Hamm-Bossendorf/Volksschule Sickingmühle
Katholische Volksschule Sickingmühle
2000 / 2005, Bodo Stratmann, 5. Teil:
Erste Unterrichtungen
Nachgewiesen als erster Schulmeister in Sickingmühle und Herne, "wo die ganze Gemeinheit zur Schule schickt", wurde im Jahre 1782 der Schulmeister Wember. Bei ihm hatten wir es sicherlich mit einem Lehrer zu tun, welcher der Jugend dieser westlichen Bauerschaften im Kirchspiel zumindest an Sonntagen das "Vaterunser" und das Glaubensbekenntnis beibrachte und andere christliche Verhaltensweisen anerzog. Von sich aus interessierte Kinder konnten dann wohl auch mehr oder weniger umfassend das Lesen und Schreiben erlernen. Zu dieser Zeit, aber auch schon vorher, wurden heute noch erhaltene Dokumente von Sickingmühler Bauern zwar manchmal holperig, aber eigenhändig unterschrieben. Ab 1798 mußte aber die neuerbaute zentrale Vikariatsschule in Hamm besucht werden.
Schulneubau
Die hohe Schülerzahl in der Hammer Zentralschule führt schließlich durch eine Regierungsverfügung vom 30.05.1899 zum Bau der ersten Tochterschule in Sickingmühle und Festlegung eines neuen Schulbezirks für Sickingmühle und Herne. Wegen der Lage der Schule besuchte nun ein Teil der Kinder der Bauerschaft Herne die Volksschule in Sickingmühle, während der größte Teil der Kinder weiterhin in Hamm zur Volksschule ging. Zum Bau der ersten öffentlichen Schule in Sickingmühle, wurden die Ziegelsteine mit Fuhrwerken von der Ziegelei in Haltern an die Lippe gebracht und in Lastkähnen verladen. Von dort ging es die Lippe abwärts bis zur Fähre Stegemann / Haus Ostendorf, hier wurden die Ziegelsteine dann wiederum auf Fuhrwerken des Bauern Amerkamp verladen und zur neu eingerichteten Baustelle an der Grenze zwischen den Bauerschaften Herne und Sickingmühle gebracht. Da die Verbindungsstraße (Marler Straße) zwischen Datteln und Haltern erst 1902 / 1904 ausgebaut wurde, bestand bei der Menge und der Schwere der Lasten Gefahr für die alte Landstraße und die Achsen der Fuhrwerke, sie war eine Mördergrube für Mann und Pferd. Schließlich wurden 1905 die letzten Fuhren an Steinen und Bauholz für den Dachstuhl auf der Lippe befördert. Danach konnte die Schule 1906 ihren Betrieb mit einem Klassenraum aufnehmen. Die Toiletten lagen bis zur Schließung der Schule außerhalb des Schulgebäudes.
Zur Erinnerung an die Schuleröffnung wurde später ein Findling aufgestellt, an dem die Jahreszahl angebracht wurde.
Erste Lehrer
Einer der ersten Lehrer dieser Schule war im Jahre 1909 der Lehrer Tophoff, welcher sich auch als Schriftführer im Kirchbauverein Sickingmühle engagierte, der am 15.08.1909 gegründet wurde. Im ersten Kriegsjahr 1914 wurde schon der Sickingmühler Lehrer Arns "zur Fahne einberufen". Daher mußte die einklassige Schule in Hamm während des Krieges geschlossen und die Kinder wiederum auf Bossendorf und Sickingmühle verteilt werden, da der Hammer Lehrer Glatz den Unterricht in Sickingmühle übernehmen mußte. Am 01.01.1917 wurde Theodor Daamen als junger Lehrer in Sickingmühle eingestellt.
Schulweg eines Lehrers
Der Junglehrer Daamen wohnte abfänglich in Marl-Hüls. Als Hauptlehrer Daamen erinnert er sich noch ganz genau an den täglichen Fußweg von Hüls nach Sickingmühle, als er hier am 01.01.1917 als junger Lehrer angestellt wurde: "Beim Austritt aus der alten Kolonie Hüls war alles Heide und Busch, Kiefern und Birkenhorst. Ein kleiner Pfad führte über den Silvertbach, kurz vor der Einmündung in den Sickingmühlenbach. Anfangs konnte man einige in den Bach gelegene Findlinge zum Überqueren benutzen, später eine einfache, von Bergleuten angelegte Knüppelbrücke. Um die Jahrhundertwende war es hier ziemlich einsam. Wald, Heide, Busch, Wiesen und weniger Felder als heute kennzeichneten die Bauernschaft Sickingmühle. Die Schule war eine Heideschule im verträumten Heideort."
