Handbuch der praktischen Genealogie/263
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Handbuch der praktischen Genealogie | |
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Band 2 Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI | |
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durch die Kunst Italiens einerseits und die Flanderns andererseits, zur vollen Aufnahme der äußeren Natur, wie sie sich dem neuerschlossenen, aber mit Bewußtsein auswählenden und aus Neigung komponierenden Künstlerauge darbot, bei der einen Stammesgröße mit stärkerer Betonung des ästhetisch Anmutenden, bei der anderen mit gleichartiger Wiedergabe aller Zufälligkeiten, oft gerade mit Hervorhebung des Herben und Häßlichen, ja selbst zuweilen des Grausigen und Abstoßenden, — führt zu dem großen Phänomen der Wiedergeburt der Natur, zu dem mehr oder minder verklärten sogenannten Realismus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, aus dem heraus die nach dem höchsten Idealismus, im reinsten Sinne des Wortes, ringende Kunst eines Dürer und eines Holbein sich erheben sollte.
Stifterfiguren.
So gering die Zahl der als Porträts gemeinten Zuschauer oder Handelnden auf den bildlichen Darstellungen des 15. Jahrhunderts ist, so unermeßlich ist auf Votivgemälden, Kirchen- und Hausaltären die Gesamtsumme der Stifterfiguren. In allen Größen, in allen Lebensaltern, in jeder Art stümperhafter, selten künstlerischer Ausführung, treten sie uns dort entgegen: Insekten vergleichbar an Wuchs, als Däumlinge, Zwerge, in halber bis zur vollen Menschengestalt, Kinder, Jünglinge und Jungfräulein, Männer und Frauen, Greise und Matronen, vom kaum lesbaren kakographischen Schnörkel oder Monogramm einer menschlichen Figur bis zum mehr oder minder lebensgleichen Konterfei.
In der Regel erscheint der Stifter knieend und betend, den Rosenkranz mit den Fingern abzählend, ohne Pathos in Gebärde oder Ausdruck, mit dem Kleide seines Standes angetan, der Ritter in seiner Rüstung, die Frau in der Kirchentracht. Brustbilder, die von unten her aus dem Rahmen emportauchen, sind seltene Ausnahmen. Zuweilen werden bandartige, flatternde Streifen mit einer kurzen Gebetformel oder einem frommen Spruch beigegeben, die oft, besonders in der Frühzeit, geschickt als Ornament verwertet werden, ferner auch das Familienwappen. Namensbeischriften sind sehr selten.
Der künstlerische Wert der deutschen Stifterbildniswelt ist im großen und ganzen sehr gering. Selbst die besseren Meister haben, ganz im Gegensatz zu italienischem oder niederländischem Kunstgebrauch, die Donatoren auffällig flüchtiger behandelt, als die übrigen Personen der Darstellung. Auf Porträtähnlichkeit scheint es selbst da, wo ein größerer Maßstab angewendet worden ist, kaum abgesehen zu sein.
Rosenkranzbilder.
Das Rosenkranzbild zeigt in der Regel die heilige Jungfrau von einem Ring roter und weißer Rosen umgeben, ein Sinnbild der Freuden und Leiden Maria, welcher Repräsentanten aller Stände den Rosenkranz überreichen, ein Gedanke, der mit der Stiftung der Rosenkranz-Brüderschaften in Verbindung steht. In recht guten Bildnissen der männlichen Ständevertreter werden wir Porträts erkennen dürfen.
Schutzmantelbilder.
Die Mater Misericordiä, auch Maria Schutz oder Schutzmantelbild genannt, zeigt die Madonna, wie sie ihren weiten, oft von Engeln oder Heiligen gehaltenen Mantel über die ihrer Obhut sich Anvertrauenden ausbreitet.