Herforder Chronik (1910)/205

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Herforder Chronik (1910)
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Herforder Chronik 1910.djvu
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Entschlossenheit, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Im Verlaufe des Unglücks muß der Sturmwind umgeschlagen sein. Er verließ die Stätte, wo er seine Wut ausgelassen, und als ob er neue Nahrung suchte, fegte er mit seinem Funkengestöber zur Altstadt hinüber. Aufheulten die Altstädter Feuerglocken, fort stieben von der Neustadt die Altstädter und Radewiger, um ihr gefährdetes Heim zu schützen. Die Altstadt blieb, mit Ausnahme weniger Stellen „umb die Altstädter Kirche, an I. f. Gn. (Ihre fürstliche Gnaden) Weinkeller und abteilichen Vorwerk“ verschont, die Wut des rasenden Feuers hatte sich eine andere Beute ausersehen.

Das war die Radewig, - „da es denn sehr grausamb gehauset, also daß die zuvor von dem Wetter abgedeckte S. Jakobskirche an ihrem überblieben Holzbedeck, auch sonsten inwendig gleich dero uffr Neueilstadt ... in Asche gelegt (wurde)“.

An anderer Stelle: „neben der ansehentlichen Spitze bis uf die bloßen Gewölber ganz abgebrannt“.

Da verbrannte mit den Häusern aller Hausrat, den man infolge der blitzartig züngelnden Flammen nicht bergen konnte,

„und der Scheunen gefüllte Räume,
und die Speicher, vom Segen gebogen“.

Kaufmannsgüter, wie englische Tuche, Leinewand, Korn und was sonst die Radewiger Kaufleute in ihren Geschäften führten, alle Habe wurde rettungslos von den Flammen verzehrt.

Noch einmal leuchtete da der Radewig Glanz und Herrlichkeit auf im Wiederschein des Flammenmeeres und der roten Feuersgluten, um nach wenigen Stunden in sich zusammenzusinken und zu verbleichen auf lange, lange Zeit.

Wo sonst Häuserreihen standen, weitschauende Giebel ragten, da war „leergebrannt die Stätte“. Der junge Tag erblickte schwelende, rauchende Trümmerhaufen, das helle Licht der Sonne verfinsterte sich vor den aufsteigenden Qualmwolken. „Die Nacht über war ein überaus groß Jammer und Elend in der Stadt Herforden gesehn und gehört worden,“ - der Morgen fand schweigende Menschen. Aus den bleichen, verhärmten Gesichtern richtete sich der Blick nach dem Grabe ihrer Habe und Hoffnungen. In den Straßen standen sie untätig, die noch gestern in der Vollkraft ihres Lebens schafften und wirkten, sie, die noch gestern reich waren und heute arme Leute sind.

Die tränenvollen Augen irrten unstät umher, als suchten sie noch einmal ihr altes, trautes Heim zu erschauen, das ihnen des Feuers Wut geraubt. War ihnen wohl der süße Trost geblieben, daß kein teures Haupt ihrer Lieben fehlte? Wir wissen's nicht; die Urkunden sagen an keiner Stelle etwas von verlorenen Menschenleben, und was wir sonst an Zeugnissen über das verheerende Unglück besitzen, schweigt davon auch.

Da erzählt die Inschrift an dem schönen Giebel des nach dem Brande wiedererbauten Hauses von Heinrich Feuerborn Nr. 9, früher Nr. 705, das jetzt Richter, vordem Klingenberg gehörte: