Schwerin (Mecklenburg)/Friedhof Faschismusopfer
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Friedhof der Opfer des Faschismus
Geschichte des Friedhofs
Dieser Ehrenfriedhof wird auch in einer Kurzform OdF genannt. Er soll Interessierten aufzeigen und Zeugnis sein, wie die ehemalige DDR mit ihrer NS-Vergangenheit umgeht.
1755 erscheint die erste urkundliche Erwähnung dieses Platzes, als man ihn lange Zeit als städtische Sandgrube nutzte. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden verpachtete Kleingärten gebaut, die aber nur 10 Jahre Bestand hatten. Denn als der Alte Friedhof erstellt und eingeweiht wurde, wurden die Kleingartenanlagen abgerissen und eingeebnet. Danach nutze man ihn als Baumschule und später als Lagerplatz für Holz. Fünf Jahre später, im Jahre 1930 wurden Rasenflächen erstellt, sowie Liegeflächen mit Spielmöglichkeiten für Kinder. Ein grosser Spielplatz am Haupteingang besteht bis heute.
Direkt als Friedhof findet man diesen Platz erst im Jahr 1943. Die ersten bestatteten Menschen sollen Zwangsarbeiter, sowjetischer Herkunft, ohne eindeutigen Namen gewesen sein. Dafür wurden sie extra vom Alten Friedhof gegenüber, auf den Ehrenfriedhof OdF umgebettet. Leider wurde der Ehrenfriedhof 1945 stark bombadiert und dadurch stark beschädigt.
Am 8. Mai. 1945 wurden 74 KZ-Häftlinge aus dem KZ Wöbbelin ehrwürdig auf dem Friedhof Opfer des Faschismus bestattet. Die Gräber für sie mussten vorallem die damaligen bekannten Nazis ausheben, auch wurden die Bürger Schwerins mit Lautsprechern aufgefordert daran und an der anschliessenden Trauerzeremonie teilzunehmen.
Ab Juli 1945 befand sich die Rote Armee in Schwerin und nutzte den Friedhof für die Bestattung ihrer Militär-Angehörigen. 1946 erhielt der Platz seinen heutigen Namen. Bis dahin war dieser Platz in einem schlechten Zustand, durch weidende Kühe und Verwendung als Übungsplatz durch sowjetische Soldaten. 1949 gabe die Rote Armee diesen Platz an die Stadt Schwerin zurück, für die weitere Pflege. 1967 endete die Bestattung von sowjetischen Bürgern. Bis dahin sollen 1.063 sowjetische Bürger dort ihre letzte Ruhestätte erhalten haben.
1978 wurde die Bronze-Statue "Kämpfer der Roten Armee" aufgestellt. Sie soll einen sowjetischen Soldaten, der um die Toten trauert, darstellen. Entworfen und erstellt hat sie der Berliner Bildhauer Gerhard Thieme. Auch wurde ein Torbogen über den Haupteingang mit der Inschrift "Ruhm der sowjetischen Armee" errichtet.
Zwischen den Jahren 2010 bis 2013 nahm man die denkmalgerechte Instandsetzung durch die Firma OLP Klisch&Schmidt in Angriff. Die Bausumme betrug 330.000 Euro für eine Gesamtfläche von ca. 10.900 qm. Dafür wurde die Sanierung der Grabsteine, sowie Wege und auch die Wiederherstellung des Haupteingangs fertigestellt. Eine Neuaufstellung der grauen Namensplatten mit den Familiennamen der beerdigten sowjetischen Bürger nahm man sich auch vor. Der gesamte Ehrenfriedhof steht nun unter Denkmalschutz und befindet sich in der städtischen Pflege des SDS in Schwerin (Stadtwirtschaftliche Dienstleitungen Schwerin).
2016 setzte sich das Ehepaar Dagmar und Peter Kary dafür ein, dass 22 KZ-Häftlinge ihren Namen zurückbekamen und nicht nur als Nummern da standen. Das Ehepaar hat sehr intensiv in der Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin nachgeforscht und konnten wenigstens dadurch einigen KZ-Häftlingen ihren Namen zurückgeben. Zusätzlich konnte die folgende Nummer zugeordnet werden:
KZ-Nummer: 37345
Léon Le Mouliec
geb.19.10.1920 (Belz, Department Morbihan)
gest.02.05.1945
2016 haben dann auch die SDS zwei neue Infotafeln (s. Fotos) aufgestellt, dank der Angehörigen aus den Niederlanden, die sie darauf aufmerksam gemacht haben.
