Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/201

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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den Kaiserlichen zurückgeschlagen (25. März bei Stockach), faßten sie dann in unserem Ländchen festen Fuß. In Freistett und Rheinbischofsheim wimmelte es von französischem Kriegsvolk. Zwischen Auenheim, Zierolshofen, Querbach und Kork fanden kleinere Gefechte statt. Am übelsten daran aber war wieder das „unglückliche Kehl“, um dessen Besitz die beiden Generale Legrand und Fuchs rangen. In einem Hilfruf, welchen die gewesenen Bürger von Kehl und Sundheim an gute Menschen ergehen ließen, heißt es:

„Beym Anscheine des Friedens durch den Kongreß zu Rastadt flickten wir 93 Kleine Wohnungen zusammen, um wenigstens nicht unter freyem Himmel von Hitze oder Frost getödtet zu werden. Aber im Frühling 1799 mußten wir Bedrängte, auf Befehl der Franzosen, unsere Häuser in Zeit von 48 Stunden wieder zusammenreißen, und dem Feinde jedannoch Frohndienste leisten. –

O ihr guten Menschen! unbeschreiblich ist unsre Noth und ohnsäglich unser Jammer: unsere Felder sind verödet: unser Vieh getödtet oder entführt; unser Ackergeräthe verbrannt; unsere Häuser niedergerissen; unsere Weiber entkräftet; unsere Kinder abzehrend; wir und sie ohne Kleidung, ohne Nahrung, ohne Obdach, – unsere Nachbarn im nämlichen Schicksale beynahe mit uns! ....“

Außerdem herrschten in unseren Gemeinden typhusartige Krankheiten: Die rote Ruhr, das Fleckfieber, das hitzige Brustfieber, welches innerhalb weniger Stunden den Tod herbeiführte, die Kinderblattern und die Kinderpest. In den Jahren 1794, 1795 und 1800 fanden in Freistett infolgedessen 90, 94 und 94 Beerdigungen statt. Alles seufzte nach dem Frieden.

Dieser kam, als bereits die Geschicke Europas in die Hand Napoleons gelegt waren, welcher soeben Österreich in Italien zu Boden geworfen hatte. Am 1. Januar 1801 ward der Friedenskongreß zu Luneville eröffnet. Der deutsche Kaiser gab dabei unser Vaterland den Franzosen völlig preis. Die deutschen Fürsten mußten nun selber für sich mit Frankreich in Verhandlung treten, wie dies der Landgraf von Hessen-Hanau schon 1797 gethan hatte. Dies geschah zu Regensburg. Jahr und Tag wurde daselbst darüber beraten, wie die aus ihren linksrheinischen Besitzungen vertriebenen Fürsten