Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/143

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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Endlich kam die Nachricht vom Frieden, welcher am 30. Oktober 1697 zu Ryswick abgeschlossen wurde. Dem deutschen Reiche mußte überlassen werden außer Breisach, Freiburg und Philippsburg auch noch die Festung Kehl. Durch ein kaiserliches Diplom wurde diese Festung dem Markgrafen Ludwig, „dero um das Publikum erworbenen unsterblichen Meriten halber“ zuerkannt. Fort Louis dagegen blieb bei Frankreich, und ein diesseits des Rheines bei Stolhofen gelegenes Fort mußte geschleift werden. Am meisten berüchtigt ist die sogenannte Ryswicker Klausel, nach welcher in allen von Frankreich zurückgegebenen Dörfern und Städten das Kirchenwesen auf dem Standpunkte bleiben sollte, auf welchen es unter französischem Regiment gekommen war. Nicht weniger als 1922 Orte aber waren es in Deutschland, in denen die Katholiken durch die Franzosen größere Rechte erlangt hatten.

Unter bangen Befürchtungen für die evangelische Kirche hielt darum Audreas Propheter, welchem nunmehr die Pfarrei definitiv übertragen worden war, am Sonntag Septuagesimae 1698 seine erste Predigt auf der wieder neu aufgerichteten Kanzel. Am 4. Oktober 1699 starb sein vielgeprüfter Vorgänger „der Wohlehrwürdige, Großachtbare und Wohlgelehrte Herr Johann Jakob Heckel, in dem heiligen Predigtamt 43 Jahre, sein Alters aber 72jähriger Pfarrer und wurde bei der Kirche zur Erde bestattet.“ Wollen wir das, was dieser und seine Gemeinde erlebt und ersehnt, in Worten wiedergeben, so geschieht das am besten durch folgendes Lied des alten Hanauischen Gesangbuchs:

„Laß dir doch das hertze brechen
Ueber uns, erzörnter Gott!
Dann die widersacher sprechen:
Zions hoffnung wird zu spott!
Wilst du dann dein Ephraim
Mit verderbunß-vollem Grimm
Überall entkräfftet schwächen?
Laß dir doch das hertze brechen.
Siehe doch wie land und Städte
Bey der krieges-angst vergehn!
Alles haus- und feldgeräthe
Muß zu freyer beute stehn,
Und nach aufgezehrtem gut
Dräut des mord-geistes übermuth
Noch mit hauen und mit stechen
Laß dir doch das hertze brechen.