Aufbau der Gräber
In der 50ziger Jahren bestattete man im Halbkreis mittig des Friedhofes NS-Verfolgte. Davon mittig liegt die Grabplatte des Ministerpräsidenten von Mecklenburg Kurt Bürger. Sein richtiger Name war Karl Wilhelm Ganz. Er hatte mehrere Pseudonyme, darunter auch Kurt Krüger. Leider dauerte seine Amtszeit nur neun Tage, weil er einem Herzversagen erlag. in den 60ziger Jahren wurde bei Bauarbeiten im Ortsteil Grosser Dreesch ein Massengrab gefunden und rund 500 Skelette wurden ausgehoben und auf dem Ehrenfriedhof umgebettet. In den 70ziger Jahren stellte man 71 Grabsteine für die am 8. Mai.1945 beerdigten KZ-Häftlingen auf. Der grösste Anteil dieses Friedhofes machen Grabstätten sowjetischer Herkunft aus.
Besonderheit des Friedhofes
Laut der Stadt Schwerin soll seine Besonderheit sein, dass sich dort viele verschiedene Opfergruppen der NS-Zeit versammeln, wie zum Beispiel das Grab von dem Sozialisten Kurt Bürger und auch andere Sozialisten, Kriegstote, Soldaten der sowjetischen Armee, KZ-Häftlinge, Bürger aus der Sowjetunion und NS-Verfolgte, die nach 1945 verstorben sind. Im Ganzen soll dieser Friedhof 1.504 Grabstätten aufweisen. Wobei es bestimmt mehr sind.
Probleme mit diesem Friedhof
Leider wird dieser Friedhof immer wieder Angriff von Vandalismus. 1992 wurden 43 Gräber der KZ-Häftlingen geschändet und sowjetische Grabsteine umgeschmissen. 1996 wurden 60 Gräber geschändet. Dabei wurden die Gräber zertrampelt, Steine mit SS-Zeichen beschmiert und auch Grabsteine umgeschmissen. 2014 wurden vier Grabsteine umgeschmissen.
Friedhofsplan
- Haupteingang
- Eingang "Sandstrasse"
- Grabfelder
- Gedenktafel der 74 Opfer des KZ Aussenlagers Wöbbelin
- Grabfeld für Verfolgte der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
- Grabmal Kurt Bürger, Ministerpräsident von Mecklenburg (1951)
- Sammelgrab
- Plastik "Kämpfer der Roten Armee"
Adresse
Ehrenfriedhof Opfer des Faschismus
Platz Opfer des Faschismus/Ecke Sandstrasse
19053 Schwerin OT Paulsstadt
- Friedhofseingänge
- Platz Opfer des Faschismus
- Sandstrasse
- Parkmöglichkeiten
- Der Haupteingang und auch der Nebeneingang kann von der Sandstrasse erreicht werden. Parkplätze direkt gibt es nicht. Meistens wird in der Sandstrasse geparkt, da der Ehrenfriedhof mitten in einem Wohngebiet liegt, sind Parkmöglichkeiten sehr begrenzt.
- Ausstattung
- Sitzmöglichkeit (Bank) und eine Wasserentnahmestelle für die Bewässerung von Grabpflanzen, sowie getrennte Mülleimer.
Weiterführende Informationen
- Grab- und Gedenksteine
- Ehrenfriedhof Opfer des Faschismus Schwerin-Paulsstadt im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
- Literatur
Felix Bossow: Grabsteine erzählen Geschichte. Ehrenfriedhof Opfer des Faschismus (Schwerin 2005)
Katja Pawlak: Soldatenfriedhöfe und Kriegsgräberstätten in der Landeshauptstadt Schwerin. Schwerin 2012
- Weblinks
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedhof_der_Opfer_des_Faschismus
http://hartmutstein.com/danach.html
https://www.sds-schwerin.de/bestattungen-friedhoefe/kriegsgraeber/
https://mecklenburg-vorpommern.volksbund.de/aktuell/projekte/artikel/friedhof-der-opfer-des-faschismus-schwerin