Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/192

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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Noch war ja jener Prozeß gegen den Landesfürsten, der aus der Hanauer Zeit in die Hessische hinüber verpflanzt worden war, nicht zum Austrage gekommen. Jetzt wurde die Unzufriedenheit wieder heftiger. Einige Lasten, wie der Todfall (siehe Seite 58 Nr. 11) und die Weinaccise waren abgeschafft worden. Dadurch wurde die Unbotmäßigkeit nur noch größer. Die Dekrete der Regierung, welche den Schulbesuch und die Sittlichkeit der erwachsenen Jugend betrafen, wurden verspottet. Dennoch mußten sie fort und fort auf den Kanzeln verlesen werden. Geld- und Turmstrafen wirkten am nachhaltigsten. Dagegen wurde viel Unfug dabei verübt, so oft einem Diebe die Geige angelegt, der gestohlene Gegenstand daraufgebunden und alsdann ein Umzug durch das Dorf gehalten wurde. Gesetzliche Bestrafungen sollten nie und nimmer zu Volksbelustigungen dienen. Andere mußten in dem Schellenwerke arbeiten. Auch übertriebene Lustbarkeiten bei Taufen und Hochzeiten wurden bei Strafe untersagt. Mit dem Verfertigen der Brautkunkel sollte nicht schon am Sonntag vor der Hochzeit der Anfang gemacht, beim Kirchgange der Wein zu Hause gelassen, die Zerrhenne wie der Schappelhirsch, zur Unsittlichkeit verleitende Tänze, eingestellt werden. Ebenso wurde untersagt das Specksammeln am Dreikönigstage, wobei es sich darum handelte, auf irgend welche listige Weise, ohne Wissen des Eigentümers, das Rauchfleisch aus dem Kamin herunterzuangeln.

Alle Versuche, die Bevölkerung zur Annahme des hessischen Gesangbuches zu bewegen, blieben fruchtlos. Als endlich einmal auch bei uns der Gregorianische Kalender eingeführt werden sollte, wehrte man sich Jahrzehnte lang dagegen mit Händen und Füßen. Niemand wollte sich um zehn Tage jünger machen lassen. Der Schultheiß Matthieß Hauß († 1771) und die Gerichtsschöffen hatten einen bösen Stand, sobald sie ernstlich für die landesherrlichen Gesetze einzutreten versuchten.

Die Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen gab sich auch besonders dadurch zu erkennen, daß viele sich in der