Kriegsunterricht
Währen des ganzen Krieges fand ungeteilte Unterrichtszeit statt. Wegen der Kriegsbelastung fehlten 8 - 12 Kinder täglich. Zur Frühjahrsaussaat und Erntezeit mussten meist größere Kinder beurlaubt werden. Jährlich wurden etwa 3 Kinder dauernd beurlaubt oder vorzeitig entlassen. Weiterhin gab es jährlich 1 Woche Ernteurlaub. Ebenso Grippe-, Feldbestellungs- und Ernteferien. Zur Einsparung von Kohlen traten auch noch Kohleferien in Kraft. Und schließlich kam es im Kriege zu häufigeren Wechsel der Lehrkräfte.
In der Schule war, wie auch in Hamm, die Lehrerdienstwohnung untergebracht.
Steigende Schülerzahlen
- 1906 zunächst 63 Kinder
- 1913 waren in der einen Klasse 86 Kinder zu unterrichten
- 1930 war die Schülerzahl auf 118 Schüler angewachsen.
Umbau der Lehrerdienstwohnung
In der Schule war, wie auch in Hamm, die Lehrerdienstwohnung untergebracht. Wegen der steigenden Schülerzahlen wurde die Lehrerdienstwohnung 1915 zum zweiten Klassenraum umgebaut. Da bis 1930 dann die Schülerzahl weiter wuchs, mußte auch das Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Lehrerdienstwohnung in einen dritten Schulraum umgebaut werden. Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Schülerzahl auf 185, womit der vierte Klassenraum fällig war.
Ausweichschulen
Im II. Weltkrieg musste die Schule zweimal geräumt werden. Von Sept, 1939 bis zum 14.10.1940 wurde daher im oberen Saal des Gasthofes Baumeister in drei Schichten Unterricht erteilt, da die Schulräume von Soldaten der Flak belegt warem. Kurz vor Kriehsende diente die Schule vom 27.02. bis zum 28.03.1945 zur Unterbringung von Arbeitssoldaten. Während dieser Zeit wurde der Gasthof des Müllers Bennecker in der alten Mühle als Ausweichschule in 3 Schichten benutzt, aber schon am 27.03.1945 wurde der Unterricht ordnungsgemäß eingestellt und erst am 12.11.1945, nach Kriegsende, wieder aufgenommen.
Zwischen 1950 - 1955 lernte ich in Sickingmühle als Hauptlehrer, Schulleiter und nächsten Nachbarn Theodor Daamen kennen (In seiner Werkstatt konnte ich nach Feierabend als verschwiegenes Nachbarkind, welches sich mit um seine Bienen kümmerte, aus Regenschirmstäben Flitzebögen bauen und Zwillen herstellen), weiterhin als Lehrerin Fräulein Katharina Schulte, welche mit ihrer Schwester im Haus des Hauptlehrers wohnte, Frl. Pfennig - bei der wir auch schon in Hamm als Jungen zeitweilig Handarbeits- und Hauswirtschaftsunterricht hatten, so wie meinem Großvetter Antonius Rieman. „Hausmeisterin“ war damals „Tante Hermine“ Lange. Sie kochte dem gestressten Lehrkörper schon mal eine gute Tasse Kaffee zur Aufmunterung.
Durch die Neuordnung des Schulwesens wurde diese Schule 1968 aufgelöst und an den Kötter Bernhard Sengelhof verkauft.
Gemeinschaftsgrundschule Sickingmühle
Sie wurde in den Jahren 1962 / 63 erbaut und umfasste 1968 mit den Kindern der aufgelösten Schulen aus Hamm und Bossendorf 5 Klassen, dazu kam ab dem 01.08.1969 ein Schulkindergarten mit 2 Gruppen und ab 1970 eine Vorklasse mit 26 Kindern. Mit der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 wurden die Kinder der Bauerschaften Bossendorf und Hamm nach Haltern eingeschult. Im Jahre 1999 wurde diese Schule über 15 Monate völlig saniert.
Schulwesen
- (1. Teil) Hamm-Bossendorf/Sonntagsschulen, Sonntagsschule vor 1798, mehrere signierfähig.
- (2. Teil) Hamm-Bossendorf/Vikariatsschule, Elementarschule (1798), breite Förderung der Kulturtechnik.
- (3. Teil) Hamm-Bossendorf/Schülerliste 1859-60
- (4. Teil) Hamm-Bossendorf/Volksschule Bossendorf ab 1909
- (5. Teil) Hamm-Bossendorf/Volksschule Sickingmühle ab 1904
- (6. Teil) Hamm-Bossendorf/Schulen der Waldsiedlung ab 1942