons brachten 1813 harte Besatzung.
Verwaltungseinbindung
- 1895 Eutin, Hauptstadt in Deutschland, Oldenburg, Fürstentum Lübeck, in fruchtbarer Ggend, zw. dem Großen Eutiner See u. Kleinen Eutiner See, 28 m ü.d.M.
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Sitz der Verwaltungsbehörden (Regierungssitz Fürstbistum Lübeck etc.); ev. Pfrarrkirche, Vorschuss- u. Sparverein, Kreditverein, Gymnasium mit Realklassen, Bibliothek (28.000 Bände), Schloss mit Park, Rathhaus. Postbezirk, Telegrafenamt, Eisenbahnstation Linie Neumünster <> Neustadt/Holstein u. Eutin <> Lübeck. Sitz des Verwaltungsats der Eutin <> Lübeck-Eisenbahn
- Einwohner: 4.625 (1858: 3.078)
- Besonderheit: Viel Fremdenverkehr wegen der herrlichen Wald- u. Seeluft.
- Gewerbe: Fabrikation (Maschinen, Öfen, Düten, Holzwaren), Reinigungsanstalt (Flachs), Mahlmühle (Dampfbetrieb), 2 Sägemühlen (Dampfbetrieb), Ziegelei, Brauerei (Bier), Brennerei (Branntwein), Anstalt (Reinigung von Flachs), Bauanstalt (Wagen) etc., Kunstgärtnerei mit Baumschulen, Fischerei, Handlungen (Getreide).
- Geschichte: Eutin, im Mittelalter Utin, war 1162 Sitz vom Bistum Lübeck. Dieses war nach Annahme der Reformation (1530) von Fürstbischöfen, meist aus dem Haus Holstein, verwaltet, kam 1803 an Oldenburg u. ward 1866 durch Ahrensbök von Holstein vergrössert. Unter Herzog Peter von Oldenburg lebten in Eutin zu Ende des 18. Jahrhunderts die Dichter Voss (Denkmal), Gebrüder Stolberg u.a.; auch ist Eutin Geburtsort des Komponisten Karl Maria von Weber (Denkmal; geb. 18. Dez. 1786, gest. 5. Juni 1826 in London). [2]
Veränderungen nach 1918
- 1918 wurde Oldenburg Freistaat. Seit 1919 hieß der oldenburger Landesteil "Oldenburg Landesteil Lübeck". Regierungshauptstadt war Eutin.
- 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das Fürstentum Birkenfeld kam 1937 am Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab.
- Am 01.04. 1937 lag der Landkreis Eutin in Preußen
- Der Freistaat Oldenburg ging 1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf, der Landkreis Eutin wurde dem im August 1946 gegründeten Land Schleswig-Holstein zugeordnet
Kriegswesen
Wehrhoheit
Die Stadt Eutin besaß keine Wehrverfassung. Eine Vogel- oder Goyengilde ist seit 1680 nachweisbar.
Garnison
- 1831-67 Garnison: 2. Reserve Kompanie des 1. Oldenburgischen Infantereie Regiments.
- 1913 Wiederbelegt mit dem III. Bataillon Infantrie Regiment 162
- 1915-16 Militärvorbereitungsanstalt
- 1916-17 Landsturmbataillon
Siegel, Wappen, Fahne
Stadtgebiet
Stand 1939: Das Stadtgebiet hat sich seit der Gründung nur wenih geändert. 1280 gehören dazu wie zum Nachbardorf 12 Hufen. Nur diese städtische Feldmark unterstand der städtischen Gerichtsbarkeit und auch diese nicht immer unwidersprochen.
Erweiterung des Stadtgebietes durch die Gemeindeordnung von 1857 zur Stadtgemeinde Eutin. 1933 wurden eingemeindet die Dörfer Neudorf, Fissau und Sibbersdorf, 1937 Sielbeck am Kellersee.
Kirchenwesen
Bistümer seit Mittelalter
Stand 1939: Bistum Oldenburg seit 1149, Bistum Lübeck seit 1163.
Konfessionalisierung
Evangelischer Gottesdienst seit 1535
Katholische Kirchengemeinde
Katholische Missionsgemeinde seit 1868.
Juden
Juden nur vereinzelt.
Bildungswesen
Stand 1939: Erste Lateinschule 1558, spaltete sich 1859 auf in Gymnasium und städtische Bürgerschule (erweiterte Volksschule) für beide Geschlechter, diese seit 1863 nach Geschlechtern getrennt und seit 1910 abgebaut, dafür Realschule mit Lyzeum. 1920 Vereinigung der beiden höheren Knabenschulen, daneben Lyzeum, später auch Oberlyzeum. 1937 umgrwandelt in Oberschule für Mädchen.
1792 erste Freischule . 1868 kath. Volksschule und Anstalt für weibliche Kommunikanten, später höhere Mädchenschule.
Technikum, private Fachschule für Hoch-, Tief- und Maschinenbau 1895 - 1934. Landwirtschaftliche Winterschule seit 1902. Fahr- und Reitschule seit 1923. Gewerbliche Fortbildungsschule seit 1893. Kleinkinderbewahrschule (Kindergarten) seit 1841. Private höhere Töchterschule 1859 - 1914
Zeitungen
- Eutinsche Wöchentliche Anzeigen, fortgeführt als Anzeiger für das Fürstentum Lübeck
Literatur
- Aye: Aus Eutins vergangenen Tagen (1891)
- Kollmann-Kühn: Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck (1901)
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Eutin in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Archive und Bibliotheken
Archive
- Stadtarchiv Eutin auf wwww.archive.schleswig-holstein.de
- Kirchenkreisarchiv Ostholstein - Bereichsarchiv Eutin; siehe auch: Infoheft LKAK: Kirchenkreisarchive in der Nordkirche
Bibliotheken
Fußnoten
- ↑ Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Deutsches Städtebuch, Bd. 1 Nordostdeutschland (1939)
- ↑ Quelle: Hic Leones
Weblinks
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Museum
Wikipedia
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