Herforder Chronik (1910)/253

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Herforder Chronik (1910)
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Stipendium erhalten, bestimmte das Vermächtnis, und es ist noch heute in Kraft. Da Dr. Amplonius Rattinger kein Herforder war und von persönlichen Beziehungen seinerseits zu unserer Stadt nichts bekannt ist, so kann vermutet werden, daß einzig der schon damals gute Ruf unserer Schule ihn bewogen hat, sie zu bedenken.

Der Studentenhof.

Er ist die hochherzige Stiftung eines zu hohen Ehren gekommenen Herforders. Der Stifter Hermann Dwerg, der seinen Namen nach der Sitte der Zeit in Nanus (d. i. Zwerg) latinisierte, war ein Geistlicher. Nachdem er die Schule seiner Vaterstadt durchlaufen und seine Studien beendet hatte, bekleidete er in Köln, Lübeck und Trier geistliche Ämter, um schließlich zu der einflußreichen Stellung eines Protonotarius (d. i. ersten Rates) am höchsten geistlichen Gericht der Christenheit in Rom berufen zu werden. In seinem 1430 errichteten Testament bedachte er seine Vaterstadt reichlich und bestimmte u. a. daß im Wohnhause seiner Schwester Frau Joel ein Kollegium für zwölf junge Leute und einen Rektor derselben eingerichtet würde, worin sie außer der Wohnung noch Nahrung und Kleidung erhalten sollten. Sie waren verpflichtet, täglich die Schule (am Münster) zu besuchen und jeden Sonntag in der Johanniskirche als Sänger mitzuwirken. Ihr Aufenthalt in dem Studentenkollegium durfte vier Jahre nicht überschreiten, danach bezogen sie zur Erweiterung ihrer Studien das dem Herforder ähnliche, gleichfalls von Hermann Dwerg errichtete Kollegium in Köln. (Köln hatte eine Universität.) Dwerg hatte für diese Stiftung 4000 rheinische Gulden ausgesetzt.

Wie nach der Reformation der Studentenhof einging und die Nanische Fundation eine andere Verwendung fand, die noch bis diesen Tag fortwirkt, s. bei Hölscher, Progr. 1869. Hölscher hat versucht, die Lage des ehemaligen Studentenhofes zu erforschen und gefunden, daß er am nördlichen Ende der Hämelinger Straße seine Stätte gehabt haben muß. Vielleicht ist das Eckhaus, wo die Straße zum Holland abbiegt, auf den Grundmauern des Studentenhofes errichtet.


Der milde Sinn unserer Herforder Vorfahren war mit Einführung der Reformation nicht erloschen; wir finden vielmehr noch nachher eine Reihe von Stipendien-Stiftungen, deren Geschichte Hölscher in der erwähnten Schrift ausführlich behandelt hat.


Von zwei Stiftungen ist uns nur eine ganz dunkle Überlieferung geworden, das ist zunächst

Die Kreuzbruderschaft.

Diese fraternitas S. crucis wird in der Urkunde Nr. 564 des Staatsarchivs genannt, in welcher ihre Belehnung (1658) mit dem auf der Freiheit gelegenen Kalandhofe bestätigt wird.