Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/073

GenWiki - Digitale Bibliothek
Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
Inhalt
<<<Vorherige Seite [072]	Nächste Seite>>> [074]
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

sich dem reformierten Bekenntnis anschloß und das ganze Land ihm nachfolgte. Das kam also. Als Junker Philipp Ludwig I. von Münzenberg 18 Jahre alt geworden war, schickte ihn sein Vormund auf Reisen. Im Jahre 1572 kam er mit seinem Hofmeister zu Paris an und machte die Bekanntschaft des berühmten Admirals Coligny. Dieser war das Haupt der dortigen Reformierten oder Hugenotten und wurde in der Bartholomäusnacht (24. August) wie viele tausend andere Protestanten auf Befehl des französischen Königs und seiner Mutter ermordet. Von diesem Greuel war der junge Graf von Hanau-Münzenberg ein zitternder Zeuge. Denn er wohnte bei Hugenotten im Hause. Unter Zurücklassung all seines Gepäckes flüchtete er sich zu einem gewissen Grafen Courtelain. Dieser nahm ihn anfangs freundschaftlich auf, plötzlich aber drohte er ihm mit dem Tode und ließ ihn nicht eher frei, als bis er ihm eine Verschreibung von 1200 Kronen abgenötigt hatte. Dem jungen Grafen blieb alles das unauslöschlich in der Seele. Es erging ihm wie einst Konstantin dem Großen, der von seinem Vater als Geisel nach Rom geschickt worden war und die verfolgten Christen eben darum lieben lernte, weil sie verfolgt wurden (Matth. 5,18). Immer mehr neigte er sich den Reformierten zu. Zur Regierung gelangt (1575) verheiratete er sich mit der reformierten Gräfin Magdalena zu Waldeck. Nachdem er aber frühe im Alter von 27 Jahren an einer hitzigen Krankheit gestorben war, ging nach dem Wunsch des Abgeschiedenen die hinterlassene noch sehr junge Witwe eine zweite Ehe ein mit dem Grafen Johann zu Nassau-Dillenberg, dem Bruder Wilhelm des Schweigsamen von Oranien, des großen Helden, der, von dem Deutschen Reiche verlassen, mit Hilfe seiner Brüder den Niederlanden den Sieg der Freiheit und des Evangeliums erkämpft hat und dafür gestorben ist. Die Oranier gehörten mit Leib und Seele dem reformierten Bekenntnisse an. Sie nahmen es den Lutherischen gar sehr übel, daß sie ihnen in der Bedrängnis gegen Spanien nicht beistehen wollten.